Kaiserslautern Das Beste fürs Pfaff-Gelände
„Was ist das Beste an dieser Stelle?“ Eine Antwort auf diese Frage will das Architekturbüro Astoc/Mess geben, das Anfang September von der Stadtverwaltung mit der Rahmenplanung für das frühere Pfaff-Gelände beauftragt wurde. „Dazu brauchen wir alle Akteure“, sagt Professor Markus Neppl vom Büro Astoc.
Ein Großteil der ersten Gesprächsrunde mit allen Beteiligten am Entwicklungsprozess hat die Bürogemeinschaft Astoc/Mess bereits hinter sich gebracht, schildert Markus Neppl im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Dazu gehören beispielsweise die Architektenkammer, die Referate Grünflächen, Stadtentwicklung, Umweltschutz, die Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) und die Stadtentwässerung, aber auch die Akteursgruppe Bürgerdialog oder die Künstlerinitiative „Pfaff erhalten − Stadt gestalten“ (PESG) und die über 60 Bürger, die vor kurzem mit einem Offenen Brief an die Öffentlichkeit getreten sind (wir berichteten). Markus Neppl denkt bereits weiter: „Im Oktober wird es wieder Akteursgespräche geben.“ Dann wollen die Planer ihre ersten groben Vorstellungen für das Gelände − „die Quintessenz dessen, was wir gelernt haben“ − skizzieren. Es würden ein Arbeitsmodell und erste Planskizzen vorgelegt und erneut die Meinung der Akteure gehört. „Wir sind wesentlich schneller in einem Thema drin, wenn wir mit allen reden“, konstatiert der Architekt mit Blick auf den „Riesenstapel Akten“ und Gutachten, den ihm die Stadtverwaltung übergeben hat. „Wir müssen ja erst einmal eine Idee kriegen“, erklärt der Architekt den Prozess. „Und das geht nur über die Akteure.“ Nach der zweiten Runde „können wir wieder etwas dazu sagen“, dann komprimierter. Beide Pfaff-Werkstätten hätten gute Arbeit geleistet, sie seien zudem gut dokumentiert worden und hätten für die Planungsarbeit „gute Ergebnisse“ geliefert, bilanziert Neppl, der jetzt den Zeitpunkt sieht, wo der Beteiligungsprozess in den Planungsprozess übergeht. Am Ende − ein halbes Jahr hat die Bürogemeinschaft dazu Zeit − steht ein Rahmenplan, der die Grundlage für den Bebauungsplan liefert. Das Projekt Pfaff sei ein komplexes Projekt: „Das hat es wirklich in sich. Und es hat zu viel Identität und Geschichte, um einfach nur ein weiteres Stadtviertel zu werden“, erklärt Neppl. Gleich zu Beginn müsse man sich zwischen den beiden Extremen reines Wohnen oder Industrie/Fabrik entscheiden. Neppl sieht weder das eine noch das andere auf dem 20 Hektar großen Areal: „Das Gelände spricht für einen gewissen Wohnanteil, für Grün, für Technologie und für Kreativwirtschaft/Kultur.“ Das seien die Möglichkeiten, für die eine Struktur und eine Nutzung gefunden werden müssten. Dazu brauche das Areal eine komplett neue Infrastruktur: Kanal, Straßen, Strom, Medien/Internet. Jetzt würden die ersten Schritte geplant und „die müssen richtig sein“. Koordiniert werden müssen zu Beginn auch die Erschließung und der Rückbau von Gebäuden. Mit dem Rahmenplan will Neppl zusammen mit seinem Kollegen Sebastian Hermann (Büro Mess) den Investoren/Nutzern konkrete Angebote machen. „Wir machen einen Plan, der sich an vielen Stellen sehr klar ausdrückt“, dennoch müsse er dem Nutzer Spielraum bieten. Er konstatiert weiter: „Wenn man nicht mit klaren Vorstellungen auf den Kapitalmarkt geht, frisst einen der Markt.“ Damit will er sagen, dass man gegenüber dem Investor/Nutzer klipp und klar feststellen muss: „Das geht und das geht nicht.“ Die Rahmenplanung enthalte die Erschließung des öffentlichen Raumes, verordne die Nutzung und die Baustruktur/Bauweise. Das alles werde dreidimensional visioniert und in drei Möglichkeiten ausgearbeitet: Es gibt eine Grundlage aus allen Erkenntnissen mit mehreren Varianten zu den einzelnen Geländeteilen, erläutert er. Eine Art Baukasten, dem man aber einen Gesamtzusammenhalt ansehen müsse. Schließlich soll dann der Gestaltungsbeirat mit ins Boot, in dem alle anderen Akteure auch bleiben sollen. Verwaltung, PEG, Politik und die Stadtgesellschaft „müssen wir im Boot halten“. Das sei nicht nur im Hinblick auf die Vermarktung des Geländes wichtig. „Städtebau heißt nicht nur, dass wir schöne Pläne machen, sondern dass sich viele Akteure aus der Stadt engagieren.“ In fünf Jahren müsse das Pfaff-Areal einen stabilen Stand erreicht haben. Bis dahin muss es nicht fertig sein, aber auf festen Beinen stehen, meint Neppl, der mit einem Entwicklungsprozess von zehn Jahren rechnet. |ita