Kaiserslautern Das Experiment mit den jungen Wilden

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Kaiserslautern. Die Jungen ranlassen und ausbilden, mit diesem Plan war Oliver Schäfer angetreten, als er die U23 des 1. FC Kaiserslautern vom zu den Profis aufgerückten Trainer Konrad Fünfstück übernommen hatte. Am Ende der Regionalligarunde steht er mit 43 Punkten da und Tabellenplatz zehn und sagt, dass sein Plan aufgegangen ist, auch wenn er manchen Preis dafür zahlen musste.

Beispielsweise wenn er an der Seitenlinie stand, zusehen musste, wie seine Jungs im Spiel haarsträubende Fehler machten, die nicht mal im Training passierten, wie sie leichtfertig den Ball verschenkten, der letzte Pass nicht kam oder die Abgezocktheit vor dem Tor fehlte. „Als Zweitmannschaftstrainer bist Du dafür da, dass Du eine Plattform bieten musst, auf der man Fehler machen darf. Du bist aber auch dazu da, zu arbeiten und zu verbessern. In dieser Häufung sind solche Fehler bei den Profis nicht erlaubt.“ Der ehemalige Bundesligaprofi warf die Jungen ins Rennen, ließ sie die Fehler machen, stellte sich vor sie und gab ihnen weiter das Vertrauen. Am Ende der Saison ist er zufrieden mit dem, was er dafür zurückbekommen hat. „Viele haben richtig gute Fortschritte gemacht. Die Innenverteidigerposition war sehr gut und stark besetzt. Johannes Hofmann und Dino Bajric haben das überragend gemacht. Nils Seufert hat sich gerade in den Trainingseinheiten und den wenigen Einsätzen, die er hatte, gut entwickelt“, lobt er seinen 19-jährigen Stürmer, der inzwischen einen Profivertrag beim FCK unterschrieben hat. „Er hat seine Spielweise verändert, vom Jugendstil Fußball zu spielen zum zielorientierten, einfachen Ergebnisfußball hin.“ U23-Stürmer Robert Glatzel hat sich in der Zeit mit 15 Treffern auf Platz fünf der Regionalligatorliste vorgearbeitet. „Er hat sich, was das Ballhalten, An- und Mitnahme und die Abschlussqualität betrifft, verbessert“, stellt Trainer Schäfer zufrieden fest, der auch Erik Wekesser, 18, ebenfalls mit Profivertrag ausgestattet, auf einem guten Weg sieht. Der Mittelstürmer hat Fortschritte gemacht, das Umschalten in die Defensive gelernt, Kreativität auf dem Platz gezeigt. Schäfer erinnert aber auch an Spieler wie Tino Schmidt, Michael Schindele, Bernard Kyere-Mensah. „Es hat richtig Spaß gemacht zu sehen, wie sie sich weiterentwickelt haben“, sagt ihr Coach, für den es nicht immer leicht war, in die enttäuschten Gesichter derjenigen zu sehen, die aus Altersgründen weniger oder nicht mehr zum Zug kamen. Ein halbes Dutzend Spieler musste am Ende der Saison weiterziehen, weil ihre Verträge ausliefen, unter anderem Kapitän Mario Pokar (26), der künftig beim luxemburgischen Erstligisten F91 Dudelange am Ball sein wird. Thorsten Reiß (31), der nicht mehr zum Einsatz kam und dann als Schäfers Co-Trainer arbeitete, verlässt den Verein und widmet sich seiner Berufsausbildung. Und im Nachwuchsleistungszentrum geht die Ausbildungsarbeit weiter. Carlo Sickinger (18, Mittelfeld) und der Norweger Brian Kjeldsberg (18, Mittelstürmer) stoßen von der U19 dazu. Schäfer will den Kader weiter verkleinern. Manfred Paula, der Sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, sucht in Absprache mit ihm noch einen Defensiv- und einen Offensivspieler. In der Zwischenzeit versucht der Trainer abzuschalten, auch wenn seine berufliche Zukunft noch offen ist. Sein Vertrag endet, die Gespräche laufen. Seinen Jungs hat er in der Zwischenzeit aufgetragen, erstmal drei Wochen Urlaub zu machen, Körper und Geist zu regenerieren, den Kopf freizukriegen. Bevor es am 27. Juni wieder losgeht, sollen sie dann zwei Wochen lang Hausaufgaben machen, nach den individuellen Trainingsplänen, die er ihnen mit in die Pause gegeben hat. Laufeinheiten und Übungen zur Stabilisierung stehen auf dem Plan, ob er eingehalten wird, kann der Coach später an der Pulsuhr sehen, die jeder mit im Urlaub hat. Schonzeit bekommen die beiden U19-Spieler, auf die noch die Relegationsrunde wartet, und Dino Bajric, der von der Nationalmannschaft eingeladen wurde – was Schäfer Recht gibt, dass sein Plan, auf die jungen Wilden zu setzen, aufgegangen ist.

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