Kaiserslautern Der Unerschrockene

Er will „voll angreifen“: Christian Kühlwetter.
Er will »voll angreifen«: Christian Kühlwetter.

Ganz ehrlich, ich musste mich im Trainingslager in Zams an den ersten beiden Tagen schon mal beim Pressestab des 1. FC Kaiserslautern mit Stefan Roßkopf und Ann-Kathrin Dienst vergewissern, ob der Spieler auch der Spieler war, den ich gerade bei einer Aktion auf dem Rasen gesehen zu haben glaubte. Klar, eine Type wie Jan Löhmannsröben mit seinem unverwechselbaren Gang oder den aus dem Trikot quillenden Tattoos kann man nicht verwechseln. Doch manche Blondschopfe tragen ihr Haupthaar derart gleich gescheitelt, dass man schon zweimal hinsehen muss, um sie auseinanderzuhalten. 15 neue Spieler stehen im Kader der Roten Teufel, das ist eine rekordverdächtige Zahl. Und eine der daraus resultierenden Fragen lautet, ob dies nun eine gute oder eine schlechte Nachricht ist für die jungen Spieler des FCK, welche die Reise mit nach Tirol angetreten hatten, um sich für Einsätze in der Dritten Liga zu empfehlen, für einen Carlo Sickinger, einen Lukas Gottwalt oder einen Christian Kühlwetter. Klar ist: Sportvorstand Martin Bader und der Sportliche Leiter Boris Notzon werden das Scouting in den Lauterer U-Mannschaften forcieren, die Profiabteilung soll noch mehr mit dem Nachwuchsleistungszentrum verzahnt werden. Man will mehr eigene Talente für die erste Garde abschöpfen, als das bisher der Fall war, auch aus der Oberligamannschaft. Das ist für die Kadetten zunächst mal eine mutmachende Kunde, und ein Offensivakteur wie Christian Kühlwetter hat mit seinen 22 Lebensjahren ja schon mehrfach nachgewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Als er noch für die U19 des 1. FC Köln spielte, gelangen dem gebürtigen Bonner einmal gegen den VfL Bochum drei Tore zwischen der 16. und 20. Minute, eine Quote, für die der Terminus „lupenreiner Hattrick“ erfunden worden ist. In der vergangenen Oberliga-Spielzeit erzielte er für die U21 des FCK 16 Tore, zwölf bereitete er vor. Es wären wohl noch mehr geworden, wäre da nicht dieser unselige 23. September gewesen. Beim 3:0 gegen den FSV Salmrohr brach Kühlwetter sich das Wadenbein. Als er am 24. Februar dieses Jahres gegen den SV Morlautern wieder auf dem Platz stand, schoss er gleich mal ein Törchen und assistierte bei einem der drei Lauterer Treffer. Es schien, als habe er da gar nichts zu verarbeiten gehabt, als sei er trotz der schweren Verletzung furchtlos auf den Rasen marschiert. „Wenn man schon in das Spiel geht und Angst hat, dann ist man im falschen Sport. Ich habe überhaupt nicht drüber nachgedacht“, erzählte Kühlwetter nun in Zams, „ich wollte Gas geben, ich hatte keine Angst, dass noch etwas passiert. Jetzt, nach der Verletzung, will ich voll angreifen.“ Christian Kühlwetter gilt als selbstloser Spieler. Als einer, der sein Ego bisweilen zu sehr zurückstellt, der stets den Nebenmann sucht statt mal den eigenen Weg zum Tor. „Das kann sein, aber ich will es nicht ändern“, sagt er. „Klar schieße ich auch gerne selber die Tore, aber wenn wir zu zweit aufs Tor laufen , lege ich den Ball lieber quer und wir gewinnen 1:0.“ Trainer Michael Frontzeck ist mit Kühlwetter zufrieden, was nicht heißt, dass er auch zum Kader gehört, wenn die Saison in zwei Wochen gegen 1860 München beginnt. „Gerade bin ich hier, bei der Profimannschaft“, sagte Christian Kühlwetter in Zams, „und ich werde alles dafür geben, dass ich hier oben bleibe und vielleicht auch Spiele mache.“ Die kommenden Monate werden es zeigen.

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