Kaiserslautern DFKI-Leiter Andreas Dengel berichtet über die Japanreise der Landesregierung

Bei der Aufzucht dieser Pflanzen ist KI beteiligt: Andreas Dengel, Standortleiter des DFKI, in einer japanischen Pflanzenfabrik
Bei der Aufzucht dieser Pflanzen ist KI beteiligt: Andreas Dengel, Standortleiter des DFKI, in einer japanischen Pflanzenfabrik im Gespräch mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat gemeinsam mit einer Delegation Ende Oktober Japan besucht. Andreas Dengel, Standortleiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) Kaiserslautern, schildert die Reise.

Andreas Dengel war schon häufig in Japan. Seit über 30 Jahren pflegt der Kaiserslauterer Wissenschaftler den beruflichen und privaten Kontakt in das asiatische Land. Seit 2009 hat Dengel eine Professur an der Osaka Prefecture University inne, an der er regelmäßig Vorlesungen vor Ort hält. Seine wissenschaftliche Expertise ist auch an weiteren Stellen gefragt, seit vielen Jahren arbeitet der Forscher in etlichen Regierungsgremien und Konsortien des Inselstaates mit. Für seinen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Einsatz ist Dengel mit dem japanischen „Orden der aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen“ ausgezeichnet worden.

Dennoch war diese Reise auch für ihn etwas ganz Besonderes, wie er erzählt: „Es war eine tolle Delegation, wir hatten bei den langen Busfahrten sehr werthaltige Gespräche“. Teil der Reise waren verschiedene Besuche an der Universität in Tokio, die Dengel mit organisiert hat. Dort habe die Delegation einen guten Einblick in das Wissenschaftssystem erhalten, unter anderem in das Projekt Dias, kurz für „Data Integration and Analysis System Program“. Bei Dias werden große Datenmengen zu unterschiedlichen Themen gesammelt, etwa Klima, Landwirtschaft, Wasser, Gesundheit und Energie, nennt Dengel Beispiele.

KI erstellt Prognosen

In Simulationen könne eine KI (Künstliche Intelligenz) daraus Prognosen über bestimmte Ereignisse erstellen, etwa darüber, wie sich Starkregenereignisse auf Großstädte auswirken. „Hier ist uns Japan einen Schritt voraus“, sagt Dengel. In Deutschland lägen Daten noch sehr verteilt vor. Das Projekt zeige, was sich machen lasse, wenn Daten gesammelt und genutzt werden. So ließen sich die Daten beispielsweise für den Überflutungsschutz einsetzen.

Nicht nur an dieser Stelle sei die Flutkatastrophe im Ahrtal, die das Land Rheinland-Pfalz schwer getroffen hat, Thema gewesen. Die Reise stand unter dem Motto „Resilienz und Transformation angesichts von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Klimawandel“. Projektbesuche in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Katastrophenschutz, Wasserstoff, der Besuch von Kooperationsvorhaben sowie politische Gespräche standen auf der Agenda der Landesregierung.

DFKI-Forschungslabor in Osaka

Bei einem Besuch des DFKI-Forschungslabors in Osaka, das im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht wurde, seien gemeinsame Projekte zwischen Japan und Rheinland-Pfalz vorgestellt worden. Weiter habe es Gespräche mit den Studierenden vor Ort gegeben, erzählt Dengel. Regelmäßig besuchen japanische Studierende das DFKI in Kaiserslautern, Studierende aus Kaiserslautern sind ihrerseits zu Gast im japanischen Forschungslabor. Bei den Gesprächen sei sehr deutlich geworden, wie sehr beide Seiten vom gegenseitigen Austausch und dem interkulturellen Dialog profitierten. „Es ist ein lebendiger Austausch, wissenschaftlich, kulturell und gesellschaftlich“, so Dengel.

Wie unterschiedlich die Bereiche sind, in denen KI eingesetzt wird, zeigte ein Besuch in einer Fabrik an der Universität in Osaka, in der Salatpflanzen angebaut werden. Hier werde KI eingesetzt, um das Wachstum und die Versorgung der Pflanzen besser zu verstehen, schildert Dengel. Die Erkenntnisse werden unter anderem beim gezielten Bewässern der Pflanzen eingesetzt. So gelinge es, mit möglichst wenig Wasser sehr gute Resultate zu erzielen. Dabei werde stark auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet: Das, was bei Fischfabriken bisher als Abfall entstehe, werde dort als Düngemittel eingesetzt.

Zu Besuch in der Partnerregion

Ein besonders emotionaler Moment sei der Besuch der rheinland-pfälzischen Partnerregion Iwate gewesen, die 2011 von dem Tsunami getroffen worden war. „Da kamen viele Emotionen hoch“, berichtet Dengel. Er selbst habe zu dem Zeitpunkt, als die Flutwelle das Land traf, in einem Flugzeug nach Japan gesessen.

Um die Küste zu schützen, sei mittlerweile eine Mauer entlang des Meeres gebaut worden. Das sei einerseits bedrückend, andererseits solle so die Infrastruktur geschützt werden. Weiter sei es beeindruckend, was für den Wiederaufbau geleistet worden sei. So habe die Delegation einen Kindergarten besucht, der mit Hilfe von Geldern aus Rheinland-Pfalz wiederaufgebaut worden sei. Die Kinder hätten sich bei der Vorbereitung des Besuchs sehr viel Mühe gegeben.

Insgesamt habe die Delegation ein gelungenes Programm erlebt und dabei die zwei Gesichter Japans kennengelernt: den städtischen und den ländlichen Raum. „Wir haben auch viel von der japanischen Kultur gesehen“, erzählt Dengel. Unter anderem habe die Delegation eine Stätte des Weltkulturerbes besucht.

Das Land, das Dengel seit vielen Jahren fasziniert, hat auch die anderen Delegationsteilnehmer in seinen Bann geschlagen: „Es ist eine große Begeisterung für das Land da gewesen“, beschreibt Dengel die Stimmung seiner Mitreisenden. Etliche von ihnen hätten den Wunsch geäußert, irgendwann noch einmal nach Japan kommen zu wollen.

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