Kaiserslautern Die perfekte Mischung

Das Erfolgsgeheimnis beim traditionellen Wednesday Night Jazz Club ist die gesunde Mischung aus Proben im Sinne von Probieren und Routine, aus Experimentierfreudigkeit und dies trotz Bewahren „klassischer“ Themenvorlagen aus den Stilbereichen Swing, Blues und Latin. So handelte es sich im gut besuchten Storchenturm am Mittwoch um eine offene Jazz Jam Session.

Das beinhaltete, dass sich diverse Gäste mit dem harten Kern der Hausband – bestehend aus Volker Klimmer (Piano), Jörg Kirsch (Bassgitarre), Christoph Jung (Schlagzeug) sowie dem „Hausherr“ und Initiator Helmut Engelhardt – musikalisch „messen“ konnten. Am Mittwoch waren es der von der Radio Philharmonie und dem Rennquintett bekannte Posaunist Jochen Scheerer, der sich sozusagen mitten im zweiten Stück „Stella By Starlight“ nahtlos integrierte. Dagegen durfte sich die anwesende Jazzsängerin Djulia mit dem Standard „Moonglow“ aus den goldenen 30er Jahren sogar einen Wunschtitel aussuchen, was für die Klasse der Formation spricht, die sich optimal auf die vokalistischen Höhenflüge einstellte. Offen ist auch bei solchen Sessions, wie nach Vorstellen des Themenmaterials in einer Ausgangstonart nun dieses variiert wird, wie es in improvisierten Einschüben die vier Instrumente durchläuft, die in unterschiedlichen Soli und jedes Mal in anderer Reihenfolge für Abwechslung sorgen. So können kurze Standardtitel wie Henry Mancinis Swingklassiker der 60er Jahre („The Days of Wine and Roses“) durchaus mehr als zehn Minuten dauern. Während beim Konzert auf perfektionierte, nahtlos ineinander fließende Abläufe Wert gelegt wird, kann hier eine Überleitung auch mal ein Takt länger sein und vieles regelt sich per Handzeichen wie von selbst, was für die Routine der Ausführenden spricht. Im Gegensatz zum „Sicherheitsdenken“ beim Konzert können hier mal extreme Tonlagen wie Flageoletts (überblasene Spitzentöne) ausgereizt werden, können extreme virtuose Läufe erprobt und ungewohnte Klangmischungen (Hier: Posaune und Tenorsaxophon) entdeckt werden. Besonders Helmut Engelhardt ließ sich wiederholt an diesem Abend aus der Reserve locken und zeigte in hurtigen Sextolen und extremen Lagen, dass er sein Instrument in allen Facetten exzellent beherrscht. Volker Klimmers Spielfreude ist bekannt; auf seinem neuen digitalen Piano schwedischer Werkstatt schwebte er wie auf Wolke sieben. Bassist Kirsch hielt eisern den Grundrhythmus, den er mit dem ebenfalls souveränen Schlagzeuger in perfekter Synchronisation wie ein Uhrwerk gestaltete. Das war große Klasse!

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