Kaiserslautern Direkt ins Hirn und Herz des Publikums spielen

Heute Abend mit dem Twintett in Schneckenhausen: Roland (rechts) und Bernhard Vanecek.
Heute Abend mit dem Twintett in Schneckenhausen: Roland (rechts) und Bernhard Vanecek.

Sie liegen noch lange nicht auf der faulen Haut, die Vanecek-Zwillinge. Obwohl die eine Hälfte, Roland mit dem brummenden Sousaphon, über Weihnachten mit der Influenza im Bett liegen musste. Aber am heutigen Samstag, 20 Uhr, ist er wieder fit. Denn da spielt er wieder mit dem Ditzner Twintett in der Festhalle in Schneckenhausen.

Es ist ein Konzert, das längst zum Kult geworden ist. Denn hier musizieren Tuba, Posaune und Schlagzeug auf Ohrenhöhe miteinander. So wie ein Klaviertrio von Mozart. Nur ein bisschen frecher. Denn das aufs Minimum reduzierte Orchester trifft mit seiner Spielfreude und spontanen Unmittelbarkeit beim Publikum zielgenau ins Herz – und Hirn. In der Tat – sie sind Zwillinge. Sogar eineiige. Man möchte es nicht glauben. Geboren sind sie in Frankfurt, aber aufgewachsen sind sie in Schneckenhausen. Wegen einer Skoliose im Mutterleib ist Roland mit der Tuba ein wenig kleiner geraten, denn angeblich hat ihm da sein Bruder zu wenig Platz gelassen. „Dafür macht er sich heute umso mehr breit“, hänselt Bernhard. Auch sei Roland heute ein bisschen kecker und vorwitziger als sein Zwillingsbruder. Beide sind sie klassisch ausgebildete Blechbläser und haben an der Musikhochschule Mannheim unter anderem bei Professor Paul Schreckenberger ihren letzten Schliff erhalten. Das hält sie aber nicht davon ab, sich mit zeitgenössischer Musik zu beschäftigen. Sie haben ein sehr breites Repertoire – von Jazz, Klassik, Funk und Soul bis hin zur Volksmusik –, und beide komponieren. Berühmt gemacht hat sie da ganz aktuell das neu erschienene Hörspiel „Räuber Hotzenplotz“ beim WDR. Bernhard Vanecek machte bei zahlreichen Fernseh- und Rundfunkproduktionen mit und ist Mitglied in verschiedenen Ensembles. Roland Vanecek war unter anderem Mitglied des Europäischen Jugendorchesters E.U.Y.O., er hatte Soloauftritte mit Klaus Maria Brandauer und ist festes Orchestermitglied des hessischen Staatstheaters Wiesbaden. 2002 gründeten die Zwillinge das Twintett und 2004 die Neuen Wandermusikanten. Ihre Idee: die Tradition des freien Musizierens auf Wanderschaft, wie es im Musikantenland rundum Kusel und Mackenbach im 19. Jahrhundert üblich war, wieder zu beleben. Ganz aktuell kümmert sich Roland Vanecek, der Musikantenlandpreisträger des Kreises Kusel von 2005 bis 2008, im Rahmen der Akademie des hessischen Staatstheaters um junge, angehende Orchestermusiker. „Durch die extrem hohe Zahl an auszubildenden Musikern auf der einen Seite und die schwindenden Orchesterstellen (durch Fusion oder gänzliche Schließung ganzer Orchester) auf der anderen entsteht ein massives Überangebot“, so Roland Vanecek. In dem einjährigen Berufspraktikum für heranwachsende Orchestermusiker hat nun Roland Vanecek einen regelmäßig stattfindenden Improvisationsworkshop installiert, in welchem er den jungen Menschen zu ihrer Ausbildung das Rüstzeug zur Improvisation mit auf den Weg gibt, um ihnen Alternativen zu bieten, falls am Ende keine Festanstellung herausspringen sollte. Gegenstand der Improvisation, so Vanecek, sind zumeist Renaissance- und frühe Barockformen. Außerdem arbeitet er gerade an seinem ersten Theaterstück. Das Thema sei von Patrick Süskind inspiriert: Ein Kontrabass-Tubist. Ein biografisches Werk soll es geben. Was Bernhard Vanecek zur Zeit so musikalisch unternimmt, lesen Sie in der kommenden Woche.

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