Kaiserslautern Doppelschlag am Pfalztheater

Ein Premierenwochenende steht am am Pfalztheater bevor: Für „Sweet Home Europa“ hebt sich am heutigen Freitag auf der Werkstattbühne der Premierenvorhang, für „Yellow Line“ am Samstagabend im Großen Haus. Für den heutigen Abend gibt es noch Karten, der morgige ist ausgebucht.

In „Sweet Home Europa“ entwirft Davide Carnevali ein vielschichtiges Panorama zur Frage Europa und Migration. Mit nur drei Figuren werden die Mechanismen der Migration samt einiger Stolperstricke der Integration und der perfiden Verlockungen westeuropäischer Überheblichkeit durchgespielt, verspricht die Pressemitteilung. Der Mann, die Frau und der andere Mann repräsentieren dabei möglicherweise Völker mit unterschiedlicher Kultur und vor allem mit ungleicher ökonomischer Bedeutung, sie vertreten aber immer auch ihre ganz persönliche Geschichte. Die Figuren, die in unterschiedlichen Konstellationen zusammentreffen, sind mal Vater und Sohn, mal zwei Geschäftspartner, Mann und Geliebte, Mutter und Sohn. Ihr Verhältnis ist dabei immer von denselben Machtstrukturen geprägt. Während der Mann die Gepflogenheiten seines Landes nicht nur beherrscht, sondern auch definiert, bewegt sich der Fremde zwischen zwei Kulturen und ist um Anpassung und sozialen Aufstieg bemüht. Der Frau bleibt nur die Beobachtung des männlichen Machtkampfes, sie wird in der Auseinandersetzung mit dem Sieger ihre Rolle definieren müssen. Wortspiele scheinen die Gespräche humorvoll aufzulockern und demonstrieren doch vor allem die Überlegenheit des Muttersprachlers. In der ersten Szene lädt der Mann den Anderen zum feierlichen Abendessen anlässlich eines Geschäftsabschlusses in sein Haus ein. Doch wie gastfreundlich ist die „Festung Europa“ tatsächlich, und ist der gemeinsame Bau an einem „europäischen Haus“ überhaupt erwünscht? In der Inszenierung von Alexander Ratter spielen Natalie Forester, Richard Erben und Rainer Furch. Die Ausstattung entwirft Korbinian Schmidt. Juli Zeh und Charlotte Roos führen in ihrem Stück „Yellow Line“ zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, zusammen. Die temporeiche Komödie führt uns vor Augen, auf wie vielen Ebenen unser Leben diskret gelenkt wird. Und das alles im Namen der Sicherheit. Wie hängen diese beiden Geschichten zusammen? Helene und Paul sind im Pauschalurlaub. Während Helene sich gut entspannen kann, fühlt Paul sich kontrolliert und eingesperrt. Alles ist geplant, sogar die Wege zum Pool werden keinem Zufall überlassen. So bleibt Paul lieber im Hotelzimmer und sieht fern. Da bleibt er bei einer Nachricht hängen: Eine Kuh ist entlaufen, und es wird alles unternommen, dieses flüchtige Tier einzufangen. Plötzlich sieht Paul Parallelen. Auch sein Leben wird streng überwacht, und ausbrechen ist nicht erlaubt. Warum wird sein Leben durch so viele Regeln eingeschränkt? Und warum gibt es einen riesigen Aufstand, wenn er die gelbe Linie am Flughafen übertritt? Da entwickelt Paul einen Plan... Währenddessen sitzt Asch-Schamisch in einem Verhörraum, er wurde vor Lampedusa aus dem Wasser gezogen. Der wollte sicher in die EU flüchten, doch er verneint vehement. Sein Fischerboot wurde von einer Kuh zerstört, die vom Himmel fiel. So wurde er von Frontex aufgegriffen. Er will sein Land doch gar nicht verlassen! In der Inszenierung von Jan Steinbach sind die Schauspieler Hannelore Bähr, Elisabeth Hütter, Monke Ipsen, Dominique Bals, Manuel Klein, Daniel Mutlu und Markus Penne zu sehen. Bühne und Kostüme werden von Lisa Däßler entworfen. (bgu)

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