Kaiserslautern Ein Lyrik-Abend mit Heinrich Heine

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Reine Lyrik-Abende sind selten. Vielleicht deswegen, weil man Gedichte oft reflexartig mit dem Attribut „langweilig“ verbindet. Dass dem keineswegs so ist, zeigte der Pfalztheater-Schauspieler Günther Fingerle am Freitagabend eindrucksvoll im gut besuchten Kasino der Volksbank bei der aktuellen „Blauen Stunde“. Unter dem Titel „Der bleiche Heinrich ging vorbei“ rezitierte er gekonnt eine Auswahl der oft so gar nicht dem gängigen Klischee entsprechenden lyrischen Werke Heines.

Heinrich Heine

(1797 bis 1856) war einer der bedeutendsten Autoren des vorletzten Jahrhunderts. Er brachte die leichtgängige Sprache des Alltags in die Lyrik, ohne ihr die Eleganz des Genres zu nehmen. Auch als Journalist und Satiriker war Heine bekannt (und gefürchtet), wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Ansichten indes auch oft geschmäht. Sein vielschichtiges Werk, das neben der Lyrik auch andere literarische Ausdrucksformen beinhaltet, wurde vielfach übersetzt und oft vertont. Bis heute sind Werk und Leben Heinrich Heines viel thematisierte Gegenstände der Literaturwissenschaft. Günther Fingerle hat zu dem Schriftsteller eine besondere Beziehung. Zum einen ist Heine ein Autor, der es dem Germanisten Fingerle schon während des Studiums ganz besonders angetan hatte, zum zweiten hat das Pfalztheater-Mitglied zufällig am gleichen Tag im Jahr Geburtstag wie Heine, nämlich am 13. Dezember. Die zeitliche Nähe zu dieser „Blauen Stunde“ beeinflusste dann die Themenwahl. Es gab viel Beifall für die Leistung des Schauspielers, der vornehmlich aus den drei großen Lyrik-Sammlungen des Dichters rezitierte. Aus dem „Buch der Lieder“ von 1827 etwa, Heines erster großer Kollektion mit Gedichten, die oft von (unglücklicher) Liebe handeln, wählte Fingerle das bekannte „Belsazar“ und „Die Fensterschau“, dessen erster Vers „Der bleiche Heinrich ging vorbei“ der Lesung den Titel gab. Die nur drei Strophen lange „Fensterschau“ geht so gar nicht unglücklich aus: Die beiden Protagonisten Heinrich und Hedwig finden innerhalb dieser Kürze recht intensiv zueinander ... Später stellte Fingerle wie erwartet sprachlich geschickt, das heißt sicher in der Rezitation und sauber in der Intonation, weitere lyrische Meisterwerke Heines vor, darunter den Anfang des bekannten satirischen Versepos’ „Deutschland, ein Wintermärchen“ (1844) und die etwa im gleichen zeitlichen Umfeld entstandenen „Nachtgedanken“, deren Beginn zu einem oft zitierten geflügelten Wort geworden sind: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“. Einen hohen Wiedererkennungswert hatte auch der Text des besonders in seiner Vertonung bekannten Werkes „Lied von der Loreley“ („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ...“). Gelegentlich wurden an diesem Abend manche Passagen sogar halblaut mitgesprochen – so bekannt ist Heine auch heute noch, so sehr ließen sich die Gäste von Fingerles Vortrag beeindrucken.

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