Kaiserslautern „Eine Entscheidung fürs Leben“

Auf Nils Schubert wartet ein großes Ereignis. Am Samstag wird er von Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom zum Priester geweiht. Einen Tag später feiert er in der Martinskirche seine Primiz.

Etwas nervös ist er schon, wenn er an das Wochenende denkt. An die Priesterweihe und seine erste Heilige Messe: „Es wird aufregend.“ Er muss an die junge Frau denken, die kurz vor ihrer Hochzeit stand und ihm von Schmetterlingen im Bauch berichtete. „Ich habe eine Lebensentscheidung getroffen.“ Für den 31-Jährigen ist der Beruf des Priesters total spannend. „Abwechslungsreich und attraktiv.“ Menschen aus allen sozialen Schichten in allen Lebenslagen zu begleiten, in freudigen bis hin zu traurigen Situationen, darauf freut er sich. Darauf will er sich einlassen. Berufung? Er selbst hat in seinem Leben und in seiner Beziehung zur Kirche viel Positives erfahren. Hat gespürt, dass Gott da ist und trägt. „In guten wie in schweren Stunden.“ Von daher sein Primizspruch: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ Nils Schubert hat sich seine Entscheidung nicht einfach gemacht. Musste dabei manche Klippe überwinden. Vater evangelisch und Mutter katholisch, in der protestantischen Lutherkirche getauft und konfirmiert, besuchte er das Albert-Schweitzer-Gymnasium und engagierte sich in der protestantischen Jugendzentrale. Liebäugelte mit dem Beruf des Pfarrers und tauschte sich mit seinem katholischen Klassenkameraden Daniel Zamilski, heute Pfarrer in Landau, aus. Die Theologie hatte es dem Gymnasiasten angetan. Gegenseitig besuchten sie Gottesdienste ihrer Konfessionen. Nils Schubert war neugierig, wie Katholiken und Baptisten ihren Glauben leben. Überwältigt war er von der Osternacht mit Pfarrer Norbert Kaiser in der Martinskirche. Die Liturgie hat ihn beeindruckt. Ihre Ganzheitlichkeit und ihre Ansprache aller Sinne. „Ich war fasziniert, tief beeindruckt.“ Hinzu kam ein Aufenthalt in Taizé. Ein Ort und eine Spiritualität, die ihn geprägt haben. Seit dieser Zeit hat er sich eher im katholischen Milieu wiedergefunden. Und dennoch begann er an der Kirchlichen Hochschule Bethel ein Studium der evangelischen Theologie. Es dauerte nur zwei Semester. Wiederholt besuchte er katholische Gottesdienste. Nach einem Jahr Zivildienst an einer diakonischen Einrichtung für Behinderte in Bethel konvertierte er. Wurde katholisch und begann 2004 in Speyer seine Ausbildung zum Priester. Studierte in München und Speyer Theologie. 2012 folgte ein zweijähriger Pastoralkurs in der Pfarrei Lambrecht. Die Eltern? „Sie haben mir keine Steine in den Weg gelegt.“ Nils Schubert weiß sich auf den Priesterberuf gut vorbereitet. Kirche sei sehr sensibel geworden, sagt er mit Blick auf Missbrauchsskandale und die Affäre um Bischof Tebartz van Elst. Etliches gehöre in der Kirche auf den Prüfstand, reagiert er auf sensible Themen wie Zölibat, die Rolle der Frau und den Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen. „Entscheidungen, die die katholische Kirche als Weltkirche treffen muss.“ Als Kaplan wird Nils Schubert die nächsten Jahre in Dahn tätig sein. Für die Menschen will er da sein. Mit ihnen ihre Freude, Sorgen, Nöte und Ängste teilen. Auch in einer Zeit des Umbruchs dürfe sich Kirche nicht einigeln. Nach einer Ära der Volkskirche müsse Kirche jetzt im Volk präsent sein. Für die Leute Ansprechpartner zu sein, dazu will er sich die Zeit nehmen.

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