Kaiserslautern Entführung nach Absurdistan

Bei ihrer audio-visuellen Performance „B.H.KlangKoerper2“: Saxophonist Klaus Hart und Brandstifter auf der „Quetschkommode“; im
Bei ihrer audio-visuellen Performance »B.H.KlangKoerper2«: Saxophonist Klaus Hart und Brandstifter auf der »Quetschkommode«; im Hintergrund thront die Objektkunst »Das Rote Gerüst – Ursprung einer philosophischen Haltung« von Stefano Cattaneo.

Wo die Gäste bei der Eröffnung noch vor Gewittersturm und Regenfluten ins düstere Innere des ehemaligen Verwaltungsgebäudes auf dem Pfaff-Gelände flüchten mussten (wir berichteten am vergangenen Mittwoch), machte der zweite Sonntag der „Paff The Magic“-Schau seinem Namen alle Ehre. Und so konnte man in den lichtdurchfluteten Innenräumen Zeuge einer freien Improvisation auf Bügelbrett oder Metallrohr werden, während im Innenhof mit seinen hohen, roten Fassaden meist druckvoller Jazz der Gruppe Ulisses inklusive Gaststar Helmut Engelhardt geboten wurde.

Recht viel Publikum flanierte über die drei Etagen der Ausstellung und fand sich zur Improvisation sowie zum Jazz locker zusammen. Alles in intimer und entspannter Atmosphäre. Natürlich lebte diese Veranstaltung auch vom hochinteressanten bis leicht morbiden Ambiente, das die alte Nähmaschinen-Fabrik bietet. Das Ganze wirkte recht großstädtisch, war unkonventionell organisiert und zeigte einmal mehr auf, welche unwiederbringlichen Chancen das Pfaff-Areal bietet. Das Duo Klaus Harth & Brandstifter fesselte das Publikum mit seinem schrägen und leicht ausgeglühten Zauber. Mal rhythmisch, mal stakkatohaft, mal elegisch-psychedelisch arbeiteten die Zwei auf Bügelbrett, Eisenrohr, Saxophon, Kleinradio, Melodica oder Lachsack und führten gängige Performance-Vorstellungen ad absurdum. Zwischen dem Stammeln von Literaturauszügen, dem Klingeln mit Tempelglöckchen oder dem Zerknittern von Papier blieb erkennbar Raum für Humor und Unernst. Jedenfalls goutierte das Publikum diese Unkenrufe als Programm und diese Töne ohne Bestimmung bereitwillig und ließ sich gerne nach Absurdistan entführen. Aber vielleicht lebt man ja auch schon dort, ohne es zu merken. Im Innenhof gab’s im Anschluss meist knackig-rhythmischen, oft latinlastigen Jazz oder Jazzrock mit der Combo Ulisses und dem Kaiserslauterer Saxophonistenurgestein Helmut Engelhardt. Oft furios und hoch spielfreudig der Einsatz auf Vibraphon und Tenorsaxophon, kräftiger Durchzug an Bass, Congas und Schlagzeug. Selten nur leichter ausgelegt und rein unterhaltend, meist Musik mit Effet und Feuer. Durchaus belebend in der sonntäglichen Nachmittagsschwüle und angelegentlich gespielt. Es soll nicht die letzte Aktion im Rahmen der „Paff The Magic“-Schau sein. Sie wird fortgesetzt und sei hiermit nicht nur Freunden der Industrieromantik, sondern auch der Kultur abseits des Mainstreams in lockerer, außergewöhnlicher Atmosphäre empfohlen. Veranstaltung Am kommenden Sonntag, 10. Juni, ist die Schau „Paff The Magic“ im ehemaligen Verwaltungsgebäude auf dem Pfaff-Gelände erneut von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Ab 18 Uhr gibt die Pfalztheater-Schauspielerin Hannelore Bähr das tragisch-komische Stück „Die da!“; es dreht sich um die Erfahrungswelt einer Obdachlosen und wurde in Bährs Umsetzung zu einem vielgespielten Kultstück.

Paraderolle: Hannelore Bähr in „Die da!“.
Paraderolle: Hannelore Bähr in »Die da!«.
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