Kaiserslautern „Es kann keinen Dissens geben“

Es gibt, vorsichtig ausgedrückt, kleinere Irritationen zwischen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Mainzer Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Konkret geht es um die personelle Ausstattung des größten Klangkörpers im Land. Sogar über einen vorzeitigen Vertragsausstieg von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens wird spekuliert. Während Steffens und Staatsphilharmonie-Intendant Michael Kaufmann auf laufenden Gespräche mit dem Kulturministerium verweisen, hat Kulturstaatssekretär Walter Schumacher die Fragen von Frank Pommer beantwortet.

Zwischen Ministerium und Intendanz gibt es offensichtlich unterschiedliche Auffassungen darüber, über wie viele Planstellen die Staatsphilharmonie verfügt. Intendant Michael Kaufmann geht von 88,5 Stellen aus. Wie sieht man das in Ihrem Haus?

Die Zahl der Planstellen ist im Landeshaushalt festgeschrieben und zu lesen. Danach sind es 87 Vollzeitstellen für Musikerinnen und Musiker in diesem Jahr. Man kann das nur so sehen, wie es im Landeshaushalt steht. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist unser größtes Orchester. Der Landeshaushalt für 2016 ist in der Phase der Aufstellung. Der Landtag entscheidet. Wie ist dieser Dissens zu erklären? Schwer, sehr schwer. Oder ganz einfach: Es kann keinen Dissens geben. Gab es bei der Vertragsverlängerung von GMD Karl-Heinz Steffens Ihrerseits Zusagen, das Orchester personell besser auszustatten? Wir konnten bei der Vertragsverlängerung 2012 fast alle Wünsche erfüllen. Zum Beispiel den Wunsch nach einem neuen Intendanten, der Michael Kaufmann heißen sollte. Für die Spielzeit 2012/13 wurde eine zusätzliche Hornstelle zugesagt und die Aufstockung einer halben Oboenstelle auf eine ganze ermöglicht. Dies wurde auch so umgesetzt. Ich hatte auch versprochen, mich um zwei weitere Anhebungen von halben Stellen im Stellenplan und im Budget zu bemühen. Das konnte ich bei der Haushaltsaufstellung für die Jahre 2014/15 aber nicht durchsetzen. Sie können sich denken, wie hart gekämpft wurde um jede Stelle. Lehrer, Hochschullehrer, Polizei, Soziales….. Können Sie sich dennoch vorstellen, dass Karl-Heinz Steffens mit dem Verweis auf nicht erfüllte Vertragsinhalte persönliche Konsequenzen zieht? Karl-Heinz Steffens erfüllt den Vertrag – und nicht nur nach den Buchstaben und Paragrafen. Er ist mit großer Leidenschaft Generalmusikdirektor. Er ist ein Glück für unser Orchester und für unser Land. Wir erfüllen den Vertrag selbstverständlich auch. Aber wir reden miteinander und schreiben uns nicht öffentlich. Wäre denn ein vorzeitiges und einseitiges Beenden des Vertragsverhältnisses überhaupt möglich? Der Vertrag gilt bis Sommer 2018. Diese Befristung wollte Karl-Heinz Steffens. Das Land wollte ihn am liebsten für noch längere Zeit gewinnen. Es war Konsens, dass ein Angebot eines großen internationalen Orchesters von uns nicht juristisch blockiert würde. Wünschenswert wäre sein vorzeitiger Weggang angesichts der überaus positiven Entwicklung des Orchesters ja wohl bestimmt nicht? Nein, ganz bestimmt nicht. Es ist der große Wunsch des Orchesters, der Kulturministerin und auch meiner, gewiss auch des Konzertpublikums, dass Karl-Heinz Steffens auch im 100. Jubiläumsjahr des Orchesters Chefdirigent sein möge. Die Entwicklung des Orchesters ist enorm und mit seiner Arbeit verbunden. Die finanziellen Leistungen des Landes für das größte Landesorchester darf man auch einmal nennen: Rund neun Millionen Euro im Jahr! Ein Finanzer würde rechnen, dass ein Konzert also mit rund 100.000 Euro bezuschusst wird. Wir haben das Orchester von den Einsparauflagen der vergangenen Jahre fast ganz befreit – also bevorzugt gegenüber anderen Kulturinstitutionen und -projekten. Das macht eine halbe Million aus, obendrauf. Es wird auch gerne verschwiegen, dass das Land die Städte und Gemeinden, die unsere Staatsphilharmonie engagieren, extra fördert. Querfinanzierung sagt man dazu. Auch die Bruckner-Reihe in den Domen wird vom Land noch einmal bezuschusst. Das alles ist unser Orchester wirklich wert! Die Programme der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sind sehr intelligent und am Puls der Zeit. Karl-Heinz Steffens spricht davon, dass „unsere Programmpolitik mittlerweile wirklich Vorbildcharakter angenommen hat und weit in das internationale Musikleben strahlt“. An das Publikum in der Pfalz und in der Metropolregion habe ich nur einen Wunsch: Geht in die Konzerte, es sind fast immer noch zu viele Plätze frei! Hier erlebt ihr hochkarätige Aufführungen zu günstigen Preisen! Erkennt: Musik transzendiert unseren Alltag!

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