Kaiserslautern Flucht fächerübergreifend thematisiert

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Wie das Schuljahr 2016/17 an der Berufsbildenden Schule II Wirtschaft und Soziales begonnen hat, wird es im zweiten Halbjahr fortgeführt. War „Flucht“ im Oktober Thema der Ausstellung „Gemeinsam lernen“, zu der Fotograf Thomas Brenner 30 Motive mit je einem Schüler der BBS II und einem jugendlichen Flüchtling abgebildet hat, so ist jetzt die Thematik „Flucht“ in einer Projektwoche wieder aufgegriffen worden.

Vom „Weggehen und Ankommen“ ist die Rede. In zehn Workshops, in denen Flucht aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird, setzten sich Schüler des Beruflichen Gymnasiums mit den Fachrichtungen Wirtschaft sowie Gesundheit und Soziales fächerorientiert mit Aspekten der Flucht auseinander. Dazu hatte Studiendirektor Wolfgang Ettmüller Experten eingeladen, die den Schülern Rede und Antwort standen. Im Bereich Gesundheit informierte Alexander Jatzko, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik am Westpfalz-Klinikum, über Hilfen für traumatisierte Flüchtlinge, Ulrike Schwarz von der Stadtverwaltung zur medizinischen Versorgung der Flüchtlinge in Kaiserslautern. Andreas Keller, Pfarrer der Pfarrei Heiliger Martin, berichtete, wie es zum Netzwerk Migrantenmedizin in Kaiserslautern kam. Im Workshop Pädagogik wurden Aspekte interkultureller Sensibilisierung, interkultureller Kommunikation sowie des Lernens aufgegriffen. In Englisch wurden Parallelen zwischen der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert, als viele Pfälzer nach Nordamerika zogen, und dem aktuellen Zustrom nach Deutschland aufgezeigt. Im Workshop Deutsch informierten Mitarbeiter der Stabsstelle Asyl der Stadtverwaltung über die Situation der Flüchtlinge in Kaiserslautern. Seit 2014 wurden in der Stadt 1660 Flüchtlinge aufgenommen. Für die Schüler interessant waren auch die Ausführungen von Wolfgang Schäfer, Leiter der Polizeidirektion Kaiserslautern: „Von den Flüchtlingen geht keine Bedrohung aus. Wo Menschen leben, werden Straftaten begangen, gibt es Gut und Böse, selbst im Vatikan.“ Flüchtlinge in Kaiserslautern begingen laut Statistik monatlich 40 Straftaten. Für die Gesamtbevölkerung der Stadt seien es jährlich 10.000, verdeutlichte Schäfer. „Flüchtlinge sind so oft Opfer, wie sie Täter sind“, sagte er. Nach den Worten von Schulleiter Fritz Pfaff ist die Projektwoche ein gelungenes Beispiel für das Bemühen der Schule um ein Zusammenleben von unterschiedlichen Kulturen. Projekte wie „Trialog der Kulturen“, die Schüler Einblicke in Judentum, Christentum und Islam gaben, oder Projekte, die der gesellschaftlichen Integration und dem interkulturellen Lernen gelten, stünden nicht nur im Leitbild der Schule, sondern bestimmten den Stundenplan der BBS II. Das Thema „Flucht“ sei Gegenstand im Religionsunterricht, in Gemeinschaftskunde, Deutsch, Psychologie und Pädagogik. Im Deutschunterricht begleitet das Thema beispielsweise die 30. Autorenlesung mit Sherko Fatah, einem Schriftsteller mit irakischen Wurzeln. Bei der Lesung am Dienstag, 15. Februar, im Kulturzentrum Kammgarn wird der in Berlin lebende Autor aus seinen Romanen „Das dunkle Schiff“ und „Der letzte Ort“ lesen. Dazu hat Ettmüller, Initiator der Autorenlesung an der BBS II, in der Jubiläumsausgabe „30 Kaiserslauterer Lesehefte“ Textauszüge zusammengestellt. Wiederfinden wird sich das Projekt in einer Dokumentation, in der Inhalte und Ergebnisse der Workshops zusammengetragen werden. Ebenso in Texten, die Schüler für den Schreibwettbewerb der BBS II im Mai zu Papier bringen werden. Die zehn besten Erzähltexte werden zuvor zum pfalzweiten Schreibwettbewerb bei den sechsten Donnersberger Literaturtagen eingereicht.

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