Kaiserslautern Friedensaktivist Wolfgang Jung ist gestorben

Abschied von Wolfgang Jung (1938− 2024)
Abschied von Wolfgang Jung (1938− 2024)

Die aktuelle Ausstellung „Kalter Krieg und heißer Herbst“ des Ramsteiner Docu Centers erinnert noch einmal an die Hürden, Schikanen und Widerstände, denen sich die pfälzischen Friedensaktivisten in den 1980er Jahren ausgesetzt sahen. Besonders heftig bekam sie der Lehrer Wolfgang Jung zu spüren, eine Galionsfigur der Friedensbewegung. Im Alter von 86 Jahren ist er jetzt gestorben.

In Miesenbach geboren, erlebte er als kränkliches Kind hautnah die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Sein Vater fand in sowjetischer Gefangenschaft den Tod, die Mutter musste auf die Hinterbliebenenrente jahrelang warten. So fiel das erträumte Schiffbaustudium flach, Wolfgang Jung wurde Lehrer und unterrichtete ab 1969 an der Lauterer Goetheschule.

Schon damals arbeitete er über seine Gewerkschaftstätigkeit hinaus im Volksbund Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge. Als in den 1970er Jahren die Diskussion um die Stationierung amerikanischer (Nuklear-) Waffen in der Pfalz aufflammte, schloss er sich dem vom Siegelbacher Pfarrer Hans-Joachim Oeffler gegründeten „Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit“ an.

Bundesweit beachtete Ramstein-Dokumentation

Sein nachdrückliches Engagement, das in einer bundesweit beachteten Ramstein-Dokumentation gipfelte, brachte ihm ein langwieriges beamtenrechtliches Disziplinarverfahren ein. Jungs entschlossenem, unbeirrbaren und nimmermüden Einsatz für den Frieden taten derlei Hindernisse keinen Abbruch. Zeitlebens meldete er sich mit Vehemenz zu Wort, um für Abrüstung zu werben.

Der so streitbare wie eloquente Pazifist nahm persönliche Demütigungen hin und sparte nicht mit Tadel für vermeintliche Militaristen im Bekanntenkreis. Von der Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit seines Handelns war der belesene und hochgebildete Schöngeist überzeugt.

Das hat ihm nicht nur Freunde gemacht, aber stets Respekt vor der Konsequenz seiner unerschütterlichen Haltung eingetragen. Der RHEINPFALZ warf er mehrfach vor, zu unkritisch über die von Ramstein ausgehende Bedrohung der Region zu berichten. „Ich werde wohl eher gefürchtet als geachtet“, sagte er.

Spektakuläre Klage gegen die Bundesregierung

Viereinhalb Jahrzehnte stand ihm die Lehrerkollegin Fee Strieffler zur Seite, mit der ihn Verve und Hingabe verbanden. 1993 heirateten die beiden. Gemeinsam gaben sie „Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein“ heraus. 2016 scheiterte seine spektakuläre Klage gegen die Bundesregierung, der er eine „verfassungs- und völkerrechtswidrige Nutzung“ der Ramsteiner Air Base und die Duldung von Drohneneinsätzen vorwarf.

Vor Kriegsgefahr und -folgen warnte Wolfgang Jung buchstäblich bis zum letzten Atemzug. Nach langer Krankheit ist er am 21. Juni in seinem Kaiserslauterer Haus gestorben. Die Beisetzung fand in aller Stille statt.

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