Kaiserslautern Funk gnadenlos nach vorn

Von links: Bassist Gee Dee alias Günther Demmerle und Gitarrist Jimi Wilkes.
Von links: Bassist Gee Dee alias Günther Demmerle und Gitarrist Jimi Wilkes.

Feurigen Fusion zelebrierten Gee Dee and Friends am Samstagabend beim „Tribute to Alphonse Mouzon“, einem der besten Schlagzeuger des Rock- oder Fusion-Jazz, im gut besuchten Kaiserslauterer Cotton Club. Der Bandleader Gee Dee war viele Jahre mit dem Schlagzeuger, der am 25. Dezember 2016 im Alter von 68 Jahren unerwartet an einem Schlaganfall starb, befreundet.

„Ich habe mich noch vier Wochen vor seinem Tod mit Alphonse Mouzon über Skype unterhalten“, berichtete Gee Dee, der bürgerlich Günther Demmerle heißt und aus Winnweiler kommt. „Da war er noch zuversichtlich, den Krebs besiegen und bald wieder spielen zu können. Aber an Weihnachten rief mich seine Tochter mit der traurigen Nachricht an.“ Mouzon war einer von jenen, die in den 70er-Jahren den Jazz mit der Klangpower des Rock verknüpften. Als Gründungsmitglied von Weather Report und als Partner von Jazzgrößen wie McCoy Tyner, Larry Coryell, Herbie Hancock und Albert Mangelsdorff prägte er mit seinem kraftvollen Drum-Groove einige herausragende Aufnahmen der Jazzgeschichte. Kraftvoll und furios spielte auch die neunköpfige Band um den Bandleader Gee Dee und präsentierte dabei die bekanntesten Mouzon-Titel, wie „Popcorn“, „Happiness is lovin` you“, „New York City“ und „Funky Waltz“. Da schlug der Funk Funken und rockte der Fusion, dass die Zuhörer unweigerlich ins Mitwippen kamen. Mit kantigen Schlägen verstand es der Schlagzeuger Tony Burks, die Emotionalität und die kommunikative Kraft des Rock mit der Beweglichkeit des Jazz zu verbinden. Im Zentrum der Show stand der Bassist Gee Dee, der wie der Fels in der Brandung mit einer tiefdunklen Trockenheit im Ton alles zusammenhielt. Neben den erdigen, robusten, tragenden Tönen bereicherte er auch den Gruppensound, indem er Elemente von Rap und freiem, experimentellem Jazz in seine Musik einfließen ließ. Das Filetstück der Band waren die beiden genialen Bläser Helmut Engelhardt und Short Fair, die immer wieder mit messerscharfen Einwürfen und druckvollen Soli begeisterten. Der kleinwüchsige Trompeter Short Fair bestach mit lupenreinem High-Note-Blowing, schneidenden Riffs, peitschenartigen Linien, kratzig wie durch Sandpapier gefiltert, und Staccati, die er wie Gewehrkugeln ausspuckte. Am Saxofon verströmte Engelhardt mit brillanter Technik lavaähnliche Power. Seine vitalen, kehligen Improvisationen ließ er mit einer solchen Wildheit in sein Horn explodieren, dass sie an den Falsetto-Gesang von Gospel und Blues gemahnten – mit derselben Intensität und Ekstase im Ausdruck. So spielten die beiden einen Extrem-Funk, der nur eine Richtung kannte: gnadenlos nach vorn. Von dieser Begeisterung ließen sich „Molly“ Molter mit seinen Parforceritten auf dem Keyboard und der Gitarrist Jimi Wilkes mit seinen splitternden, jaulenden, krachenden Sounds anstecken. Sporadisch mischte sich Doc Bik mit perkussivem Spiel auf der Gitarre mit ein. Mit ungekünstelter und emotionaler Direktheit gefielen die beiden Vokalisten Frankie J. und Andrea Zielinski. Auf das Publikum schwappte der mitreißende Sound wie eine Welle über. Selbst getragene Balladen wie der „Funky Waltz“ waren feurig wie ein Vulkan. Das Stimmungsbarometer steigerte sich aber noch im zweiten Set mit Blues wie „Route 66“ und heißen Funks wie James Browns „Sex Machine“. Da bebte der Cotton Club.

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