Lauterns Oberbürgermeister Hans Küfner bescherte der Stadt eine Straßenbahn

Hans Küfner, hier auf einer Aufnahme aus dem Stadtarchiv, war von 1906 bis 1918 der erste Oberbürgermeister Kaiserslauterns.
Hans Küfner, hier auf einer Aufnahme aus dem Stadtarchiv, war von 1906 bis 1918 der erste Oberbürgermeister Kaiserslauterns.

Der Jurist, Hofrat Hans Küfner, war Mitglied der Nationalliberalen Partei und wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1906 in das Amt des Bürgermeisters gewählt. Unmittelbar nach seiner Wahl nannte er sich, ohne Ratsbeschluss, Oberbürgermeister. Küfner war der erste Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern. Er blieb bis 17. Juli 1918 im Amt.

Beim bayerischen Kriegsministerium in München machte Küfner seit seinem Amtsantritt Eingaben, Kaiserslautern „endlich“ zum Truppenstandort zu machen. Im Jahr 1912 hatte er sein Ziel erreicht, und der Bau der späteren 23er Kaserne konnte beginnen. Schon wenige Jahre nach seinem Amtsantritt waren die damaligen Stadtrandgebiete im heutigen Bereich Hilgardring und Barbarossaring Baustellen. Die Einwohnerzahl stieg bereits in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit von rund 48.000 auf 54.600. Küfner stellte am 1. Juli 1909 den Stadtbaumeister Hermann Hussong ein. Der Erste Weltkrieg und auch die Jahre davor blockierten vorausschauende, neue städtebauliche Ideen. Mit der Förderung Küfners gelang Hussong jedoch 1911 der Zschocke-Fabrikneubau, 1912 die Anlage des Waldfriedhofs, der Bau der ehemaligen Sanitätskolonne bei der Friedrichstraße und der Bau des ebenfalls untergegangenen Walderholungsheims bei der heutigen Velmannstraße für an Tuberkulose erkrankte Kinder. Seine städtebaulichen Erweiterungspläne konnte Hussong erst zu Beginn der 1920er Jahre unter Küfners Nachfolger, Oberbürgermeister Franz Xaver Baumann, realisieren.

Baracken-Lazarett am Asternweg entsteht

Die Idee, ein „Herrenbad“ zu bauen, wurde bereits in den städtischen Etatberatungen im Februar 1905 vorgetragen. Küfner griff sie auf. Die Waschmühle, die aus verschiedenen Gebäuden und Grundstücken bestand, brachte Küfner im Jahr 1906 für 43.000 Mark in städtischen Besitz. Er ließ einen „Badeweiher“ bauen, eine „Städtische Badeanstalt“ – die „Wesch“, die er am 4. Juni 1908 einweihte. Nachdem ein Krieg immer wahrscheinlicher wurde, ließ Küfner im Jahr 1912 vorsorglich beim damaligen Enkenbacher Weg, im Bereich des heutigen Asternwegs, ein Baracken-Lazarett bauen.

Den Behelfsbau nutzte die Stadt allerdings umgehend zur Unterbringung Obdachloser und sozial schwacher Bürger. Die Baracken wurden auch während des Ersten Weltkriegs nicht als Lazarett genutzt. Sie blieben bestehen und den Obdachlosen vorbehalten, bis in die 1950er Jahre. Diese Baracken sind Ausgangspunkt und Grundlage des späteren sozialen Brennpunkts, auch nachdem die Stadt Mitte der 1950er Jahre Wohnblocks baute.

Straßenbahn 1935 durch Dieselbusse ersetzt

Die aus den 1880er Jahren stammende Idee, in Kaiserslautern eine Straßenbahn zu bauen, realisierte Küfner. Der erste Wagen kam am 16. Juli 1914 am Westbahnhof an. Mit Muskelkraft wurde er am 17. Juli 1914 aus dem Bahnhof bugsiert. Pferde zogen den Wagen zum Depot in der Karcherstraße. Schienen waren bereits teilweise verlegt, aber der Fahrdraht noch nicht gespannt. Am 19. Dezember 1916 nahm die Straßenbahn ihren Betrieb auf. Bis 30. Juni 1935 ratterte sie durch die Stadt und wurde dann durch Dieselbusse ersetzt.

Ärger hatte sich OB Hans Küfner 1914 eingehandelt: Den Leuten missfiel, dass er sich als Reserveoffizier nicht sofort nach Kriegsbeginn an die Front gemeldet hatte und stattdessen Reden über die „Tragweite der Kriegsereignisse“ und die „zerbrochene Kulturgemeinschaft“ hielt. In seiner Lebensgeschichte steht, dass er „nach einer fadenscheinigen Einberufung“ schon bald wieder im Rathaus in der Steinstraße erschienen sei und zum Hofrat ernannt wurde.

Grabplätze für Gefallene ausgewiesen

In geheimer Sitzung beschloss der Stadtrat unter Vorsitz von Oberbürgermeister Küfner am 20. August 1914, kaum drei Wochen nach Kriegsbeginn, auf dem Waldfriedhof Grabplätze für mindestens voraussichtlich 300 Gefallene einzurichten, woraus der spätere Ehrenfriedhof wurde.

Im Kriegsjahr 1917 kochte die Stimmung der Arbeiterinnen der Zigarrenfabrik Felsenthal am 17. und 18. Juli wegen der mangelhaften Lebensmittelversorgung hoch. Frauen der eingezogenen Soldaten schlossen sich an. Sie organisierten eine Demonstration auf dem Stiftsplatz, und sie zogen vor das Rathaus in der Steinstraße. Sie wollten ein Gespräch mit Oberbürgermeister Küfner, der in den Rüstungsbetrieben bereits Flugblätter mit Durchhalteparolen hatte verteilen lassen. Polizei und Militär hätten die Demonstration aufgelöst, schreibt die Stadtgeschichte. In die Amtszeit Küfners fielen während des Ersten Weltkriegs in Kaiserslautern die ersten Bomben, wobei die Martinskirche und einige Wohnhäuser beschädigt wurden.

Die Serie

Die Oberbürgermeisterposition der Stadt Kaiserslautern wurde zum 14. Mal besetzt, zum ersten Mal mit einer Frau, Beate Kimmel (SPD). Sie tritt im September ihr Amt an. Abgesehen von den unseligen, mörderischen Jahren des Nationalsozialismus, trotz des beschwerlichen Wiederaufbaus, der Flüchtlingsprobleme nach dem Zweiten Weltkrieg und zeitweise wirtschaftlicher Schwierigkeiten, blieb Kaiserslautern eine liebenswerte, sympathische Stadt, immer offen für die Zukunft und weltweite Verbindungen. In einer kleinen Serie stellen wir die ersten zehn Oberbürgermeister und deren Leistungen für die Stadtentwicklung vor. Wir werden uns mit Leben, Werk und den ihre Amtszeit prägenden Ereignissen befassen, vom ersten Oberbürgermeisters aus dem Jahr 1906, Hans Küfner, bis zum zehnten Oberbürgermeister, Theo Vondano. Den Porträts aus dem Stadtarchiv werden wir Fotos ihres beruflichen Engagements hinzufügen, die beispielsweise die Veränderung der Innenstadt festhalten, die Entstehung der Siedlungsgebiete aufzeigen und Merkmale, die Kaiserslautern über Jahre prägten und die bis heute noch die Individualität der Stadt ausmachen.

Oberbürgermeister Hans Küfner ließ im Waschmühltal einen Badeweiher, die spätere Wesch, bauen, den er am 4. Juni 1908 einweihte.
Oberbürgermeister Hans Küfner ließ im Waschmühltal einen Badeweiher, die spätere Wesch, bauen, den er am 4. Juni 1908 einweihte. Das Foto aus dem Stadtarchiv ist aus dem Jahr 1914.
Während der Amtszeit von OB Hans Küfner bekam Kaiserslautern eine Straßenbahn, wie das Foto aus dem Stadtarchiv zeigt. Der erste
Während der Amtszeit von OB Hans Küfner bekam Kaiserslautern eine Straßenbahn, wie das Foto aus dem Stadtarchiv zeigt. Der erste Wagen wurde am 17. Juli 1914 angeliefert.
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