Kaiserslautern Heitere Gelassenheit ist Trumpf

Überhaupt nicht bissig waren Die Untiere am Mittwochabend im ausverkauften Foyer der Landstuhler Stadthalle. Völlig ungewohnt. Dafür zeigte das Kabarettisten-Ehepaar Marina Tamassy und Wolfgang Marschall dem begeisterten Publikum, dass „Humor ist… wenn man trotzdem liebt“. Ein launisch-satirischer Abend.

Ja, die Untiere traten niemandem auf die Füße und stießen auch keinem vor den Kopf. Dabei hatte sich doch der Landstuhler Bürgermeister Ralph Hersina schon so dagegen gewappnet und war hinterher ganz enttäuscht. Der Spott der beiden Kabarettisten war diesmal höchst unschuldig. Denn sie zeigten die Gabe, mit den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Die Frage trieb sie um, ob man in einer Welt wie dieser überhaupt noch humorfrei lieben könne. Marschall bemühte dazu sogar die dialektische Methode eines kritischen Sozialphilosophen wie Adorno, während Tamassy als realistisch denkende Frau ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Wissenschaftlich gesehen sei die Liebe lediglich eine Verwirrung von zu vielen Glückshormonen. Nach zwei bis drei Wochen habe man sich daran gewöhnt. In seiner „lymphischen Verwirrung“ habe er seiner Angebeteten täglich eine Rose geschenkt, später nur noch einmal im Monat und schließlich lediglich zum Geburtstag – und einen Thermomix zu Weihnachten. Als Untermauerung für ihre These führten sie Beispiele aus der Tierwelt an: Der Nacktmull sei ein Beispiel für puren Pragmatismus, „ein hypersozialer Kümmerer“, der klaglos im Untertagebau tätig sei. Der Panda hingegen sitze nur untätig in der Landschaft herum und kaue den ganzen Tag Bambusblätter. Welchen Typen aber bevorzugten Frauen? Den Panda, weil er so kuschelig sei. Am Nacktmull zeige sich ideal das Motto des Abends: „Das Auge entscheidet, das Gehirn hingegen selten“, so Marschall. Die platonische Liebe war ihr nächster Aspekt. „Ohne jegliches körperliche Verlangen, südlich der Gürtellinie findet sie nicht statt“, erläuterte Marina Tamassy. So wie die drei großen Lieben von Angela Merkel: Klinsmann, den sie bei der Fußball-WM 2006 so geherzt habe, Nicolas Sarkozy und John W. Bush. „Vor Eifersucht fast geschäumt hat ja die Bruni, als ihr Nicolas die Angela so herzlich an ihre Brust nahm“, lästerte Tamassy und imitierte dabei auf wunderbar authentische Weise die Kanzlerin. Noch beim Bergwandern rufe Merkel immer in die Felskluft Sarkozys Namen und lausche lustvoll dem Echo. Ja, ohne hintersinnigen, pfiffigen Humor geht es nun doch nicht bei den Untieren. Gerade als es um die Kanzlerin ging, lief Tamassy zu Höchstform auf. Und so verwundert es nicht, wenn auch dieses Thema um die Liebe keine versöhnlichen Gesänge beinhaltete, sondern Paukenschläge und dabei auch mit dem bürgerlichen Kleingeist abgerechnet wurde. Aber auch selbstironisch gingen die beiden miteinander um und verschonten sich ganz und gar nicht. Hier erreichten die beiden Humoristen den köstlichsten Gipfel des Kabaretts.

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