Kaiserslautern Im Zweifel gern auch mal auf Deutsch

Dass Kaiserslautern rocken kann, wurde in der Kammgarn schon oft demonstriert. Dass man auch in Sachen Metal, Chanson und Hip-Hop gut situiert ist, dürfte ebenfalls kein Geheimnis sein. Dass unsere Stadt zudem in üppiger Big-Band-Manier zu grooven weiß, davon durfte man sich am Freitagabend im Cotton Club überzeugen, wo die neunköpfige Formation „Crew V“ (sprich: groovy) das Publikum mit einer dynamischen Mischung aus Funk und Jazz begeisterte.

Das Ensemble, das im Jahre 2008 einem Workshop des JA!ZZevau entsprungen ist, hat sich dank eines kunterbunten Repertoires mit der Zeit durch diverse Konzerte in und um Kaiserslautern gegroovt. Dabei schafften es die Musiker immer wieder, die allgemeine Stimmung bis zum Siedepunkt anzukurbeln. Das war bei diesem Auftritt Cotton Club nicht anders. Die gute Laune war praktisch vorprogrammiert und wurde mit wunderbar durchschlagenden Nummern über den gesamten Abend hinweg angefeuert. In gewohnter Besetzung scharten sich um Frontmann Sebastian Seifen (Gesang) Alexandra Martin (Sopran- und Altsaxophon), Dominik Lorenz (Tenorsaxophon und Bassklarinette), Matthias Moos (Trompete), Sebastian Rau (Posaune), Michael Breiner (Gitarre), Hennicke Kamp (Bass), Daniel Kerker (Schlagzeug) und David Punstein (Keyboard und Leitung). Saxophonistin Martin schien ihren eigenen Fanclub mitgebracht zu haben, was allein schon für eine rundum gelungene Atmosphäre hätte sorgen können. Der Rest wurde auf musikalischer Ebene durch groß angelegte Arrangements erzielt. Mit viel Feingefühl krempelte die Band Radioheads „High and Dry“ in eine anschmiegsame Swing-Komposition um, phrasierte Gnarls Barkleys „Crazy“ durch ständig wechselnde Klangfarben zu einem ganz neuen Gefüge und funktionierte die ursprünglich mal lässig dahin wiegende Rocknummer „Wind cries Mary“ von Jimi Hendrix in eine samtige Jazz-Ballade um. Daneben gab es einige Instrumental-Darbietungen, bei denen jeder einzelne Musiker eigenständig mit seinem Können brillieren durfte. Punstein führte seine Kameraden als souveräner Dirigent durch opulente Harmonieabfolgen und rhythmische Explosionen. Opulent eingeläutet wurde dank eines äußerst wirkungsvollen Bond-Songs auch der zweite Teil des Programms. Chris Cornells „Casino Royale“-Titelstück „You know my Name“ erwies sich als geradezu mustergültig für eine orchestrale Überarbeitung und Sänger Sebastian Seifen – in Smoking und Fliege den Doppel-Null-Agenten höchstpersönlich mimend – lieferte dazu stimmlich große Momente ab. Kurzzeitig machte sich der Frontmann allerdings ein wenig unbeliebt beim Publikum, als er doch tatsächlich behauptete, dass die Band vor allem deshalb überwiegend englische Titel spielt, weil es nicht genug „funkige“ Songs in deutscher Sprache gäbe. Diesen humorvoll dreisten Kommentar widerlegten seine Bandkollegen allerdings anschließend überzeugend, als sie Peter Fox’ Gassenhauer „Alles neu“ anstimmten – einen der wohl „funkigsten“ Vertreter der deutschsprachigen Musikszene. Eins steht fest: Die Truppe Crew V gehört es live zu erleben. Mit ihrer unbändigen Spielfreude und musikalischer Finesse werden die neun Musikanten ihrem Namen absolut gerecht.

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