Kaiserslautern Josephine Lew hilft Gehörlosen, sich Gehör zu verschaffen

Josephine Lew, Beauftragte für Gehörlosen-Seelsorge in der evangelischen Kirche der Pfalz.
Josephine Lew, Beauftragte für Gehörlosen-Seelsorge in der evangelischen Kirche der Pfalz.

Am Samstag wird sie ihr Weg von ihrem Wohnort Mannheim in die Apostelkirche nach Kaiserslautern führen. Josephine Lew ist gehörlos und Beauftragte für Gehörlosen-Seelsorge in der evangelischen Kirche der Pfalz. Die Mutter zweier gehörloser Kinder hat sich die Apostelkirche für ihre Ordination durch Dekan Richard Hackländer ausgesucht, weil sie den „schlichten Kirchenraum sehr mag“ und viele Kontakte mit dem nahegelegenen Gehörlosenzentrum pflegt. Bisher hatte sie keine Sonderrechte, um Kasualien wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung durchzuführen. Durch die Ordination sei es nun möglich, „barrierefrei“ und „gehörlosenfreundlich“ zu arbeiten und ihrer Berufung nachzugehen.

Keine sichtbare Behinderung auf den ersten Blick

Josephine Lew ist in der Pfalz Ansprechpartnerin für fast 400 Personen und deren Angehörige. „In Deutschland leben etwa 80.000 Gehörlose. Es sind aber viel mehr Leute, die Gebärdensprachnutzer sind.“ Die 39-Jährige ist taub geboren. „Da wir keine sichtbare Behinderung auf den ersten Blick haben, fallen wir nicht so sehr auf wie Blinde oder Rollis.“ Zum Glück gebe es Dolmetscher, die zwischen Gebärdensprache und Lautsprache vermitteln – leider zu wenige. „Taub zu sein hat einen Vorteil, man kann selbst bei Lärm gut schlafen.“

Ihr Angebot als Gehörlosenseelsorgerin wird gut angenommen. Anfragen zum Dolmetschen erhält sie zu Konfirmationsfeiern oder Trauerfällen. Gefragt ist sie für Vorträge und Sensibilisierungsarbeit in Schulen und an Universitäten. Als Landesbeauftragte für die Gehörlosenseelsorge in der Pfalz hält sie Gottesdienste in Gebärdensprache, pflegt Kontakte zu Gehörlosenvereinen, kooperiert mit Kollegen aus dem Saarland und ist mit der katholischen Kirche vernetzt. Ihr Büro hat sie in Speyer.

Josephine Lew kam vor fünf Jahren aus Sachsen in die Pfalz. Sie hat in Leipzig Theologie studiert und eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin. Als Kraftquelle nutzt sie die Kreativität: Sich künstlerisch zu betätigen helfe ihr, sich zu entspannen, sich an neuen Ideen zu erfreuen und diese umzusetzen. Der Gottesdienst zur Ordination von Josephine Lew in der Apostelkirche ist am heutigen Samstag, 14 Uhr.


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