Kaiserslautern Kafkas Dachs

Ein Oscar-Gewinner und eine Gewinnerin des Festivals von Locarno finden sich unter den 16 Regisseurinnen und Regisseuren, die mit ihren neuen Filmen vom 19. bis 25. Januar in Saarbrücken um den mit 36.000 Euro dotierten Max-Ophüls-Preis konkurrieren. Das ist ungewöhnlich.

Der Berliner Jochen Alexander Freidank erhielt 2009 den Oscar für den besten Kurzfilm („Spielzeugland“, der beim Ophüls-Festival leer ausging!) und hat nun die kaum bekannte Kafka-Erzählung „Der Bau“ als Spielfilm mit Starbesetzung inszeniert: Axel Prahl, Josef Hader, Devid Striesow und Robert Stadlober spielen in dieser größtenteils im Saarland gedrehten Adaption mit. Die Erzählung – ein Monolog in Ich-Form – handelt vom Kampf eines Dachses in seinem Bau, den er immer mehr abdichtet, um sich vor Feinden zu schützen. Die Umsetzung mit Schauspielern ist sicher ein Wagnis. Eine düstere Grundhaltung hat auch „Cure – Das Leben einer anderen“ von Andrea Staka, die 2006 den Goldenen Leoparden des Festivals von Locarno für „Das Fräulein“ gewann. „Cure“ spielt in Kroatien, wo eine 14-Jährige den Platz ihrer verstorbenen Freundin in deren Familie einnimmt. Max Riemelt spielt in „Lichtgestalten “ von Christian Moris Müller einen Mann, der mit seiner Freundin beschließt, sämtliche digitalen Spuren seines Leben zu löschen. Und die Pfälzerin Friederike Becht aus Winden (gerade erst in „Phoenix“ von Christian Petzold im Kino) spielt die weibliche Hauptrolle in dem Berlin-Film „Nachspielzeit“ von Andreas Pieper, in dem es um Nazis und Spekulanten in Neukölln geht. Wie im Vorjahr wurden 16 Filme von Nachwuchsregisseuren für den Spielfilm-Wettbewerb angenommen, Komödien sind nicht darunter, ernste Themen und Sozialstudien dominieren. Neun Film kommen aus Deutschland, fünf aus der Schweiz, zwei aus Österreich, 150 Filme (Vorjahr: 110) waren eingereicht worden. Die Überraschung im Kurzfilmwettbewerb ist die Teilnahme von Regisseur Jan Zabeil, der mehrere Preise für sein Langfilm-Debüt „Der Fluss war einst ein Mensch“ (2011) mit Alexander Fehling bekam. Fehling spielt nun in Zabeils Kurzfilm „We Will Stay in Touch about It“ mit, einer Krimigeschichte in einsamer Steppe, also eine ähnliche Situation wie in Zabeils Langfilm. Überhaupt sind in den – wie im Vorjahr – 27 Beiträgen des Kurzfilmwettbewerbs mehr bekannte Schauspieler zu sehen als in die Langfilmen: Gustav Peter Wöhler und Anke Engelke begegnet man in der Bombenentschärfer-Komödie „Herman the German“ von Michael Binz, Lars Rudolph in dem Baumarkt-Drama „Präsenzlücke“ von Alexander Alaluukas, und Christian Redl in „Schuld um Schuld“ von Viviane Andereggen, in dem es um einen Juwelier-Überfall geht. Den 1989 in Kaiserslautern geborenen Schauspieler Max Wagner kann man in „Ein Foto von uns“ von Ferdinand Arthuber sehen, der im Wettbewerb der mittellangen Film läuft. Auch hier konkurrieren so viele Filme wie im Vorjahr: 14. Unter den zwölf Beiträgen im Dokumentarwettbewerb (Vorjahr: 13) stechen Porträts über die Architektenfamilie Böhm („Die Böhms“ von Maurizius Staerkle Drux) und den Komiker Helge Schneider („Mühlheim – Texas, Helge Schneider hier und dort“ von Andrea Roggon) hervor. Der Regisseur und Produzent Hans W. Geißendörfer „Die Lindenstraße“) erhält den Ehrenpreis für seine Verdienste um den deutschen Filmnachwuchs.

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