Kaiserslautern Kaiserslautern: Pfaff-Kantine droht Abriss
Die Pfaff-Kantine soll abgerissen werden, weil es der Investor so will. Der Stadtrat hat sie im Rahmenplan noch als erhaltenswert eingestuft.
Im Februar hat der Stadtrat den städtebaulichen Rahmenplan der Architektengemeinschaft Astoc/Mess für gut befunden und beschlossen. Vorgesehen ist darin der Erhalt der Kantine, die auch noch im Vorentwurf des Bebauungsplans als Bestandsgebäude eingezeichnet ist. Ende August wurde dann das denkmalgeschützte neue Verwaltungsgebäude − der Seeberger-Bau − an die Investorengemeinschaft Redstone one GbR verkauft. Ein Gesundheitszentrum soll entstehen. Das auf der anderen Seite der Pfaffachse liegende Kantinengebäude mit einem 6000 Quadratmeter großen Areal an der Königstraße hat die Care Immobilien GbR übernommen. Beide Gesellschaften sind personell verknüpft. Der Verwaltungsbau soll zu einem medizinischen Versorgungszentrum umgebaut werden, die Kantine soll abgerissen werden. Hier beabsichtigt der Investor den Bau eines Altenheims. Was sagen die Stadtratsfraktionen dazu, dass ihr Beschluss pro Rahmenplan und damit pro Erhalt der Kantine ignoriert wurde? Welchen Wert hat der Wille des Stadtrats, wenn ein Investor etwas anderes beabsichtigt? „Man kann nicht alles haben, was man will“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD, Andreas Rahm. Er freut sich in erster Linie darüber, dass der Seeberger-Bau und die Pförtnerloge stehen bleiben. „Ich hätte es gerne gehabt“, wenn auch das Kantinengebäude hätte stehen bleiben können, es sei jedoch nicht zu vermarkten gewesen. Für den Erhalt des 1953 erbauten Trakts habe sich kein Investor gefunden, schildert Rahm, der im Aufsichtsrat der Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) sitzt. Kann die PEG also das Gelände trotz beschlossenem Rahmenplan so vermarkten, wie sie will? „Fakt ist“, antwortet Rahm, „dass sich die PEG - wenn irgend möglich − an den Rahmenplan halten muss.“ Er gibt sich überzeugt, dass „wir uns zu 80 bis 90 Prozent an den Rahmenplan halten werden“. Und: „Dass es keine 100 Prozent sind, war vorher schon klar.“ Der Koalitionspartner der SPD im Stadtrat, die Grünen, vertraut ebenfalls darauf, dass die Verwaltung und die PEG so viel wie möglich vom Rahmenplan umsetzen. Fraktionssprecher Tobias Wiesemann findet es toll, dass für den Seeberger-Bau ein guter Nutzer gefunden wurde. Er spricht wie Rahm von einer „Kröte, die man schlucken muss“ und meint damit die Kantine, die in dem Koppelgeschäft fallen müsse. „Der Investor muss Geld verdienen.“ Ein Bauplatz für das Altersheim nördlich der Bahnlinie sei allein aus Lärmschutzgründen nicht realistisch. „Ich habe nie wirklich an eine Vermarktung und damit den Erhalt der Kantine geglaubt“, bekennt Wiesemann, der das Gesamtkonzept der beiden Investorengesellschaften schlüssig nennt. Für die CDU-Opposition erklärt Fraktionsvorsitzender Walfried Weber: „Ich gehe davon aus, dass der OB und die PEG bei der Auswahl der Investoren den Rahmenplan beachten.“ Möglicherweise enthielten die Verträge mit den Investoren den Satz, dass sie sich an den Rahmenplan halten müssten, spekuliert Weber, der nach eigenen Angaben den Inhalt der Verträge nicht kennt. Der PEG-Aufsichtsrat, in dem er Mitglied ist, habe der Geschäftsführung den Auftrag gegeben, sich bei der Vermarktung an den Rahmenplan, so wie ihn die Politik vorgegeben hat, zu halten. Doch seien die Möglichkeiten des Aufsichtsrats einzuwirken begrenzt und daher unbefriedigend. In der Praxis sehe es so aus, dass ein Investor eine Idee habe, die Geld bringe und „dann macht man das“. Kaiserslautern ist „vorschnell“, was den Abriss von historischen Gebäuden angeht, stellt Eva Lenz für die FDP fest. Sie erinnert an das Pfaffbad und den Milchpilz. Die FDP hatte sich − wie berichtet − gegen den Abriss des Speisesaals positioniert: „Wir hätten ihn gern erhalten.“ Doch sei es „ziemlich deutlich, dass unser OB so wenig wie möglich Restriktionen für Investoren will“. Sei ein Investor gefunden, werde das Geschäft gemacht, erläutert Eva Lenz, die mit ihrer FDP-Fraktion ebenfalls in der Opposition sitzt. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende vertritt die Meinung, dass der Rahmenplan, der in die baurechtliche Umsetzung − den Bebauungsplan − einfließt, einzuhalten ist. Darüber hinaus habe die FDP zwar gewusst, dass es für die Kantine einen Investor gebe, aber nicht, dass sie abgerissen werden solle. Der Opposition der Linken im Stadtrat sei vermittelt worden, dass der Seeberger-Bau nur erhalten werden könne, wenn die Kantine abgerissen werde, erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Carsten Brossette. Er missbilligt, dass es über das Tauschgeschäft zwischen SWK und Verwaltung keinerlei Diskussion in der Öffentlichkeit gegeben habe: Es sei nur nach dem Motto „schnell, schnell“ gegangen. Die Linke habe gegen den Tausch gestimmt. „Erst mit dem Tausch ist ein neues Fass aufgemacht worden. Damit hat der Stadtrat dem Abriss der Kantine zugestimmt“, so Brossette. Es sei „extrem schade um die Kantine“, vor allem weil man es geschafft habe, sie so gut zu bespielen, weist er auf diverse Veranstaltungen von PEG und Stadt in dem Bau hin. Damit hätte man Interesse bei Investoren wecken können. Zudem sei schon Geld gegen den Verfall in das Kantinen-Gebäude gesteckt worden. Schreiben Sie uns Wie sehen Sie das, liebe Leser und Leserinnen? Sollte die Kantine erhalten bleiben oder sehen Sie den Abriss im Sinne des Investors eher pragmatisch? Senden Sie uns eine kurze E-Mail mit Ihrer Meinung an redkai@rheinpfalz.de.