Kaiserslautern „Lass uns ein paar Pfeile schießen“
Wie klappt es die Kurve zu kriegen, sich immer wieder für den Sport zu motivieren? Michael Zahm, erfolgreicher Bogenschütze, sagt dazu ganz klar, die Chemie in der Mannschaft ist alles.
Ein alter Schulfreund hatte bereits ein Probetraining im Verein hier in Bruchmühlbach gemacht und fragte mich und meinen Bruder, ob wir nicht auch Lust hätten das mal auszuprobieren. Damals waren wir zehn oder elf Jahre alt. Ich bin hängen geblieben. Auch mal das Schießen mit dem Gewehr ausprobiert? Ja, schon. Meine Leidenschaft gilt aber dem Bogenschießen. Die einen erinnert es ein bisschen an Robin Hood, für die anderen ist es neuerdings Meditation. Was ist es für Sie? Für mich ganz klar ein weder noch. Für mich ist es Sport und so wie ich es auslebe, hat es mit Robin Hood oder Legolas aus Herr der Ringe, das sind wohl die bekanntesten Bogenschützen, nichts zu tun. Meditation oder autogenes Training als Grundlage ist aber nicht schlecht. Wer seinen Puls im entscheidenden Moment runterfahren kann, bei dem wackelt auch der Bogen weniger. Ist es denn arg anstrengend? Muss es nicht unbedingt sein. Ich übe den Bogensport als Wettkampf aus, schieße mit dem olympischen Recurvebogen, der ist recht stark. Da muss schon 20 Kilo Zugkraft aufgebracht werden. Auch die mentale Anstrengung im Wettkampf ist enorm. Wir schießen 70 Meter weit, da braucht der Pfeil schon einen Bums. Kraft, Ausdauer und Konzentration sind also notwendig. Wir haben allerdings auch Sportler, die es rein als Freizeitsport ausüben. Da liegt der Fokus mehr auf Spaß und Erholung und die Bögen sind viel leichter. Sie schießen nicht allein, sondern sind Teil der Mannschaft. Ist das eher motivierend oder eher Druck? Teil einer Mannschaft zu sein, motiviert immer. Man will ja sein Bestes geben und möglichst gut mit der Mannschaft abschneiden. Druck mache ich mir höchstens selbst. Gibt es innerhalb der Mannschaft ein Rezept, wie Sie sich gegenseitig zum Training motivieren? Wir betreiben zwar den Wettkampf, aber im Grunde treffen wir uns und haben Spaß. Wenn einer mal nicht will, heißt es von einem Kollegen: „Lass uns ein paar Pfeile schießen“. Das hilft schon. Die Motivation, der Spaß und damit der Erfolg steht und fällt mit den Mannschaftskameraden. Wir verstehen uns untereinander sehr gut. Wenn wir uns gegenseitig nicht riechen könnten, das wäre für mich ein Grund daheim zu bleiben und das Ding in die Ecke zu stellen. Mal ein Blick ins Training: Wie oft trainieren Sie und wie viele Pfeile fliegen dabei? Ein bis zwei Mal die Woche muss es schon sein. Sonst wird das nichts und im Wettkampf machen sich der Rücken und die Schulter schmerzend bemerkbar. In der Vorbereitung auf die Freiluftsaison geht es erstmal um den Kraftaufbau. Da sollten es schon 120 Pfeile und mehr sein. In einem Techniktraining sind die Umfänge sehr viel geringer. Da geht es dann darum, dass jeder Aspekt korrekt und immer gleich ausgeführt wird. Trotzdem, perfekt zu treffen reicht nicht. Sie schießen ja auch quasi gegen die Zeit. Wie halten Sie da die Konzentration aufrecht? Ich denke von Pfeil zu Pfeil. Da läuft ein Film mit immer dem gleichen Schema ab. Nach dem Einlegen des Pfeils beginnt die Fokussierung auf den Ablauf und endet erst mit dem Einschlagen des Pfeils im Ziel. Der Schuss muss innerhalb von 15 bis 20 Sekunden raus, sonst fährt die Konzentration runter und die Muskeln fangen an zu zucken. Das wirkt sich sofort auf die Treffsicherheit aus. In der Freisaison schießen wir sechs Pfeile hintereinander, dafür bleibt insgesamt nur eine befristete Zeit. Nach jedem Pfeil wird kurz runtergefahren, dann läuft der Film wieder ab. Sie schießen die Sommer- und die Wintersaison. Wo braucht es öfter mal den Tritt in den Hintern um das Training nicht schleifen zu lassen und wie motivieren Sie sich da? Zäh ist es am Ende der Hallensaison. Dann sind die Wettkämpfe rum und man will endlich raus an die frische Luft in die Sonne. Da muss ich mir schon öfters mal klarmachen, dass jetzt der Zeitpunkt ist, den Grundstein und die Kraft für den Sommer zu legen. Der Sport ist für mich aber auch wichtig, um vom Job abzuschalten. Das hilft ungemein und ist für sich schon Motivation.