Kaiserslautern Lebendiges Musizieren in lockerer Atmosphäre

Zum Einsatz kamen verschiedene Instrumente, darunter eine irische Harfe.
Zum Einsatz kamen verschiedene Instrumente, darunter eine irische Harfe.

Die erste Folk-Session der Citykirche wurde vom Organisator, Pfarrer Stefan Bergmann, mit bangen Gefühlen hinsichtlich Besucherresonanz und Verlauf erwartet. Das „Irish Music Meeting“ war ein gezündeter Testballon, der kometenhaft aufstieg und weit über der Stiftskirche am Freitag leuchtete.

Pfarrer Bergmann, selbst bekennender Fan irischer Musik und Mitwirkender auf Tin und Low Whistle sowie Cembalo, hatte allerdings mit seinem Lehrer und Lokalmatador Walter Lelle den entsprechenden „Katalysator“ für diese Sogwirkung eingesetzt: Lelle ist als Dozent für dieses Genre bei der Städtischen Musikschule tätig und hat in dieser Musikszene als Initiator von Ensembles und als Pädagoge sowie Arrangeur und Interpret einen klangvollen Namen. Ermutigt durch den Erfolg der monatlichen, offenen Jazz-Jamsessions im benachbarten Storchenturm von „Geburtshelfer“ und Saxofonist Helmut Engelhardt, basierte die Veranstaltung in der Stiftskirche ebenfalls auf einem Aufruf zu einem gemeinsamen Miteinander verschiedenster Instrumentalisten und Ensembles. Es entwickelte sich in lockerer, entspannter Atmosphäre zunehmend ein sehr lebendiges Musizieren, das lebhaft pulsierend in seinen Bann zog. Dem Aufruf folgten immerhin 25 Mitwirkende und über 250 Besucher in einem fast dreistündigen Marathonlauf durch das Repertoire der irischen Folkmusik. Darunter komplette Ensembles wie die Irish Folk AG der Technischen Universität, das Schülerensemble „Assana“ der Städtischen Emmerich-Smola-Musikschule und Repräsentanten anderer Formationen, wie der K-Town Pipers. Einen weiten Weg nahm Barbara Jerusalem aus dem Großraum Stuttgart auf sich, um mit ihrer irischen Harfe mitzuwirken. Mit seiner fachlichen Kompetenz und nicht dozierend, sondern im gemütlichen Plauderton Hintergrundwissen sozusagen en passant ausbreitend, trug Walter Lelle mit seiner humoristisch gestimmten Moderation in behaglicher Pub-Atmosphäre wesentlich zum Gelingen dieser Pilot-Veranstaltung bei. Er stellte Interpreten und ihre Instrumente ebenso vor wie das kultivierte Repertoire an Jigs, Reels und Balladen, die auch gesungen wurden – so etwa von Birgit Schunk-Lelle mit melodischem Liebreiz und treffendem Tonfall. Insgesamt war es neben dem ständigen Wechsel verschiedener Tanzrhythmen vor allem ein rasantes Spiel mit ungewöhnlichen, nicht alltäglichen Klangfarben. So anstelle der Silberrohr-Querflöte die irische Holz-Querflöte Eberhard Eisenbarths oder mit dem irischen und schottischen Dudelsack. Weitere Raritäten und Kuriositäten waren ebenfalls dabei, wie die Bodhran (irische Rahmentrommel), eine irische Harfe und eine Bouzouki. Dies ist eine zur Ergänzung der Gitarren gespielte Schalenhalslaute, die beispielsweise von Frank Hermann gespielt wurde. Somit avancierte diese erfolgreiche Veranstaltung auch zu einer Art klingender Instrumentenkunde der auch keltisch genannten Folkstilistik. Allein dieses für uns hierzulande exotische Instrumentarium, mit einer Fiedel und Tin Whistle als Melodieinstrument und mit vielen Saiteninstrumenten zur Umspielung und Akkordfüllung, bewirkte bestrickende Klangreize von Seltenheitswert. Viele der Repertoirestücke sind wie die Jazz-Standards der Jazzcombos auch im Irish Folk Gemeingut und allgemein bekannt. Daher konnten die Melodiefolgen dieser aufgeführten Klangbeispiele die Instrumente nahtlos im Wechselspiel durchlaufen, entstanden so Dialoge zwischen hohen und tiefen Instrumenten oder zwischen vokal und instrumental. Mit zunehmender Spieldauer legten die Ausführenden spürbar ihre Schwellenangst ab, steigerten sich zu musikantisch beseelter Spielfreude bis hin zur ekstatischen Intensität. Dies wiederum übertrug sich auch auf die von allen Seiten die Aufführungen beobachtenden Zuhörer, die es meist nicht an ihren Plätzen hielt und die alle Perspektiven der offenen Bestuhlungsform nutzten. Erleichtert wurde der Einstieg in die Vortragsfolge durch das typische Kreisen der Tanzstücke über einem melodischen Kern bei einer bleibenden taktlich-metrischen Grundstruktur. So entstand eine Art Perpetuum Mobile, eine Musik, die um sich selbst bis zur – tänzerischen – Erschöpfung zu kreisen scheint. Letztlich bestätigte die begeisterte Resonanz einmal mehr, dass Folk weit mehr als eine Nische ist und er – trotz der großen Resonanz – in den Angeboten der Medien unterrepräsentiert ist.

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