Kaiserslautern Leere Stühle vor herausragendem Gast

Ein Trend, der sich seit Wochen abzeichnet, schlug am Mittwoch im Lautrer Wirtshaus im Bahnheim erbarmungslos zu: Die monatliche Revue der Kabarettisten „Die Untiere“ mit dem Titel „Da lacht man scharf“ zeigte nach langem Boom viele leere Stühle. Kurios, dass einige Karteninhaber ihre Plätze nach Auskunft des Veranstalters nicht nutzten.

Allerdings sind Marina Tamassy, Wolfgang Marschall als Sprachrohr und soziales Gewissen der Truppe sowie der Imitator Philipp Tulius sowie der musikalische Kopf am Keyboard Edwin Schwehm-Herter ausgesprochene Kämpfernaturen: Nicht nur in lokal- und bundespolitischer Persiflage sondern auch was zündende organisatorische und programmatische Ideen anbelangt. Für die wieder zweitägige Doppelveranstaltung engagierte man eine – wörtlich zu nehmende – herausragende künstlerische Persönlichkeit als zusätzliche Attraktion: Mit einem Gardemaß weit über zwei Meter (verstärkt durch Stöckelschuhe) schlüpft Michael Panzer aus dem schwäbischen Oberland in die Rolle von Fräulein Wommy Wonder. Da ist der Name Programm: Man wundert sich über diese schrill-schräge Travestie-Show, die der Schwabe mit Sketchen, Witzen sowie eigenen Liedtexten und Melodien originell „abzieht.“ Das „Fräuleinwunder“ überzeugt mit Charme, Charisma, Bühnenpräsenz und Treffsicherheit der Pointen gleichermaßen. Bei seiner Retrospektive quer durch die Republik spart Panzer nicht mit Häme und sprudelt wie ein Wasserfall. In kurzen Limericks erinnert er an den legendären Heinz Erhardt. Beispiel: „Hat das Blümchen einen Knick, war der Schmetterling zu dick.“ So hinterließ der Künstler einen tobenden Saal. Im zweiten Teil wendete der Stargast die Kunst der Wortspielerei an, geißelte die in Mode gekommenen Vornamen; glaubt, dass aus Modepüppchen nichts Rechtes wird: Da landet sarkastisch die Jenny bei Penny und Jacquelin steht für Ruin. Das Programm gewinnt zunehmend an Tiefgang, wenn die Zeitgenossen bundesweit kritisch unter die Lupe genommen werden: „Am Ende des Lichts ist bei den Zeitgenossen noch viel Tunnel“, philosophiert der Transvestit. Aber auch für die politisch-militärischen Krisen hat Michael Panzer noch eine provokante Frage mitgegeben: Sind wir das Land der Dichter und Denker oder der Richter und Henker? Diesen rhetorischen Spielball griff Marschall auf, der politisches „Taktieren“ mit Polit-Plattitüden und Wahlkampf-Lügen messerscharf analysiert. Zuvor hatte er den lokalen Wahlkampf der anstehenden OB-Wahl eröffnet und mit Videoclips und einer metaphorischen Sprache die Stimmung angeheizt: Weichel als Protz vom Pfaffenberg, dahinter die SPD geschlossen als Klausi-Gäng – was kann da noch schiefgehen? Da setzte Tulius eins drauf, pickte sich bei seiner im Habitus und Tonfall gekonnten OB-Parodie ein groteskes Thema heraus: die Rattenplage. Der Zoologe (Weichel) brachte die Lautringer in Rage, empfahl zur Lösung beherzt zur Schippe zu greifen. Er riet zum Kampf zwischen Homo sapiens und der Gattung Rattus. Letztere verglich er mit einem Berater eines Elektro-Großmarkts: „Man weiß, dass sie da sind, aber man sieht sie nicht.“ Als Schlagersternchen der 1960er und 1970er Jahre gab Marina Tamassy eine gute Figur ab. Was auf den ersten Blick der musikalischen Auflockerung dient, verrät bei genauem Hinhören, dass hier textlich ein „Politteufelchen“ durch die Partituren huscht und Schabernack treibt.

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