Kaiserslautern Letzte Fragen

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Auftakt mit Beginnlosigkeit, Geißeltierchen und Gott. In Mannheim ist am Donnerstagabend das Literaturfest „Lesen.Hören“, die elfte Ausgabe, angelaufen. Mit dem Tiroler Welt-Poeten und Universalgenie Raoul Schrott, der Biochemikerin Petra Schwill, Direktorin des Münchner Max-Planck-Instituts, und Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland war. Insa Wilke moderierte. Die Kerr-Preisträgerin und Kritikerin ist die Programmleiterin des Festivals. Es geht bis zu 4. März.

Roger Willemsen ist seit fast einem Jahr tot. Bei „Lesen.Hören“ soll es im Sinn des Groß-Intellektuellen und langjährigen Schirmherrn weitergehen. Das Festival bringt Burgschauspielerin Erika Pluhar (am 20.2.), Maria Schraders Film über Stefan Zweig (morgen, 19.2.), Nora Bonsongs Recherchen im Rotlichtmilieu (am Dienstag, 21.2.), den Büchnerpreisträger Durs Grünbein (23.2. im Mannheimer Planetarium) und die als Gesamtkunstwerk ikonische Nina Hagen zusammen. Die ewige Rockgöre „meets BB“, wie es heißt, Bertolt Brecht. Ihr „Lieder-Abend zur Klampfe“ am Freitag (24.2.) ist ausverkauft. Auch für heute Abend in der Alten Feuerwache gibt es keine Karten mehr. Es soll Willemsen nachgespürt werden. „Herzenssachen“ ist der Abend für den Schriftsteller, Essayisten, Filme- und Programmmacher betitelt. Unter anderem sind die Schauspielerin Barbara Auer, der Wissenschaftler und Autor Joseph Vogl und die Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins, Nadia Nashir dabei. Gute Freundinnen. Weggefährten. Die Moderation übernimmt der Schriftsteller Michael Lentz. Zum Auftakt ging es um die ganz großen Fragen. Raoul Schrott erzählte viel und las wenig aus einem dicken Buch. In „Erste Erde Epos“ umkreist der universalistisch begabte Poet die Erdentwicklung vom Urknall bis zum Auftritt des Homo sapiens. Eine Dichtung auf der Basis von Physik und biochemischen Prozessen. Und Augenschein. Also erzählte Schrott von unserer Verhasstheit als „kosmisches Recycling“, unserer Schwamm-DNA und wie es ist, irgendwo in der alleräußersten Pampa einen 4,2 Milliarden alten Stein zu berühren. Wie er dort einem Bären begegnete, auf dem Boden liegend, die Hände über dem Kopf verschränkt. Anschließend tauschten der Dichter, die Biochemikerin Petra Schwill und der Theologe Nikolaus Schneider Weltbilder aus. Letzte Fragen waren aufgerufen. Der letzte Abend von „Lesen.Hören“ am 4. März könnte zugespitzt daran anschließen: „Gottesdienst und Blasphemie“, heißt er, „Feridun Zaimoglu liest Denis Scheck seinen Luther vor.“

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