Kaiserslautern Lisa Mörsdorf: Deutsche mit schwarzem Erbe

Ihr Vater stammte aus Kentucky – und hat immer gesungen: Musikerin Lisa Mörsdorf.
Ihr Vater stammte aus Kentucky – und hat immer gesungen: Musikerin Lisa Mörsdorf.

Sie ist in Kaiserslautern geboren und aufgewachsen, fühlt sich als Deutsche – und doch entspricht sie nicht ganz dem Klischee des Ur-Deutschen: Sängerin Lisa Mörsdorf, bekannt durch mehrere Bands wie dem Duo Bass2Voice, ist die Tochter eines schwarzen Amerikaners und einer deutschen Lautererin. Ihr 1996 verstorbener Vater stammte aus Kentucky und kam Mitte der 1950er mit der Air Force nach Deutschland. „Er war auf der Air Base Sembach stationiert, wo meine Mutter im Sekretariat arbeitete.“ Im Mai 1963, vier Jahre nach der Heirat, war Elisabeth Hutchins das Ergebnis der deutsch-amerikanischen Beziehung.

„Ich hatte immer nur die deutsche Staatsangehörigkeit“, erzählt sie – obwohl das nicht so ganz stimmte, wie sie korrigiert. „Als ich mit 16 meinen Personalausweis beantragte, stellte sich heraus, dass ich gar nicht als Deutsche registriert war – und musste erstmal die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen.“

In der Kindheit und Jugend habe sie, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nie das Gefühl gehabt, anders zu sein. „Auf dem Gymnasium war ich anfangs Klassensprecherin“, unterstreicht die heute mit einem Saarländer verheiratete Mutter zweier erwachsener Söhne. „Bloß zwei Schwestern der Franziskanerinnen dort hatten offenbar Probleme mit meiner Hautfarbe.“ Erst in jüngster Vergangenheit, mit dem Aufleben der AfD, spüre sie häufiger rassistische Ressentiments im Alltag.

Ihr Vater habe sie zeitlebens beschützen wollen und war nie mit ihr in den USA; auch nach dem frühen Tod der Mutter, als Lisa acht Jahre war, sei eine Rückkehr für ihn dorthin nie Thema gewesen. „Als 1923 Geborener muss er schlimme Sachen erlebt haben.“ In Deutschland habe er sich vor Rassismus sehr viel sicherer gefühlt als in den USA. Erst nach seinem Tod war Lisa Mörsdorf das erste und bisher einzige Mal in den USA zum Verwandtenbesuch.

Nicht nur das „schwarze Erbe“, sondern offenbar auch die musikalische Ader hat sie von ihrem Vater. „Wegen meiner Mutter bekam ich ab dem fünften Lebensjahr Klavierunterricht, nur Klassik – aber mein Vater hat die ganze Zeit gesungen: Gospels, Blues, Jazz.“ Und so ist sie heute nach anfänglich klassischer Gesangsausbildung selbstständige Musikerin mit Richtung Soul, Jazz und Pop im weitesten Sinne.

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