Kaiserslautern Mit einem Bein im dritten Entscheidungsspiel

91-84510541.jpg

Eine Relegation, die an Wahnsinn grenzte: Sechsmal Aluminium, drei Tore ab der 80. Minute. Der SV Wiesenthalerhof schoss sich im zweiten Relegationsspiel dreimal in Front, immer konterte der FC Eiche Sippersfeld im brechend vollen Hexenkessel – 3:3 (1:2). Dank des 3:1-Siegs am Donnerstag genug für den FC. Nach über 20 Jahren steht er wieder in der A-Klasse.

Alle stürmten sie los. Ein wildes Geschrei, ein unkontrollierter Pulk. Und alle fielen sie auf Patrick Schäffler. Sie begruben ihn. Quetschten ihn. Schüttelten ihn durch. „Ich bin überglücklich“, prustete er später, nass von Schweiß und Sekt. Er war außer Atem. Schäffler, der Rechtsaußen der „Eiche“, war gerannt. Mit allerletzter Kraft hatte er die Kugel reingebolzt (87.). „Ich wollte fünf Minuten früher raus, der Muskel war zu“, erzählte er später. Aber Mitspieler Steffen Mangold habe sich reingehauen, dann musste er auch. „Ich hab’ das 2:2 verschuldet, da wollte ich den Ball kriegen“, so Vorlagengeber Mangold, der einen Steilpass von der Linie gekratzt hatte. Schäfflers 3:3 setzte die Krone auf eine Endphase, die an Dramatik nicht zu toppen war. Der SV Wiesenthalerhof stand gestern Abend dreimal mit einem Bein im dritten Entscheidungsspiel, führte, 1:0, 2:1, 3:2. Marcel Diehl staubte ab (32.), Waldemar Besler drückte nach schwacher Abwehr die Kugel rein (44.), wieder Besler spritzte per Kopf in eine Flanke (81.). Gerade der letzte Treffer, ein Schock für den FC. Dreimal vorne – dreimal verschenkt. Die „Eiche“ hatte immer die Antwort. „Uns hat hinten ein Cleverer gefehlt. Wir waren nervös. So ist Fußball. Wenn man ein drittes Spiel erzwingen will, muss man ein Ergebnis auch mal halten“, haderte Gäste-Coach Michael Kalckmann. Tat sein SV nicht. Da war FC-Goalgetter Christian Hartmüller, wieder mit Doppelpack. Nach toller Körpertäuschung zog er flach durch zum 1:1 (40.), zehn Minuten vor Ende mogelte er sich an der Defensive vorbei, lupfte ins Netz (80.). Und dann kam Schäffler, der selbst Beslers direkten Gegenschlag zum 3:2 pulverisierte. Giftgrüner Rauch waberte aus dem Eiche-Fanblock. „Das war für das ganze geile Jahr“, fehlten Mangold fast die Worte. Schäffler wusste: „Es war der Tick Wille. Der Schritt, den wir noch gehen wollten.“ Dass die „Hütte“ diesmal einknickte, lag keineswegs am Torwart. Marc Hamann – am Donnerstag Unglücksrabe, gestern Teufelskerl, parierte phänomenal (37., 50., 63., 78., 85.). Obendrein zimmerte der FC viermal an Latte und Pfosten. Pech, das die „Hütte“ im Hinspiel hatte. Von Markus Stolzes grauen Haaren tropfte nach Abpfiff der Rosé-Sekt. Er hatte die eine oder andere Träne im Auge. Pendant Kalckmann stand die Enttäuschung im Gesicht. „Sehr bitter“, gab er zu. Ein verrückter Abend… So spielten sie FC Eiche Sippersfeld: Leitsbach – Stummann (64. Ratkoceri), Molter (90. Frühbeiser), Decker – Buhrmann, Höning – Mangold, Jonas Windecker, Schäffler (88. Spahiu) – Marc Windecker – Hartmüller SV Wiesenthalerhof: Hamann – Schäffner, Fuder, Wilhelm, Mergler – Diederich, Welker (87. Brandt) – Tok, Kalckmann (76. Grossnick), Besler (82. Michel) – Diehl Tore: 0:1 Diehl (32.), 1:1 Hartmüller (40.), 1:2 Besler (44.), 2:2 Hartmüller (80.), 2:3 Besler (81.), 3:3 Schäffler (87.) – Gelbe Karten: Stummann, Decker – Grossnick – Rote Karte: Ratkoceri (88./Foulspiel) – Beste Spieler: Hartmüller, Buhrmann, Marc Windecker – Hamann, Tok, Besler – Zuschauer: 680 – Schiedsrichter: Appelmann (Mauchenheim).

x