Kaiserslautern Nur die Sonne macht Konkurrenz

Punkteten mit ihrem groovenden Mix aus Funk, Soul und Rhythm ’n’ Blues: blue mace & friends mit Sänger Franz Dressing.
Punkteten mit ihrem groovenden Mix aus Funk, Soul und Rhythm ’n’ Blues: blue mace & friends mit Sänger Franz Dressing.

Zwei Bands, ein Konzert im Kulturzentrum Kammgarn: Da war was los am Samstag auf der Cotton-Club-Bühne. Die Band blue mace & friends beehrte zum dritten Mal die Kammgarn mit prächtigen Eigenkompositionen aus der Funk-Schmiede und sattem Bigband-Sound. Die aktuelle Maxi-CD „The House of Funk“ gab es am Eingang direkt gratis obendrauf. Ohne CD, aber mit ebenso viel Sättigung im Rhythmus ging auch die zweite Band des Abends, Polski Beat, ans Werk. Wenn da nicht dieses schöne Wetter gewesen wäre...

Eigentlich ist sonniges Wetter ja immer was Tolles. Aber eben nur halb so toll, wenn man ein Konzert in einem Club unter der Erde veranstaltet. Der Auftritt am Samstagabend war deshalb nicht ganz so gut besucht, wie es die hochkarätigen Musiker sicherlich gewohnt sind – die übliche Konsequenz von traumhaften Außentemperaturen. Musikalisch macht es bei dem blue mace & friends-Ensemble aber keinen Unterschied, ob sie vor einer ausverkauften Halle oder einem moderat gefüllten Club spielen. Das Ergebnis ist immer gleich: qualitativ hochwertige Funk-Musik und beste Stimmung im Raum. Dass die erste und zweite Tischreihe vor der Bühne fast vollständig unbesetzt blieb – bis auf einige mutige Gäste an Seite – fiel nicht weiter ins Gewicht. Diese Band war noch bis zu den Parkplätzen draußen gut zu hören und machte so viel Laune, dass es für zwei Abende gereicht hätte. Zwischen satten Bässen, funky Rhythmen und flächendeckenden Saxophon-Soli eines von Kopf bis Fuß in weiß gekleideten Helmut Engelhardt begeisterte immer wieder die knisternde Stimme des Sängers Franz Dressing. Der lehnte sich auch gerne mal etwas weiter über die Bühnenkante und animierte das leicht bewegungsscheue Publikum immerhin zum Fingerschnippen. Funktionierte stellenweise sogar ganz gut. Abgesehen davon traf der Mix aus Funk, Soul und R&B wieder voll ins Schwarze. Sowohl mit den alten Songs wie „One By One“ oder „I Touch You“, mehr noch mit den neuen Werken „Get up“, „Turn around the Light“ oder „Lazy“ – Michael Gehring darf hier als Hauptkomponist natürlich nicht unerwähnt bleiben. Die Pfälzer-Musikkapelle groovte so gut, dass man eigentlich direkt mit auf die Bühne wollte. Eine sehr eifrig tanzende Dame im Publikum hätte jedenfalls gut ins Bild gepasst. Harald Schindler und Alexander Boerner spielten zwischendurch ein nettes „Bäumchen wechsel dich“ am Bass, und Junis Schmidt, Sohn von Keyboarder Claude Schmidt und der Jüngste im Bunde, machte am Schlagzeug eine wahrhaft gute Figur und trieb seine älteren und erfahreneren Kollegen standhaft voran. An Dynamik und Spielfreude mangelt es dieser Formation also nach wie vor nicht. Die Grooves flossen wieder prächtig in Mark und Bein. Zum Dank gab es sogar Blumen und ein paar Schlüpfer auf die Bühne geworfen. Bei Polski Beat flossen die Grooves nicht minder prächtig aus den Instrumenten, nur dass hier noch ein ganzer Schub Elektronik beigemischt wurde. Die Band hat sich in ihrer noch recht kurzen Historie bereits einige lobende Rezensionen eingeheimst. Zurecht. Wolfgang Janischowski (Bass), Ingo von Wenzlawowicz (Schlagzeug) und Stephan Baumann (Electronics) beweisen viel Können, Erfahrung und spielen gerne mal mit den Stilen. Hier wird höchst geschickt Jazz und Deep House miteinander verbunden. Das Ergebnis: eine Art Electrojazz, der Druck machte. Ganz ohne Worte, spuckte das Trio große Töne. Während Bassist und Schlagzeuger einen vollen Klangteppich ausbreiteten, pfefferte Baumann einige sehr adrette Synthi-Klänge drauf, die den Gesamtklang sehr mächtig machten und mindestens zum Mitschwanken zwangen. Keine Ansagen, keine Texte, das ganze Programm instrumental in einem Durch – so haben es die Zuhörer gern. Auch wenn sich immer mehr Gäste nach draußen verabschiedeten, um der Abendsonne zu frönen. Aber schließlich lässt sich die Musik von Polski Beat auch draußen immer noch gut genießen. Rundum ein sehr gelungenes Doppelkonzert, dem lediglich die schöne Sonne Konkurrenz machte.

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