Kaiserslautern Obermeister der Schreinerinnung spricht von Ausnahmezustand

Markus Skiendziel (links) und einer seiner Mitarbeiter machen Fenster energieeffizient.
Markus Skiendziel (links) und einer seiner Mitarbeiter machen Fenster energieeffizient.

Die Energiekrise hat Europa im Griff. Bei stetig steigenden Preisen gilt: Sparen, wo es nur geht. Markus Skiendziel, Obermeister der Schreiner-Innung Kaiserslautern-Landstuhl-Donnersberg, erklärt, worauf es beim Bau von Fenstern und Türen ankommt – und berichtet von Herausforderungen im eigenen Betrieb.

Einer der wichtigsten Bereiche, in denen es sich lohnt, auf Energieeffizienz zu achten, ist der Hausbau. Deswegen kann sich Schreinermeister Markus Skiendziel aktuell vor Aufträgen kaum retten – bis zum Jahresende ist seine Schreinerei in Stetten ausgelastet. Das Thema Energie begegnet ihm im Alltag mittlerweile immer öfter: Fenster und Türen werden drauf ausgerichtet, dass sie möglichst viel Energie einsparen.

Das liegt auch an der Energieeinsparverordnung, die Bauherren und Immobilieneigentümern detaillierte Vorschriften zur Energieeffizienz ihres Hauses macht. Je nach Bautyp des Hauses ermittelt ein Architekt oder Energieberater einen Wert, der vorgibt, wie energieeffizient die Fenster sein müssen. Hier gilt: Je energiefreundlicher, desto teurer wird es.

Regelmäßige Pflege

Besonders bei Scheiben mit Gas im Luftzwischenraum kann der Preis schnell in die Höhe gehen. Denn Krypton, das dafür beispielsweise eingesetzt wird, ist denkbar knapp. Immerhin gibt es Fördermöglichkeiten für die Sanierung von Wohngebäuden, etwa durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Eine Altbausanierung wird mit bis zu 20 Prozent bezuschusst.

Mit der energiefreundlichen Konstruktion der Fenster und Türen ist übrigens noch lange nicht alles getan. Damit diese optimal Energie speichern, bedarf es regelmäßiger Pflegemaßnahmen, erklärt Markus Skiendziel. „Der Aufwand von heute ist schon größer als früher“, sagt er. „Inzwischen kommt noch das Thema Sicherheit dazu.“ Die Sicherheitsglasscheiben sind deutlich schwerer, wodurch die Beschläge höheren Belastungen ausgesetzt sind.

Etwa alle zwei Jahre sollte das Fenster bei einem Kontrolltermin überprüft werden. Beschläge müssen nachjustiert und geölt, Dichtungen mit einem Pflegemittel versorgt werden und einiges mehr. Alle Maßnahmen seien wichtig für Energiehaushalt und -verbrauch, ganz besonders bei Fenstern mit Dreifachverglasung. „Das ist eigentlich ein Muss“, so Skiendziel.

Nicht nur beim Bau der Fenster und Türen ist die Energiekrise ein Thema, auch anderweitig spürt der Betrieb die Auswirkungen: Die Schreinerei Skiendziel kämpft derzeit mit Engpässen und langen Lieferzeiten. Von Materialien wie Holz über Metallteile für Beschläge teilweise bis hin zu Farben und Lacken: „Es stockt im Moment alles.“ Viele Kunden seien zum Glück verständnisvoll – andere wiederum stornieren ihre Aufträge. Dabei handelt es sich um Probleme, auf die die Schreinerei keinerlei Einfluss hat: Manche Hersteller gingen sogar dazu über, keine Angaben mehr zu Preisen oder Lieferzeiten zu machen.

„Ich bin schon seit über 40 Jahren im Geschäft und so etwas habe ich noch nie mitgemacht“, betont Markus Skiendziel. „Ich würde fast sagen, das ist ein Ausnahmezustand.“ Zudem fehle der Nachwuchs. „Es ist einfach schwer, Leute fürs Handwerk zu begeistern“, sagt Skiendziel. Dabei seien die Verdienstmöglichkeiten deutlich besser als noch vor 20 Jahren – und Fachkräfte überall gefragt. Trotzdem gehen die Ausbildungszahlen von Jahr zu Jahr zurück.

Energiesparen ist bei Skiendziel nicht nur Thema bei seinen Produkten, sondern auch in der Produktion: Die Lackieranlage, die erst kürzlich neu gebaut wurde, hat ein intelligentes Belüftungssystem, bei dem rund 80 Prozent der Wärme wieder aus der Abluft zurückgewonnen wird.

Alte Kunststofffenster und Altglas werden recycelt und kommen so in den Kreislauf zurück. Außerdem achtet der Betrieb auf Abfalltrennung, was gleichzeitig eine Möglichkeit zum Kosteneinsparen bietet. Das anfallende Restholz aus der Fenster- und Türenproduktion wird in einem Spänesilo gesammelt und im Winter automatisch der Heizanlage zugeführt. Somit heizt das Unternehmen seine Werkstatträume komplett autark. Darüber hinaus wird durch eine Solaranlage Strom erzeugt und eingespeist.

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