Kaiserslautern Preisträgerkonzert: Sängerkrieg in der Fruchthalle
Senkrechtstarter am klassischen Musikhimmel sind am Sonntag, 20. Januar, in der Reihe „Sonntags um 5“ in der Lauterer Fruchthalle zu erleben. Wie jedes Jahr stellen sich wieder sechs Finalisten des Emmerich-Smola-Förderpreises vor.
Smola (1922−2011) galt in seiner 40-jährigen Amtszeit als Chefdirigent des damaligen SWR-Rundfunkorchesters als Entdecker und Förderer von Weltstars wie Fritz Wunderlich, Erika Köth oder Waltraud Meier. Förderpreise nach Jurybewertung gibt es in Hülle und Fülle. Das Besondere an diesem ist aber, dass das Publikum aus den Finalisten die Sieger kürt. „Das Publikum mit tausend Menschen im Saal kann man nicht täuschen. Begeistern kann nur, wer die nötige Ausstrahlung und das entsprechende Auftreten hat“, glaubte Smola. So ist seitdem die Publikumsabstimmung in der Festhalle Landau für die Krönung der jugendlichen Häupter zwischen Studium und Karrierebeginn entscheidend. Fast 100 Vokalisten hat die Redaktion in Baden-Baden vorab ausgewählt. Die Nachwuchssänger sind bei der Beurteilung zwischen 20 und 30 Jahre alt und meist Hochschulstudenten, so Karl Thumm auf Nachfrage. Der SWR-Musikredakteur absolviert dazu einen Marathonlauf, indem er internationale Gesangswettbewerbe besucht. Er glaubt, dass die musikalische Ausbildung in anderen Ländern − vor allem Russland und Korea − intensiver sei. Selbst die Südafrikaner seien „stark im Kommen“. Um die sechs Finalisten zu finden, hat Thumm mindestens vier Wettbewerbe jährlich besucht und dadurch bis zu 50 Vokalisten gehört. Daraus wählt er sechs so aus, dass zwei Sopran- eine Mezzosopranstimme und ein Tenor sowie zwei Baritonstimmen (davon ein Bass-Bariton) verbleiben. Je eine Dame und ein Herr erhalten per Publikumsentscheid jeweils den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis als Karriere-Starthilfe, gestiftet von der Sparkasse Südliche Weinstraße in Kooperation mit der Stadt Landau. Wie sind nun diese ermittelten Ergebnisse zu bewerten? Wie verhält sich Experten- zu Laienmeinung? Thumm geht davon aus, dass meistens beide Ebenen sich annähern, dennoch gebe es auch immer wieder Abweichungen und Überraschungen. Beim Publikum entscheide die Tagesform des Finalisten, dazu Attribute wie Sympathie und individueller Geschmack − vor gesangstechnischen Parametern. Oft sei die Gunst der Stunde entscheidend, der „magische Moment“, wie Thumm sagt. In seiner Bilanz betont er eine steigende Tendenz des sängerischen Niveaus. Am Sonntag ist in der Fruchthalle die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern zusammen mit Gastdirigent Enrico Delamboye zu hören. Vor allem aber steht die Begegnung mit den Sopranistinnen Aleksandra Jovanovic und Carina Schmieger, der Mezzosopranistin Aytaj Shikhalizada, dem Tenor Ronan Caillet sowie den Baritonstimmen von André Baleiro und Neven Crnic im Vordergrund..