Kaiserslautern Sag mal, dürfen die das?

Was darf Journalismus? Diese Frage versuchten drei Medienvertreter und der rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers am Montag in Klingenmünster zu beantworten. Die Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung im Stiftsgut Keysermühle zeigte jedoch: Es geht nicht immer um die Frage, ob etwas sein darf, sondern häufig um die Frage, ob etwas sein muss. Und darauf können die Antworten sehr unterschiedlich sein.

Es ist der 24. März 2015. Ein Flugzeug der Lufthansa-Tochter Germanwings stürzt über den Alpen ab. 150 Menschen sterben. In den Redaktionen der Zeitungsverlage, der Fernseh- und Radiosender trudeln unablässig Informationen ein. Sie müssen von den Journalisten zeitnah geprüft, eingeordnet und verbreitet werden. „Germanwings ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell unser Journalismus geworden ist“, sagt Yvette Gerner, Mitglied der Chefredaktion beim ZDF. Die Arbeit sei eine andere geworden, die Tugenden derer, die sie erledigen, seien aber die gleichen, betont sie. Thomas Leif, Chefreporter des SWR Fernsehen stellte jedoch eine andere, kritische These auf. Er sagte, die Nachrichtenfaktoren, an denen sich Journalisten bei ihrer Arbeit orientieren, hätten sich verändert. „Das zentrale Auswahlkriterium im Alltag ist der Gesprächswert“, sagte er. Er halte es für gefährlich, nach dem Motto „Akzeptanz ist Relevanz“ zu handeln. Im Gespräch zwischen Yvette Gerner, Thomas Leif, dem RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe und dem rheinland-pfälzischen Justizminister Gerhard Robbers wurde vor allem bei der Frage nach der richtigen Mischung aus Information und Unterhaltung deutlich, wie unterschiedlich sie die Aufgabe von Journalisten definieren. Heute sei es zwingend notwendig, abzuwägen, welche Themen die Menschen interessieren könnten und welche davon relevant sind, sagte Yvette Gerner. „Die Kriterien sind die gleichen, die Aufarbeitung ist eine andere“, sagt sie mit Blick auf die Verständlichkeit der Berichterstattung, die in den Vordergrund gerückt sei. Michael Garthe sagte, bei der Kritik werde oft vergessen, wie wichtig die Glaubwürdigkeit gerade für die Zeitung selbst sei. Die Richtigkeit stehe an erster Stelle. Ein genaueres Hinsehen wünsche sich der RHEINPFALZ-Chefredakteur manchmal. So beklagten etwa zum Thema Flüchtlinge viele Leserbriefschreiber, dass die Berichterstattung Aspekte auslasse. Tatsächlich seien sie aber schon Thema gewesen.

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