Kaiserslautern Schüler richten offenen Brief an Landesregierung: „Wir haben Angst“
In Kaiserslautern seien derzeit – Stand 5. November – acht Schulen von Corona-Fällen betroffen und es sei naiv zu behaupten, dass nicht mehr dazu kommen werden. Das Gesundheitsamt komme mit der Nachverfolgung nicht mehr hinterher. „Was wir damit sagen wollen: Es ist die Zeit gekommen, schärfere Maßnahmen zu treffen“, schreibt Sara Brisch, die Vorsitzende der Stadt-/Kreisschüler-Vertretung Kaiserslautern. Sie vertritt Schüler von rund 30 Schulen aus Stadt und Landkreis.
Schulalltag nur schwer möglich
Die Betreuung von Kindern und das Recht auf Bildung habe absolute Priorität und seien unverzichtbar. Sie einzuschränken sei das letzte Mittel zur Bekämpfung der zweiten Corona-Welle. Genau diesen Zeitpunkt sehen die Schüler jetzt gekommen. Denn ein Schulalltag unter Einhaltung der AHA-L-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen und Lüften) sei derzeit nur schwer umsetzbar. So mangele es sowohl an Desinfektionsmitteln, als auch an Plexiglas-Wänden. Letztere seien in vielen Schulen lediglich in den Sekretariaten installiert, nicht jedoch an den Lehrerpulten oder zwischen den einzelnen Schülern. Dort seien sie jedoch zwingend notwendig.
Die Schüler fordern die Landespolitik auf, den Schulbetrieb auf ein wechselndes System umzustellen. Eine Rückkehr zum reinen Online-Modell, wie es im März und April praktiziert wurde, wollen die Schüler allerdings nicht. Doch sie sagen auch: „Würden wir jetzt fortfahren wie bisher, würden wir in spätestens zwei Wochen genau an den Punkt kommen, an dem wir diese scharfen Einschränkungen benötigen“.
Hybrid-System vorgeschlagen
Um das zu vermeiden, schlagen die Schüler vor, ein Hybrid-System einzuführen. Dies könnte unterschiedlich aussehen. Ein Beispiel: Die Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 13 kämen im Tages- oder Wochenwechsel in die Schule. Denkbar sei auch, für die Stufen 8 bis 13 ein Online-Modell einzuführen und die Schüler nur für Klausuren in die Schulen zu holen. „Auf diese Weise wird die Schülerzahl massiv verkleinert und die Schulen werden leerer“, begründen die Schüler ihren Vorschlag. So könnten wieder mehr Kontakte nachverfolgt werden und das Infektionsrisiko würde abnehmen.
„Wir wissen, dass die aktuelle Lage ernst ist und es nicht einfach ist, eine Entscheidung zu treffen“, fährt Brisch in dem Offenen Brief fort. Es sei nicht einfach, Schüler aus bildungsschwachen Familien im Online-Format gleichermaßen zu fördern wie Jugendliche aus bildungsstarken Familien. Dennoch könne es auch nicht zielführend sein, „wenn Schüler aufgrund von Quarantäne und Erkrankung zu Hause blieben müssen, wenn sie sich in der Schule anstecken würden“. Der aktuelle, bundesweite Kurs, Schulen und Kitas offen zu lassen, gehe nicht auf.
„Wir haben Angst und fühlen uns nicht sicher“, schließt die Vorsitzende der Stadt-/Kreisschüler-Vertretung Kaiserslautern. Schüler, Lehrer und Erzieher sähen sich als Kollateralschaden der Krise. „Nur wenn wir jetzt handeln, können wir es schaffen, das Virus einzudämmen“, appelliert Birsch stellvertretend für die Schüler.
Der Brief ging an die Landesregierung von Rheinland-Pfalz, die Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bildungsministerin Stefanie Hubig.