Radsport Schwimmen und die Badewanne

Bereiten sich in Dudenhofen auf den Start bei der DM in Cottbus vor: hinten von links Henric Hackmann, Tim Herzog und Lenn Sohns
Bereiten sich in Dudenhofen auf den Start bei der DM in Cottbus vor: hinten von links Henric Hackmann, Tim Herzog und Lenn Sohnsmayer, vorne Luca Spiegel, Alessa-Catriona Pröpster, Anne Slosharek und Timo Bichler. Links Physiotherapeutin Alexandra Welte, rechts Trainer Frank Ziegler, in der Mitte Mechaniker Dominik Krones.

Radsport: Die Sonne brennt. Frank Ziegler, der Trainer des Bahnradteams Rheinland-Pfalz strahlt, denn bei einem Wetter wie diesem ist die Radrennbahn in Dudenhofen „unwahrscheinlich schnell“. Wie schnell, das testen er und seine Schützlinge in diesen Tagen, im Trainingslager für die DM.

Musik dudelt aus der Box auf der Tribüne der Radrennbahn. Radsportler schlüpfen in Trikots, Socken und Schuhe, stellen den Helm ein, machen sich bereit. Plötzlich ein lauter Knall. Ein Reifen ist beim Aufpumpen geplatzt. Keine Reaktion bei den Radfahrern. Sie kennen das, werkeln weiter an ihren Sportgeräten herum, lehnen Räder, die fertig eingestellt und umgebaut sind, an die Bande und machen sich fertig fürs Training. Auf den Tischen stehen Trinkflaschen und Flaschen mit Sonnencreme. Es ist kurz vor Start des Trainingslagers in Dudenhofen und der Trainer ist noch schwer am Schuften: Frank Ziegler fegt mit einem großen Besen über die Bahn und schiebt bergeweise Blütenreste vor sich her. „Ich hoffe, das war es jetzt mit den Akazien“, wird er später sagen. Physiotherapeutin Alexandra Welte erklärt, wie wichtig es ist, dass die Reste entfernt werden. „Der Blütenstaub ist gefährlich bei den Geschwindigkeiten, mit denen die Sportler unterwegs sind. Die Reifen können da wegrutschen.“

Der „weltbeste Mechaniker“

Inzwischen ist die „Badewanne“, wie die Radrennbahn in Dudenhofen liebevoll genannt wird, sauber. Frank Ziegler klettert nach einem kurzen Check der Fahrräder auf die Tribüne und wendet sich an seine Sportler: „Jetzt wird es ernst“, kündigt er an und stellt eine Besucherin vor: Annika Rosenbach, Kunstradfahrerin, die an der Uni Mainz studiert und erklärt, warum sie zuschauen will: „Ich muss eine Arbeit über eine Sportart schreiben, in der ich mich nicht so gut auskenne, und ich habe den Bahnradsport genommen, weil das zumindest ein bisschen mit dem verwandt ist, was ich mache.“ Und noch einen Teilnehmer des Trainingslagers begrüßt Ziegler besonders: Dominik Krones, „den weltbesten Mechaniker“, wie er sagt. Sein ehemaliger Schüler sei auch selbst mal erfolgreich gewesen, sei Vize-Weltmeister im Teamsprint gewesen. Und jetzt sei er seit 20 Jahren als Mechaniker für die Radsportler im Einsatz, nehme sich jedes Mal extra Urlaub, um beim Trainingslager und bei den Wettkämpfen dabei zu sein.

Ziegler schwört seine Truppe weiter ein: „Jetzt geht es nicht mehr um Quantität, sondern um Qualität, um die richtigen Abstände zum Beispiel oder um die Beschleunigung“, erklärt der Trainer. Luca Spiegel will die Sondereinheit in Dudenhofen nutzen, um besser Geschwindigkeiten abzuschätzen und taktieren zu können. Alessa-Catriona Pröpster will „gerade in die 200 Meter besser reinkommen“.

Von den Großen lernen

Die Ziele, die die Sportler des Bahnradteams Rheinland-Pfalz bei der deutschen Meisterschaft in Cottbus verfolgen, auf die das Trainingslager vorbereiten soll, sind recht unterschiedlich. „Für die Jungen ist es das Highlight, für die anderen, für die klar ist, dass sie für die EM oder WM qualifiziert sind, geht es darum, das Training so aufzubauen, dass alles für die EM oder WM passt“, erläutert Ziegler.

Die „Jungen“, das sind Tim Herzog (RV 08 Dudenhofen) und Lenn Sohnsmayer (Radsport Rhein-Neckar), der zum neuen Schuljahr ans Heinrich-Heine-Gymnasium wechselt, die Eliteschule des Sports in Kaiserslautern, die alle anderen auch besuchen oder besucht haben. Zu den Erfahrenen gehören Timo Bichler (RV 08 Dudenhofen), Alessa-Catriona Pröpster und Luca Spiegel (beide RV Offenbach/Queich), Henric Hackmann (RV Rodenbach) und Anne Slosharek (Team Pfälzerland Bad Dürkheim). Sie alle freuen sich auf das Trainingslager und die Einheiten mit ihren Teamkollegen, mit denen sie sich so vergleichen, gegenseitig pushen und von denen sie etwas lernen können. „Alessa und Henric sind bei der Polizei, wir sind sonst alle ziemlich verstreut“, erklärt Spiegel, warum er sich über das Trainingslager freut, das zusammenschweißt. Traditionell laden „Hackis“ Eltern und Großeltern das ganze Team wieder nach Schifferstadt ein. Im Hotel in Schifferstadt, wo Physiotherapeutin Alexandra Welte sich um die Regeneration der Sportler kümmert, sitzen alle gern im Innenhof zusammen und spielen Karten, am liebsten „Schwimmen“.

So geht es weiter

Am Samstag geht es von Dudenhofen aus nach Cottbus, wo noch einmal zwei Einheiten geplant sind, um sich an den „abgesandeten Belag“, der nie an den in Dudenhofen rankommt, und an die längere Bahn zu gewöhnen. Am Mittwoch starten die Wettkämpfe, bei denen das Bahnradteam dann das auspacken will, was es vier Tage lang in der „Badewanne“ geübt hat.

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