Kaiserslautern Tötungsdelikt Diana Bodi: Überwachungsvideo liefert heiße Spur
Ein Überwachungsvideo eines Parkhauses bringt die Polizei auf eine heiße Spur im Fall der im Dezember 2020 tot aufgefundenen Diana Bodi. Ein Mann transportiert mit einem Einkaufswagen einen großen verpackten Gegenstand. Handelt es sich um die Leiche? Ist der Mann womöglich der Täter?
Von Gundula Zilm
Das Video stammt von einer Kamera des Parkhauses Central in der Rosenstraße, rund 200 Meter entfernt vom Ort, an dem die Leiche der 48-jährigen Diana Bodi am 14. Dezember gefunden wurde. Ein Mann läuft am Abend des 12. Dezember drei Mal an dem Parkhaus-Eingang hin und her, beim vierten Mal schiebt er einen Einkaufswagen und läuft dann mit einem großen verpackten Gegenstand darauf zurück Richtung Richard-Wagner-Straße – und damit Richtung Staubörnchenstraße, wo die Leiche zwei Tage später gefunden wurde.
Obwohl nicht klar ist, ob es sich bei dem verpackten Gegenstand um die Leiche handelt und noch weniger, ob der Mann der Täter ist, wie Polizeisprecher Christian Erfort bestätigt, hat die Polizei mit dem Video nun eine sehr heiße Spur. Sie hofft, damit Zeugen zu finden, die zur Aufklärung der Tat beitragen können. 10.000 Euro Belohnung hat die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ausgesetzt für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters beitragen.
„Außerdem suchen wir einen Mann und eine Frau, die an jenem Abend mit einem Hund in der Rosenstraße spazieren waren“, sagt Erfort. Sie könnten dem Unbekannten vom Video begegnet sein und deshalb als Zeugen wichtige Hinweise geben, erhofft er sich. Die Frau trug eine silbergraue Winterjacke mit Kapuze und eine rote Mütze. Der Mann war mit einer schwarzen Winterjacke und einer schwarzen Mütze bekleidet, lautet die Beschreibung. „Ob es sich um ein Paar handelt, wissen wir nicht.“ Der Hund ist vermutlich ein Golden Retriever oder heller Labrador.
Polizei hatte viel Videomaterial auszuwerten
Am Abend des 14. Dezember war eine Leiche in einer kleinen unbefestigten Seitenstraße der Staubörnchenstraße Richtung Mall gefunden worden. „Sie war verpackt“, bestätigt Erfort nun. Lange war die Identität der Frau unbekannt. Erst nach einer europaweiten Fahndung und der Vermisstenmeldung ihrer Mutter aus Ungarn wurde die Frau als die ungarische Staatsbürgerin Diana Bodi identifiziert.
Die 48-Jährige arbeitete seit November 2020 als Pflegekraft in der Nähe von Stuttgart und sollte eine neue Arbeitsstelle in Trier-Saarburg antreten. Vermutlich am Freitag, 11. Dezember, fuhr sie mit dem ICE von Stuttgart nach Mannheim und von dort mit dem Regionalexpress nach Kaiserslautern. Wegen Verspätung kam der Zug erst gegen 18 Uhr an. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass Diana Bodi am Hauptbahnhof Kaiserslautern ausstieg.
Die nun veröffentlichten Videoaufnahmen stammen vom Abend des Folgetages, Samstag, 12. Dezember. „Wir mussten erst einmal alle Kameras ausfindig machen, die etwas aufgezeichnet haben könnten, und dann das sehr umfangreiche Videomaterial sichten und auswerten“, erläutert Erfort, wieso die Polizei erst jetzt auf die brisanten Bilder gestoßen ist.
Auf dem Video der Parkhauses Central in der Rosenstraße, die von der Richard-Wagner-Straße Richtung Eisenbahnstraße führt, ist der Mann mit Kapuze um 21.34 Uhr das erste Mal zu sehen. Er läuft an der Einfahrt Richtung Richard-Wagner-Straße vorbei und schaut sich dabei kurz um. Um 21.37 läuft er in die Gegenrichtung und eine Minute später wieder zurück. Um 21.39 Uhr sieht man ihn einen leeren Einkaufswagen Richtung Eisenbahnstraße schieben; als er um 23.01 Uhr in die Gegenrichtung an der Kamera vorbei läuft, liegt ein großer, verpackten Gegenstand auf der unteren Ablage des vom ihm gezogenen Einkaufswagens.
Das Tatmotiv ist weiter völlig unklar
„Die Nähe zum Tatort und zum Tatzeitpunkt und das Paket lässt den Schluss zu, dass es sich um die Leiche von Diana Bodi handelt“, sagt Erfort. Was sich jedoch in den zwei Tagen zwischen dem Samstagabend des 12. Dezember und dem Leichenfund am Montagabend, 14. Dezember, zugetragen hat, ist laut Erfort unklar.
Ein Unglücksfall, den die Polizei schon lange für äußerst unwahrscheinlich hielt, sei inzwischen eigentlich ausgeschlossen. Dennoch liegt das Tatmotiv laut Erfort völlig im Dunklen. „Es könnte sich um einen Raubmord handeln, eine Beziehungstat, eine rein zufällige Begegnung“, zählt der Polizeisprecher Möglichkeiten auf.
Nicht unwahrscheinlich ist es, dass sich die Polizei Kaiserslautern mit dem neuen Material noch einmal ans Fernsehen wendet, um weitere Hinweise zu bekommen, sagt Erfort. Anfang März wurde der Fall in der Serie „Aktenzeichen XY“ vorgestellt, die wenigen Zuschauermeldungen brachten jedoch keine wirklichen Fortschritte in der Ermittlung. „Wir sind in Kontakt, die Planungen laufen“, berichtet Erfort. „Teils haben die Ausstrahlungen ein halbes Jahr Vorlaufzeit, deswegen könnte es Winter werden – sollten wir den Fall bis dahin nicht aufgeklärt haben.“ Zum Beispiel von der Zugfahrt erhofft sich der Polizeisprecher Hinweise, zumal der Regionalexpress nach Kaiserslautern wegen eines Brandes auf der Strecke 100 Minuten Verspätung hatte.
Hinweise nimmt die Polizei unter Telefonnummer 0631/369-2620 entgegen; ein anonymes Hinweistelefon ist unter der Nummer 0152/11970863 geschaltet.