Vor der Wahl Wie die Parteien den Folgen des Klimawandels begegnen wollen

Fassadenbegrünung nennen alle Parteien als ein Mittel gegen die Hitze.
Fassadenbegrünung nennen alle Parteien als ein Mittel gegen die Hitze.

Das Stadtklimagutachten hat gezeigt, dass es insbesondere in der Innenstadt im Hochsommer in Zukunft ungemütlich wird. Gleichzeitig muss sich die Stadt auf Starkregenereignisse vorbereiten. Von den Parteien wollte die RHEINPFALZ vor der Kommunalwahl daher wissen, wie sie Kaiserslautern auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten wollen.

Die Grünen weisen darauf hin, dass sie im Stadtrat das „Integrierte, nachhaltige Stadtentwicklungskonzept“ initiiert haben, das Frischluftschneisen, notwendige Grünflächen und Bebauungshöhen definiere. An diese Vorgaben müsse man sich künftig halten. „Bei der Umsetzung werden wir auch das Thema Schwammstadt im Blick behalten, um gegen Starkregenereignisse gewappnet zu sein“, kündigen die Grünen an. Man unterstütze den Aufbau von Dach- und Fassadenbegrünung, um vor Starkregen und Hitze zu schützen. Eine weitere Ausdehnung der Bebauung in den Wald wollen die Grünen vermeiden. Die Wegnahme von Wald am Stadtrand verhindere die Frischluftzufuhr und sorge für eine beschleunigte Überhitzung der Kernstadt. Stattdessen gelte es, die Resilienz der Innenstadt über kleine Grünflächen und Bäume zu stärken. Bereits vorhandene „Pocket-Parks“ können auf ihre Aufenthaltsqualität hin überprüft werden. Zudem wollen die Grünen weitere Sitzmöglichkeiten und Trinkbrunnen schaffen.

Die Freien Wähler halten eine Stadtbegehung mit engagierten Bürgern – unter Einbeziehung von Gruppen wie „Stadt für alle“, Nabu, BUND – für sinnvoll. Dabei sollen entsiegelbare und begrünbare Flächen identifiziert werden. „Es gibt viele“, sind die FW sicher. Anschließend sollte die Verwaltung die Realisierbarkeit der Vorschläge prüfen. Dabei gehe es um die Herstellung von Einvernehmen mit Anwohnern und Hausbesitzern, gegebenenfalls einer Satzungsanpassung und Baum- und Grünflächenpatenschaften. Es sollten geeignete Verschattungen geplant und an Aufenthaltsflächen Sonnensegel vorgesehen werden. „Die Lauterfreilegung ist eine spannende Idee“, finden die Freien Wähler, die sich mehr Dach- und Fassadenbegrünung wünschen. Die Innenverdichtung müsse neu gedacht werden.

Wasserwände, Sprühnebel und Luftbrunnen prüfen

Weil die Hitze in der Innenstadt jedes Jahr aufs Neue spürbar werde, müsse der Klimaschutz ein Teil der Stadtplanung sein, „um die Lebensqualität in unserer Stadt zu verbessern“, so die Linke. Um die Hitze in der Innenstadt abzumildern, sei es wichtig, mehr Grün in Form von Bäumen und Grünflächen in die Stadt zu bringen. Das würde nicht nur zu einer Senkung der Temperaturen führen, sondern die Aufenthaltsqualität verbessern. Neben der Begrünung führe offenes Wasser zu einem kühlenden Effekt, daher „ist es uns ein Anliegen, dass die Lauter sinnvoll renaturiert wird“, so die Linke. Die Partei möchte den Einsatz von Wasserwänden, Sprühnebel und Luftbrunnen zur Kühlung der Innenstadt prüfen und nutzen. Weiterhin sei zusätzliche Beschattung notwendig. Um für frische Luft zu sorgen, müssten Frischluftschneisen erhalten werden. Die Wegnahme der Frischluftschneise durch die Mall sei deutlich spürbar.

„Entsiegelung von Böden und mehr Regenrückhaltemaßnahmen schützen die Innenstadt bei Starkregen besser vor Überflutung“, betont die FDP, die die begonnenen Maßnahmen, um Kaiserslautern zu einer Schwammstadt zu entwickeln, fortsetzten möchte. Mehr Beschattung durch Büsche und Bäume sowie Begrünung von Gebäuden seien Möglichkeiten, das Mikroklima in der Innenstadt zu verbessern. „Auf eine weitere bauliche Verdichtung, die zu weiterer Flächenversiegelung führt, muss verzichtet werden“, finden die Liberalen. Denn diese fördere die Aufheizung der Innenstadt und schränke die Durchlüftung ein.

„Für Maßnahmen fehlen schlicht die Mittel“

Die AfD setzt beim Thema Klimaanpassung auf die Eigenverantwortung der Menschen, heißt es von der Partei. Denn in Kaiserslautern seien keine finanziellen Mittel für Projekte da, die nicht zu den Pflichtaufgaben zählten. Das gelte auch für wünschenswerte Renaturierungsmaßnahmen, die zur Kühlung innerstädtischer Flächen oder zur Entflechtung von Gewässern bei Starkregen führen könnten, so die AfD. Haus- und Grundstückseigentümer könnten – allein schon wegen ihrer Vielzahl – stattdessen mit kleinen und relativ preisgünstigen Maßnahmen wie Fassadenbegrünung, Bepflanzung von Gärten und Entsiegelung beispielsweise ihrer Garageneinfahrten viel gegen zu viel Wärme im Sommer tun.

Die CDU betont derweil, dass bereits beschlossene Maßnahmen wie Regenrückhalte- und Versickerungsflächen weiter umgesetzt werden müssten. Bei der Bauplanung müssten mehr Grün- und Versickerungsflächen vorgesehen werden, beispielsweise durch Lücken bei Parkplätzen, über die Regen versickern kann. In Parkhäusern könnten Autos aus der Hitze geholt werden, mehr Dachbegrünung könne zu einem besseren Mikroklima beitragen, so die CDU. „Bei Wahrung der Mobilitätsbedürfnisse“ sollten mehr Grünflächen in der Stadtmitte der Aufheizung entgegenwirken und zur Gesundheit der Menschen beitragen. Daneben hält die CDU bewachsene Trennwände oder Sonnensegel aus Geflecht mit Bewuchs für sinnvoll. Ebenso sollten Anreize gesetzt werden, damit Eigenheimbesitzer investieren und selbst Regen auffangen, beispielsweise zur Bewässerung. Der Stadtaufheizung müsse durch den Schutz von bekannten Kaltluftschneisen entgegengewirkt werden.

Versiegelungen auf ein Minimum reduzieren

Die SPD möchte in zukünftigen Bauplanungen darauf achten, dass eine Versiegelung von Flächen auf ein notwendiges Minimum reduziert wird. Gleichzeitig müsse mehr Grün geschaffen werden, zum Beispiel durch Bäume, Sträucher und Rasenflächen. Wichtig seien ausreichende Flächen zur Aufnahme von Regenwasser und die Entwicklung zur Schwammstadt. Zudem müsse das Element Wasser stärker genutzt werden, zum Beispiel durch sogenannte City Trees oder die Freilegung der Lauter. „Fassaden- und Dachbegrünung tragen auch ihren Teil dazu bei, dass sich öffentliche Plätze weniger aufheizen“, so die Sozialdemokraten.

Themen zur Wahl

Wie kann die Stadt trotz klammer Kasse handlungsfähig bleiben? Wie gelingt die Klimaanpassung? Was kann die Politik tun, um für ausreichend Wohnraum zu sorgen? Zu fünf Themen hat die RHEINPFALZ die Parteien befragt, die zur Stadtratswahl antreten. In unserer Reihe lesen Sie, was die Parteien geantwortet haben.

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