Kaiserslautern Witzig, schlagfertig, argumentativ
„Wir sind eine geile Uni!“, platzt Professor Norbert Wehn am Ende der über einstündigen Show-Debatte zwischen Studierenden und Professoren heraus. Der Vizepräsident für Studium und Lehre hat sich köstlich amüsiert, ist stolz auf die Technische Universität Kaiserslautern, die kein bisschen konservativ sei.
Als Vorsitzender der Jury, die über die Qualität der Redner zu befinden hatte, bescheinigt er den Professoren Michael Hassemer und Martin Horch, mit ihren Redebeiträgen den größten Spaßfaktor geliefert zu haben. Sabrina Effenberger, Studentin der Germanistik und Politik der Uni Heidelberg, zeichnet er als beste Rednerin aus. „Eine tolle Veranstaltung“, kommt Wehn nicht aus dem Schwärmen heraus. Vorangegangen war am Donnerstagabend eine Show-Debatte, in der Professoren und Studierende darum stritten, ob der Weihnachtsmann seine Liste mit guten und bösen Kindern an die NSA (Nationale Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten) weitergeben darf. Zu der weihnachtlichen Show-Debatte hatte „Debating“, der Debattierclub der TU, im Rahmen des CampusKultur-Semesterthemas „Privatsphäre“ in den Hörsaal 110 in Gebäude 42 eingeladen. Höchst amüsant und spannend zugleich, wie sich Mitglieder der Regierung und der Opposition vor einem gefüllten Hörsaal darum streiten, ob der Weihnachtsmann seine Akten an die Sicherheitsbehörde weitergeben muss oder nicht. Während Hassemer, Inhaber des Lehrstuhls für Zivilrecht, Wirtschaftsrecht und Geistiges Eigentum, Horch, Juniorprofessor für Computational Molecular Engineering, und Léa Roger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Politikwissenschaft, sich als Redner der Regierung profilieren und um jeden Preis die Liste des Weihnachtsmanns für sich beanspruchen, weil das Land den Gefahren eines Geheimbundes ausgesetzt ist, erklären Redner der Opposition den Wunsch der Regierung als lächerlich. „Was wollen Sie mit der Liste des knuffligen alten Mannes, der lediglich Kindern Geschenke übergibt?“, bieten die Studierenden Sebastian Harttig, Präsident von Debating Kaiserslautern, und Sabrina Effenberger und Peter Giertzucht, Gastredner der „Rederei“ Heidelberg, der Regierung Paroli. Wie bei politischen Debatten im Plenarsaal geht es zu. Mit den besten Argumenten, mit Schlagfertigkeit, mit Witz und Humor und angespornt durch aufheiternde Zwischenrufe des Publikums nimmt die Debatte um die Liste des Weihnachtsmannes ihren Lauf. „Er muss die Liste übergeben“, wettert Horch. „Und wenn er nicht mit der Regierung kooperiert, muss sein Kopf daran glauben“, zerbricht er demonstrativ das Haupt eines Schoko-Nikolauses. In der freien Rede geübt, einem Redefluss wie ein Wasserfall und mit ihren Händen gestikulierend bezieht Sabrina Effenberger Position für den Weihnachtsmann. Spricht von ihm als „das personifizierte Gute, das Vorbild im Dezember“. „Was kann die NSA mit der Information nach 80 Jahren anfangen, wenn sie weiß, dass klein Gustav damals einen Lolly geklaut hat?“, macht sie sich über die Forderung der Regierung lustig, die Liste des Weihnachtsmanns für Zwecke der Sicherheit herauszufordern. Zwischendurch melden sich freie Redner zu Wort, von denen zwei sich auf Regierungsseite stellen, einer Partei für die Opposition ergreift. Eine Stoppuhr hilft den Vortragenden, ihre Redezeit zu begrenzen. Alexander Kranisch, Präsident des Abends, achtet mit Glocke und Hammer darauf, dass die Regularien eingehalten werden. Höhepunkt ist der Auftritt des Juristen Hassemer. Gleich einem regierungstreuen Matador positioniert er sich vor dem Publikum, legt sein Jacket ab und sprudelt locker mit dem Hemd über der Hose los. In Anwaltsmanier, freier Rede und eloquent in seinem Plädoyer, reagiert er spontan auf Zwischenrufe von Publikum und Opposition, gibt sich staatsmännisch und hat die Lacher auf seiner Seite: „Keine Zukunft ohne Verantwortung, keine Verantwortung ohne Zukunft“, ist ihm an der Herausgabe der Listen des Weihnachtsmannes gelegen. Am Ende zählten die Stimmen des Publikums: 56 für die Opposition, 36 für die Regierung. (jsw)