Kaiserslautern Wo ist er?

Der Frühling hat Morlautern verzaubert. Obstbäume und Sträucher stehen in voller Blüte. Auf den Feldern um den Schlachtenturm blüht der Raps. Geschlossene gelbe Flächen sind es, die sich auf dem Mühlberg breitmachen. Der Himmel zeigt sich im schönsten Blau. Die Sonne lacht. „Ein Hasenwetter“, meint Revierförster Klaus Platz. „Der Feldhase liebt es trocken und warm.“ Regen, Nässe und Kälte seien Gift für ihn. Mit dem Forstauto geht es auf dem Feldweg Richtung Waldrand. Die Natur ist ihrer Zeit voraus. Normalerweise blühen die Rapsfelder im Mai. Wie ist es um den Feldhasen bestellt? Gibt es ihn noch, den Meister Lampe, das Symbol des Osterfests? Auf den Feldern um Morlautern wird sichtbar, was den Hasen das Leben erschwert. Die Landschaft ist ausgeräumt. Ackerflächen wurden zusammengelegt. Begrenzungen der Felder durch Hecken und Sträucher gibt es fast nicht mehr. Der optimale Lebensraum für Feldhasen wurde in den vergangenen Jahrzehnten stark eingeschränkt. Bedeutende Schutz- und Futterressourcen für die schnellen Vierbeiner sind entfallen. Dennoch spricht der Forstmann von einem guten Hasenbesatz in der Region und verweist neben Vorkommen in seinem Revier Morlautern auf die Umgebung von Erfenbach und auf das Aschbachtal. Zum Ruhetal hin, dort wo sich zwischen Rapsfeldern und Wald ein breiter Grünstreifen mit fetten Gräsern, Klee, Löwenzahn und Sauerampfer erstreckt, lassen wir den Wagen stehen. Der Hochsitz in Sichtweite weist auf einen idealen Platz für Wildwechsel hin. „Ein Hasenparadies.“ Im Augenblick ist Schonzeit. Der Feldhase sei ein überzeugter Vollblutvegetarier mit ausgeprägtem Hang zu Kräutern und fettreichen Gräsern. Auch bevorzuge er Knospen und Triebe junger Sämlinge im Wald, sagt Platz mit einem forstlichen Grummeln. Seit den 1950er Jahren ist der Hasenbesatz nicht nur in Rheinland-Pfalz deutlich zurückgegangen. Deswegen steht der Wald- oder auch Feldhase genannt auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. Neben dem Ausräumen der Landschaft führt der Förster die Intensivierung der Landwirtschaft, durch Spritzmittel, Düngung und Großmaschineneinsatz, an. Er verweist auf die Zunahme von Monokulturen und die Reduzierung von Brachflächen. Auch haben Füchse und Krähen ihren Anteil an der Dezimierung der Feldhasen. Auch wenn der Hase von Oktober bis Dezember „jagdbares Wild“ ist, gingen die Jäger sehr zurückhaltend mit der Bejagung von Hasen um. Wurden in Rheinland-Pfalz 2005/6 noch 13.000 Feldhasen auf der Jagd erlegt, waren es 2012/13 mit 7000 Stück gerade noch etwas mehr als die Hälfte. Klaus Platz hat noch keinen Hasen geschossen. Für ihn ist der Mümmelmann ein liebenswerter, kauziger Zeitgenosse, der ihm, wenn er auf Wildsau und Rehwild ansitzt, durch sein regelmäßiges und pünktliches Erscheinen mit seinen Kapriolen die Langeweile vertreibt. „Der Feldhase ist ein sympathischer Teil der Lebensgemeinschaft Wald und angesichts der hasenfeindlichen landwirtschaftlichen Flächen gerne willkommen“, meint Platz. Auch wenn in der Umgebung zwischen Raps und Wald kein Hase auszumachen ist, die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv, sind ihre Spuren nicht zu übersehen. Man muss nur genau hinschauen. Auf abgebissene Rückstände von Raps und Kräuterstängeln. Der schräge Biss der Schneidezähne ist nicht zu verkennen. „Ein Zeichen, dass sich Hasen hier guttun und sich wohlfühlen.“ Vom „Kirchgang“ redet Klaus Platz, wenn er den Wechsel des Hasen zwischen Wald und Wiese anspricht. Im Unterholz des Waldes zwischen blühenden blauen Veilchen, weißen Busch- und gelben Waldwindröschen macht Platz auf eine weitere Spur des Feldhasen aufmerksam. Sassen nennt man die Erdmulden in der Fachsprache, die sich die Tiere zwischen Laub und Geäst als Ruhelager anlegen. Lauert Gefahr, gehen sie auf dem Boden in Deckung, um dann blitzschnell aufzuspringen und davon zu rennen. Ein Feldhase bringt es auf eine Geschwindigkeit bis zu 70 Stundenkilometer, macht bis zu zwei Meter hohe Sprünge und schlägt Haken, schildert Platz den „Ferrari unter den Waldtieren“. Der Feldhase ist sehr vermehrungsfreudig. Platz: „Daher wohl auch die Verbindung zu Ostern als Symbol der Fruchtbarkeit.“ Drei bis vier Mal im Jahr kann die Häsin bis zu fünf Junge werfen. Als Nestflüchter bekannt, wird die Hälfte der Jungen in der Regel nicht mal ein Jahr alt. Zu sehr lauern ihnen Fuchs und Marder, Greifvögel und Krähen auf.

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