LINKENHEIM-HOCHSTETTEN Der Doktor kommt zu Chabo

Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chab
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chabo. Meist assistieren deren Halterinnen dem Doktor.

Mobile Tierärzte gibt es so einige. Aber gleich mit rollender Praxis dabei? Das ist immer noch ein Alleinstellungsmerkmal. Francisco Landines aus Linkenheim-Hochstetten hat einen Krankenwagen umgebaut. Die Nachfrage ist groß.

Es reicht Heidi jetzt aber wirklich, bis obenhin. Sie hat tief in den Ohren lauter Haare, die erst um die Pinzette gezwirbelt und dann im Büschel herausgerupft werden müssen. Außerdem müffelt es aus der Ohrmuschel der jungen Hündin aus Linkenheim-Hochstetten (Kreis Karlsruhe).

Möglicherweise eine Entzündung, sagt Tierarzt Francisco Landines und bestellt den inzwischen sehr empörten Golden Doodle gleich mal für nächste Woche wieder ein. Nicht etwa in eine ganz normale Tierarztpraxis. Sondern in seine mobile Praxis, sprich: seinen in einen Behandlungsraum umgebauten ehemaligen Krankenwagen, der Landines seit Juni vorigen Jahres als rollende Praxis dient.

Weit und breit einmalig

Mit seinem Angebot ist der 39-Jährige weit und breit einmalig. Zwar gebe es mobile Tierärzte, die in Haushalte fahren, erzählt er. Aber niemand in der Region außer ihm sei mit einer Tierarztpraxis auf vier Rädern unterwegs – ausgestattet unter anderem mit Ultraschall, OP-Tisch, Beatmungsgerät, Narkosemöglichkeit. Landines schätzt, bundesweit gebe es vielleicht noch acht bis zehn solcher in Praxen umfunktionierte Tierarztmobile.

Neben Hunden und Katzen behandelt Francisco Landines Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen und zahme Ratten. Die Resonanz ist enorm. Vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda hat er nur wenige Monate nach seiner Niederlassung großen Zulauf. Viele Tierbesitzer kennen ihn von früher, als der gebürtige Venezolaner noch als Angestellter in einer Tierarztpraxis arbeitete. Kosten für Mitarbeiter hat Landines keine: Ihm assistieren die Eigentümer beziehungsweise Betreuer der Tiere.

Höhere Kosten

Ob mobile Tierärzte ein Trend sind, vermag die Landestierärztekammer-Präsidentin Heidi Kübler schwer einzuschätzen. „Ich würde denken, dass die Kosten ein Drittel höher sein müssten, als wenn der Tierhalter mit dem Tier in die Praxis kommt“, gibt sie aber zu bedenken. Für nicht-mobile Menschen sei es aber auf jeden Fall eine sehr gute Alternative, wenn sie jemanden ins Haus bestellen könnten.

Ein Besuch von Landines beim Tierhalter ist tatsächlich teurer als ein Besuch des Tierhalters in einer stationären Praxis, das sagt auch Landines selbst. Er berechnet natürlich die Anfahrt, rechnet ansonsten aber nach der geltenden Gebührenordnung für Tierärzte ab. Bezahlt wird bar oder per Karte, die Rechnung kommt per E-Mail.

„Es spart viel Zeit“

Die Tierhalter stören die höheren Kosten überhaupt nicht. „Das ist es mir in jedem Fall wert“, sagt Sarah Stork-Degen aus Graben-Neudorf. Es spare viel Zeit, da keiner mit den Tieren in eine Praxis fahren müsse. Ihre drei Katzen, Landines’ nächste Patienten an diesem Vormittag, müssen geimpft werden. Der Mediziner diagnostiziert zudem eine Blasenentzündung bei Kater Jacky.

Landines hat inzwischen rund 400 Kunden und fährt für seine sechs bis acht Termine täglich bis zu 100 Kilometer. Er verdient gut, wie er sagt. Er nimmt sich Zeit und ist sehr gut ausgelastet. Natürlich sei er auch eine Konkurrenz für die Praxen in den umliegenden Gemeinden. So mancher Tierhalter bevorzuge inzwischen sein Angebot, statt in eine Praxis zu fahren.

Stationäre Praxen nehmen ab

Andererseits: Die Anzahl niedergelassener Tierärzte sinkt bundes- wie landesweit, wie eine Antwort des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der CDU jüngst ergab. Stationäre Praxen nehmen nach Küblers Eindruck eher ab. Die Nachfrage nach Tierärzten ist da – „wir laufen eher in einen Mangel hinein“, sagt Kübler.

Noch gebe es zwar genug Tiermediziner, berichtet sie. Das dürfte sich aber in den nächsten Jahren ändern. Die Gründe seien ähnlich wie die meist für den Mangel an Hausärzten angeführten: Teilzeit werde bevorzugt, die Bürokratie sei abschreckend und das Risiko der Selbstständigkeit sowie eigener Praxis inzwischen vielen Tierärztinnen und Tierärzten zu hoch.

Entwarnung für Toy Terrier

Zurück in Linkenheim-Hochstetten wird nun Rüde Chabo in Landines' Tierarztmobil gebracht. Seine Besitzerin setzt den elf Jahre alten russischen Toy Terrier auf der Metallliege ab. Caroline Zordel befürchtet einen Herzfehler bei dem Tier, außerdem schmerzten Chabos Gelenke.

Landines streichelt Chabo, hört ihn ab und bewegt vorsichtig die Gliedmaßen des Tieres. Entwarnung. Chabos Herz sei prima, der Bewegungsablauf unauffällig. Nur mit den Zähnen gibt’s ein Problem. Chabo muss wiederkommen. Beziehungsweise: Landines kommt zu ihm. Gleich nächste Woche.

Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chab
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chabo. Meist assistieren deren Halterinnen dem Doktor.
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chab
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chabo. Meist assistieren deren Halterinnen dem Doktor.
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chab
Mit einem umgebauten Krankenwagen ist Tierarzt Francisco Landines unterwegs. Zu seinen Patienten zählen Hunde wie Heidi und Chabo. Meist assistieren deren Halterinnen dem Doktor.
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