Karlsruhe Einmal Weltraum und zurück
Mit der Präsentation persönlicher Gegenstände des deutschen Astronauten Alexander Gerst (39) im Technik-Museum schließt sich ein Kreis: Fünf Jahre nachdem Raumfahrt-Ausstellungsleiter Gerhard Daum erste Exponate von Gersts Kollege Messerschmid erhielt, sind nun Zeugnisse aller elf deutschen Raumfahrer zu sehen. Daum hat bereits einen Teil seiner jüngsten Errungenschaften in Vitrinen platziert, der Rest soll binnen drei Monaten folgen.
Mittwoch, 1. Juli, 9 Uhr: Gerhard Daum und Museumsdekorateurin Elke Preisendanz stehen schräg unterhalb der Triebwerke des russischen Raumschiffs Buran und betrachten auf dem Boden liegende Plastiktüten, Metalldosen und Aluverpackungen. „Das ist Astronauten-Nahrung, die Alexander Gerst von der Internationalen Raumstation ISS mitgebracht hat“, erklärt der Ausstellungsleiter. Die zehn Teile mit überwiegend getrockneten Lebensmitteln sollen in einer der beiden für die Gerst-Exponate schon bereitstehenden Vitrinen präsentiert werden. „Doch vorher muss ein Mitarbeiter des Technik-Museums Sinsheim die russischen Angaben auf einigen der Verpackungen für mich übersetzen“, sagt Daum. Denn zu jedem Exponat will der hauptberufliche Raumfahrtjournalist erklärende Texte in Deutsch und Englisch verfassen. „Alexander Gerst hat mir persönliche Gegenstände aus allen Phasen seiner Mission ,Blue dot’ überlassen“, betont Daum. Dieser Aspekt sei ihm sehr wichtig gewesen. Große Bedeutung hätten für ihn darüber hinaus Stücke, die eine besondere Funktion hatten und „einmalig“ sind. Beides treffe auf mehrere Exponate zu, die Daum aus seinem Wohnort Riedstadt bei Darmstadt in einer schwarzen Sporttasche mit nach Speyer brachte. Der Trinkbeutel, der Gerst während seines Außenbordeinsatzes im Raumanzug mit Flüssigkeit versorgte, oder auch das Essbesteck des 39-Jährigen sind solch einmalige Glanzstücke, die zugleich wichtige Aufgaben erfüllten. „Schauen Sie mal: Löffel und Gabel, dazu eine Schere, aber kein Messer, das ist ein Astronauten-Besteck“, sagt Daum. Die Schere sei zum Öffnen der Verpackungen nötig, zur Aufnahme der Nahrung in der Schwerelosigkeit reichten Löffel und Gabel aus. Daum und Preisendanz sind sich schnell einig, dass der Trinkbeutel und das Essbesteck in der Vitrine mit Kleidungsstücken wie Fluganzug und Shirts, die allesamt „geflogen“ sind und eben tatsächlich im Weltraum waren, landen sollen. Alle Teile des Bestecks sind wegen der Schwerelosigkeit mit Klettstreifen versehen – Ausnahme: der Löffel, der Gerst auf der ISS abhanden kam und erst zwei Wochen später von einem Kollegen in der Raumstation entdeckt wurde. Die Astronauten-Nahrung soll, wie Daum und Preisendanz nach einigem Überlegen beschließen, von Handwerkern an einer Wand der anderen Vitrine befestigt werden. Dort werden bereits zwei Teile präsentiert, die weder im Weltraum waren noch eine besondere Funktion hatten. Interessant und einmalig sind jedoch beide: die bunte kasachische Tracht, die Gerst nach seiner Landung unweit von Baikonur erhielt, kleidet eine Schaufensterpuppe und die schwarze Jacke, die der Astronaut kurz vor seinem Start geschenkt bekam, schmückt einen Torso. Für weitere Kleidungsstücke besorgt Preisendanz neue Torsos – die Lieferzeit dauert zwei bis drei Monate. Im Oktober soll im Technikmuseum der Bereich für die deutschen Astronauten in der Raumfahrtausstellung „Apollo and beyond“ offiziell eröffnet werden.