Karlsruhe „Wir brauchen ein Drais-Museum“

Der Erfinder Karl Drais brachte seinerzeit einige Dinge mehr ins Rollen als weithin bekannt.
Der Erfinder Karl Drais brachte seinerzeit einige Dinge mehr ins Rollen als weithin bekannt.

Gütiger Blick, mildes Lächeln und leicht wuscheliges Haar: Besucher des Regierungspräsidiums am Rondellplatz können in den kommenden Wochen gleich am Eingangsbereich eine Gipsbüste von Karl Drais in Augenschein nehmen. Die Büste wurde von dem Karlsruher Künstler Martin Poell gefertigt und als Vorlage diente neben historischen Bildern vor allem eine Gesichtsmaske, die der badische Hirnforscher Franz Joseph Gall im Jahr 1818 von Karl Drais anfertigen ließ.

Die Büste und ein Bild der Maske sind seit Mittwoch die beiden auffälligsten Exponate bei der Ausstellung „Karl Drais - Erfinder und Demokrat aus Karlsruhe“. Die Ausstellung rund um das Leben und Wirken des Karlsruher Mobilitätspioniers wurden mit Unterstützung der Karlsruher Event GmbH (KEG) vom Drais-Biografen Hans-Erhard Lessing und dem Karlsruher Drais-Aktivisten Martin Hauge konzipiert. Es gab sie bereits in ähnlicher Form und damals noch mit der Original-Gesichtsmaske während des Stadtgeburtstagsjahrs 2015 im Foyer der BBBank in der Herrenstraße zu sehen. „Aber wir haben die Ausstellung seither weiterentwickelt und um einige neu entdeckte Exponate ergänzt“, so Hauge. Auf mehreren großformatigen Informationstafeln werden die einzelnen Stationen aus dem Leben des Tüftlers und Denkers thematisiert. Der Titel der Ausstellung ist dabei auch Programm, denn außer der Laufmaschine hat Karl Drais noch solch nützliche Dinge, wie Schreibmaschine, Kochmaschine oder eine Geheimschrift erfunden. Seine politische Einstellung wird an der Kopie eines Artikels aus der „Karlsruher Zeitung“ vom 11. Mai 1849 deutlich, in dem der als Karl Friedrich Christian Ludwig, Freiherr Drais von Sauerbronn geborene Spross einer Adelsfamilie seinen Adelstitel für „Freiheit und Gleichheit“ öffentlich niederlegte. Nach dem Scheitern der badischen Revolution wurde Drais jedoch für diese Einstellung ruiniert und zwei Jahre später starb er verarmt in Karlsruhe. Eine extra Schautafel widmet sich dem Ausbruch des Tambora-Vulkans im Jahr 1815, der in den Jahren darauf für einen kalten Sommer und mehrere Missernten in Europa gesorgt hatte und wegen des Mangels an Pferden für den Siegeszug des Fahrrads mitverantwortlich gewesen sein soll. „Das wird zwar immer noch von vielen Experten angezweifelt“, so Hauge, doch mit einigen der kunstvoll gefertigten Schraubmedaillen will er den Beleg für eine regelrechte Hungersnot gefunden haben. Auf den aufklappbaren Münzen sind Bilder von Gewitterstürmen und Menschen bei der Essensausgabe zu sehen und auf den Texten dazu ist von „vernichtenden Blitzen“, „fürchterlichen Verheerungen“ und „großer Not“ zu lesen. Für Hauge ist die Ausstellung eine „wichtige Erweiterung“ zu der derzeitigen Ausstellung „2 Räder, 200 Jahre“ im Technoseum in Mannheim .„Dort geht es vorrangig um die Technik, wir haben dagegen den Menschen Karl Drais in den Mittelpunkt gerückt“, betont der Kurator. Zudem sei die Drais-Schau „sehr viel umfangreicher“ als die Dauerausstellung zum Fahrraderfinder im Stadtmuseum. „Eigentlich brauchen wir in Karlsruhe ein Drais-Museum“, sagt der Initiator der Plattform „Danke, Karl Drais“ und wegen der unterschiedlichen Ansichten zu diesem Thema liegt er mit Stadtmuseumsdirektor Peter Pretsch und Stadtarchivsleiter Ernst Otto Bräunche seit zwei Jahren im Dauerclinch. Eine gewisse „Streitkultur“ sei in diesem Fall sogar ein belebendes Element, betonte KEG-Geschäftsführer Martin Wacker bei der Ausstellungseröffnung am Dienstagabend, „denn so wird das Thema lebendig diskutiert und das sorgt auf jeden Fall für mehr Aufmerksamkeit.“ Er selbst wolle den „Historikerstreit“ zwar nicht kommentieren, stellte Wacker klar, aber während der Heimattage sollten auch „ehrenamtlich engagierte Bürger“ eine Plattform für ihre Auseinandersetzung mit dem bekannten Sohn der Stadt bekommen. Und mit „Ganz schön Drais“ habe man schließlich bewusst eine „überspitzte Formulierung“ für das Jubiläumswochenende im Rahmen der Heimattage gewählt. „Karl Drais gehört zu Karlsruhe wie der Schlossplatz oder die Pyramide am Marktplatz“ sagte Regierungsvizepräsidentin Gabriele Mühlstädt-Grimm bei ihrem Grußwort. Außerdem sei die Ausstellung nicht nur eine Hommage an den Laufmaschinen-Erfinder, sondern auch eine Antwort auf das wachsende Bedürfnis nach Mobilität und ein Appell zur Nutzung des Rads als nachhaltiges Verkehrsmittel. Info Die Ausstellung „Karl Drais. Erfinder und Demokrat“ ist noch bis zum 25. Juni von 11 bis 18 Uhr im Foyer des Regierungspräsidiums am Rondellplatz zu sehen.

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