Dirmstein 15 Abgänger der Kindertagesstätte Himmelszelt auf den Spuren der „Kobolde der Nacht“

Eine Plüschfledermaus soll den Nachwuchsforschern die Angst vor den „Kobolden der Nacht“ nehmen.
Eine Plüschfledermaus soll den Nachwuchsforschern die Angst vor den »Kobolden der Nacht« nehmen.

Für ihren letzten Tag im Dirmsteiner Kindergarten Himmelszelt haben sich die Vorschulkinder etwas Besonderes gewünscht. Die 15 Kita-Abgänger wählten das Thema „Tiere der Nacht“ und erlebten ein Abenteuer in der Schlossparkgrotte.

Kita-Leiterin Desiree Henrich und ihr Team zeigten sich begeistert von der Idee der Kinder, ein Umweltprojekt zu starten. Sie nahmen Kontakt mit dem Dirmsteiner Verein für Umwelt, Dorf und Landschaftsschutz auf, der besser als Verein Alte Sandkaut bekannt ist. Der Verein verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen und organisiert regelmäßig Bastelprojekte oder Ausflüge zum Thema Umwelt. Die Vereinsmitglieder empfahlen die nächtliche Erkundung des Dirmsteiner Schlossgartens. Der alte Baumbestand dort bietet zahlreichen Tieren ein Zuhause, unter anderem Fledermäusen – und die sind bekanntlich nachtaktiv. In klaren Sommernächten stehen die Chancen, im Schlossgarten Fledermäuse zu sehen, besonders gut, wissen die Experten des Umweltvereins. Am Donnerstag, als der Kita-Abschluss mit Übernachtung anstand, waren die Bedingungen allerdings nicht ideal.

Eulenpizza zum Start

Als sich die kleinen Nachtwanderer mit ihren Erzieherinnen um 21 Uhr auf den Weg zum Schlosspark machen, bauen sich über Dirmstein bedrohliche Gewitterwolken auf. Mit Taschenlampen ausgerüstet und in bester Laune stapfen die Kinder und ihre Erzieherinnen mutig durch den dunklen Park des Koeth-Wanscheid’schen Schlosses. Vorher gibt es noch eine ordentliche Stärkung. Susanna Ongun und Kathrin Geisler haben mit ihren Schützlingen und passend zum Thema Tiere der Nacht Eulenpizza gebacken.

Klaus Petermann (rechts) vom Verein Alte Sandkaut hat für die Kinder viel Anschauungsmaterial mitgebracht.
Klaus Petermann (rechts) vom Verein Alte Sandkaut hat für die Kinder viel Anschauungsmaterial mitgebracht.

Nach einer kurzen Begrüßung meint Klaus Petermann, stellvertretender Vorsitzende des Umweltvereins: „Wir gehen jetzt mal schnell zur Gloriette, da sind wir besser vorm Regen geschützt.“ Doch lange hält der Blätterschutz des Pavillons dem Wolkenguss nicht stand. Daher geht es schneller als geplant zur Grotte. Außer den vier Sandkaut-Experten war zuvor keiner der Nachtwanderer dort. Entsprechend spannend und abenteuerlich gestaltet sich der kurze Weg: „Achtung Stufen, leuchtet mit den Taschenlampen auf den Boden. Oh, ist das glitschig“, mahnen die Erzieherinnen. Aber alles kein Problem für die Jungforscher. In der Grotte haben die Vereinsmitglieder etwas vorbereitet: einen Tisch, eine Schautafel und Anschauungsmaterial.

Angsttest mit Stofffledermaus

Bevor er etwas über Fledermäuse erzählt, macht Petermann den Angsttest. „Wer von euch traut sich, in die Kiste mit dem Tier zu greifen – und zwar mit verschlossenen Augen?“, fragt er in die Runde. Sofort melden sich die ersten Mutigen: „Ich, ich, ich.“ Einige Kinder zögern jedoch und warten auf das Beispiel der Erzieherinnen. Aber einig sind sich dann alle: Das Fell fühlt sich total weich an, fast wie das einer Maus. Womit die Kinder gar nicht so falsch liegen. Laute Überraschungsrufe erntet Petermann, als er den Kistendeckel öffnet und eine täuschend echte Stofffledermaus zum Vorschein kommt.

Wie man die Fledermaus denn noch nenne, will der Fachmann wissen. Hier bringen die Vorschüler ihr Wissen vom Projekttag an und rufen: „Kobolde der Nacht.“ Und was fressen die so? „Insekten, Fleisch, alles“, rufen die Kinder. „Ja, hauptsächlich Insekten,“ erklärt Petermann und gibt zugleich die Antwort auf die Frage, wie die Fledermäuse die Insekten fangen. Auf ihrem Beutezug verlässt sich das Tier auf sein exzellentes Gehör. Dabei stößt es selbst staccatoartig ein Geräusch aus. Durch die Echoortung erfasst die Fledermaus ihre Beute und orientiert sich. Der Kobold der Nacht erkennt sogar, ob da ein Maikäfer oder eine Libelle unterwegs ist.

Die Kinder haben Masken gebastelt, um im Park zu erleben, wie das so ist mit der Orientierung nach Gehör. Doch angesichts von Blitz und Donner ist Theorie in der Grotte angesagt. Das Wetterspektakel draußen taucht den Raum in ein geheimnisvolles Licht. Und langsam fließt von beiden Seiten her Regenwasser hinein.

Weltweit gibt es laut Petermann mehr als 1000 Fledermausarten, 25 Arten seien in Deutschland heimisch. Zum Vergleich zeigt er am Beispiel einer Streichholzschachtel die Größe der kleinsten Fledermaus. Wahre Kunstflieger seien die Kobolde der Nacht und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern die Stunde unterwegs.

Nach Regen kaum Nahrung

„Jetzt ist das Gewitter durch“, befinden die Helfer vom Umweltverein, nachdem sie immer mal wieder aus den Grotteneingängen hinausgeschaut hatten. Vorstandsmitglied Petermann hat trotzdem keine Hoffnung, an diesem Abend noch Fledermäuse in Aktion zu sehen. Denn die flögen nicht zum Spaß nachts herum, sondern gingen gezielt auf Beutezug. Nach einem Regen sind aber kaum Insekten unterwegs und somit die Aussicht auf Nahrung sehr gering. Ausgerüstet mit einem Mikrofon führen die Experten die weiter hochmotivierten Kinder durch den Park. Doch wie befürchtet sind keine Zisch- und Gurrgeräusche zu hören.

Dennoch finden Marie, Jonathan, Simon und ihre Freunde: „Das war klasse und hat Spaß gemacht.“ Zu Hause wären sie um 22.20 Uhr sicher schon alle im Bett, so aber beginnt nun ein spannendes Übernachtungsabenteuer in der Kita Himmelszelt, bevor sie am nächsten Tag nach der Aufführung ihres Abschiedstheaterstücks von ihren Eltern abgeholt werden.

x