Kreis Bad Duerkheim Auch weiterhin „geduldet“

Vergangenes Wochenende am Weinprobierstand unterhalb des Hambacher Schlosses: Wandergeselle Leon Bähr von Sylt testet einen Silv
Vergangenes Wochenende am Weinprobierstand unterhalb des Hambacher Schlosses: Wandergeselle Leon Bähr von Sylt testet einen Silvaner des Weinguts Schäfer, ausgeschenkt von Jennifer Hinzmann.

„Wir sind nicht nur ein Weinprobierstand, sondern auch Tourist-Info, Geldwechsler, Park-Informant.“ Oben auf dem Parkplatz des Hambacher Schlosses zählt Christoph Sommer auf, was so los ist, wenn der Hambacher Winzerstand geöffnet hat. Der Beweis dafür folgt auf dem Fuß, besser gesagt auf dem Rad. Zwei ältere Paare aus dem Hunsrück kommen angefahren und legen einen Stopp ein. Sie suchen etwas für eine Mittagsrast. Aufs Schloss hoch wollen sie nicht. Denn: Die vier machen eine Vortour für einen Vereinsausflug im Herbst. Viele ihrer Kollegen seien nicht mehr so gut zu Fuß, da sei auch der kleine Marsch vom Parkplatz nach oben zu weit. Sommer kann ihnen helfen. Meist an Wochenenden und Feiertagen können Hambacher Weine an dem Stand probiert werden, Hochsaison herrscht natürlich zur Weinlesezeit. Seit 1982 ist das so, als die Winzer in der früheren Schutzhütte für Wanderer Einzug hielten. Das Häuschen steht indes nicht nur auf Hambacher Gemarkung, sondern zum Großteil auf dem Gelände der Schloss-Stiftung. Deshalb wurde damals, wie Hambachs Ortsvorsteherin Gerda Bolz berichtet, ein Gestattungsvertrag geschlossen. Zunächst lief er über fünf Jahre und verlängerte sich dann automatisch um jeweils zwölf Monate. Das galt auch, als das Schloss 2002 aus dem Besitz des Landkreises Bad Dürkheim in den Besitz der neuen Stiftung Hambacher Schloss wechselte, dessen Träger das Land, der Bezirksverband Pfalz, die Stadt und der Kreis sind. Umbau schon lange geplant Seit etwa 2016 planen die Winzer nun, den Weinstand zu renovieren, ihn zukunftstauglich zu machen und damit auch für Jungwinzer attraktiv, wie es Sommer beschreibt. Das scheiterte laut Sommer und Bolz aber zunächst am Widerstand der Hambacher Schloss Betriebs GmbH, deren Meinung sich der Stiftungsrat erst mal angeschlossen habe. Die GmbH sah laut Sommer eine Konkurrenz im Weinprobierstand, wollte ihn am liebsten weghaben. Die Betriebs GmbH war 2008 gegründet worden, allerdings nicht von der Schloss-Stiftung. Ihr Träger ist die Villa Musica, eine Landesstiftung mit SWR-Beteiligung, die Eliteförderung bei der Kammermusik zum Ziel hat. Eine erste Betriebs GmbH schuf die Villa Musica im Jahr 2000 für Hotel und Gaststätte in ihrem Schloss Engers, Neuwied; 2008 folgte die Betriebs GmbH Hambacher Schloss. Beide haben denselben Geschäftsführer. Was Sommer und Bolz besonders bitter aufstößt: Bei der laufenden Parkplatz-Sanierung sei darauf verzichtet worden, den Stand an die Wasserversorgung anzuschließen. Das hätte den Winzern ermöglicht, auf Kanister zu verzichten, um Gläser zu spülen. „Viertelgläser, wohlgemerkt keine Schoppen“, sagt Sommer, da es sich um einen Weinprobierstand handele. Mit Bolz ist er sich einig, dass die hohe Besucherfrequenz auf dem Parkplatz als Schnittstelle für Schlossbesucher, Wanderer, Radler und Ausflügler ideal sei, um neue Kunden für die Hambacher Weine zu gewinnen. Diese Chance ist nun verpasst, die Leitungen sind verlegt, die Löcher wieder geschlossen – ob es am Unwillen der Schlossstiftung lag, wie es Sommer denkt, oder daran, dass die Winzer zu spät den Finger gehoben hätten, wie Schlossmanagerin Ulrike Dittrich entgegenhält, ist offen. Zumindest aber ist ein neuer Gestattungsvertrag über fünf Jahre in greifbare Nähe gerückt. Im September soll der Stiftungsrat darüber entscheiden. Oberbürgermeister Marc Weigel habe vermittelnd eingegriffen, beschreibt Ortsvorsteherin Bolz die vergangenen Wochen. Dann habe es das klare Signal der Betriebs GmbH gegeben, nichts gegen einen reinen Weinprobierstand zu haben. „Etwas anderes haben wir nie gewollt“, unterstreicht Christoph Sommer, keine Konkurrenz zur Schloss-Gastronomie zu sein. Vinothek keine Alternative Sein Appell, dass Hambach und Schloss-Stiftung gemeinsam für eine gute Zukunft arbeiten müssten, stößt bei der Schlossmanagerin auf offene Ohren: „Wir nehmen die Interessen ernst, sind immer im Gespräch“, so Dittrich. So sei den Winzern auch angeboten worden, im Besucherzentrum vertreten zu sein. Wegen einer möglichen Vinothek im Alten Rathaus – einer Idee fürs Integrierte Entwicklungskonzept – sei die Stiftung auch zunächst davon ausgegangen, dass dies eine Alternative zum Probierstand auf dem Parkplatz sein könnte. Demgegenüber winkt Winzer Sommer ab: Eine Vinothek müsse hauptamtlich geführt werden und ein gastronomisches Angebot machen, um erfolgreich zu sein. Das aber könnten die Winzer nicht leisten.

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