Kreis Bad Duerkheim „Eltern wissen nicht, woran sie sind“

Etliche Eltern in Oggersheim, Mitte und Süd haben zum Start des Kindergartenjahres keinen Kita-Platz bekommen. Wie viele Kinder vorerst weiter zu Hause betreut werden müssen, ist bei einer Elternversammlung am Montagabend im Oggersheimer Comeniuszentrum unklar geblieben. Die Verwaltung hat nach eigener Aussage keine genauen Zahlen.

Rund 40 Zuhörer, überwiegend Mütter, kommen um kurz vor 18 Uhr ins Comeniuszentrum. Dort werden sie bereits von Kita-Regionalleiterin Rita Parpart, Andrea Ostermayer-Pölsterl von der Kita-Verwaltung im Rathaus und Rainer Bernhard vom städtischen Gebäudemanagement erwartet. Etwas verspätet trifft Familiendezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) ein. Auch Ruth Hellmann ist gekommen. Die Oggersheimer Mutter von fünf Kindern hat eine Initiative für mehr Kita-Plätze und Wertschätzung der Familienarbeit ins Leben gerufen und die Elternversammlung im größten Ludwigshafener Stadtteil zustande gebracht. Dezernentin Reifenberg redet nicht um den heißen Brei. „Die Situation ist für viele Eltern schwierig. Wir sehen Versorgungsprobleme.“ Aber die Verwaltung wolle versuchen, gemeinsam mit den Eltern gute Lösungen zu finden. Sie betont indes auch, dass Ludwigshafen den Kita-Ausbau alles andere als verschlafen habe, wie manche der Stadt vorwerfen. Derzeit werde an den Plänen für das mittlerweile vierte Ausbaupaket gearbeitet, so Reifenberg. 135 Millionen Euro seien seit 2006 in die Erweiterung des Kita-Angebots investiert worden. Bund und Land hätten sich an den Kosten jedoch nur mit rund 20 Millionen Euro Förderung beteiligt – entgegen anderslautender Versprechen. Reifenberg kritisiert, dass in Berlin zwar die Ideen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf den Weg gebracht würden, aber die Kommunen ohne ausreichende finanzielle Förderung mit der Umsetzung allein gelassen würden. Dass es zudem einen großen Fachkräftemangel bei den Erziehern gebe, komme noch dazu. In Oggersheim soll nach Aussage von Rainer Bernhard vom Gebäudemanagement bis zum Kindergartenjahr 1919/20 in der Adolf-Diesterweg-Straße ein siebengruppiger Kindergarten gebaut werden. Vier neue Gruppen sollen ebenfalls bis 1919/20 im Kindergarten der Jakobuskirche in der Melm eingerichtet werden. Die Lebenshilfe-Kita in der Melm will zum nächsten Kindergartenjahr eine neue Gruppe mit zehn Plätzen für Regelkinder öffnen. Eltern, die nicht so lange warten können, macht Andrea Ostermayer-Pölsterl das Angebot, zwei Gruppen für Oggersheimer Kinder in der Kita Ludwig-Bertram-Straße in Mitte zu reservieren. Hier wäre Platz für insgesamt 50 Kinder, 24 Ganztagsplätze stehen zur Verfügung – und zwar bereits ab Januar 2018. Diese Gruppen könnten in die neue Kita an der Diesterweg-Straße umziehen, sobald der Neubau fertig ist. Familien, die sich die Kita in Mitte anschauen wollen, sind am Mittwoch, 20. September, 16.30 bis 17.30 Uhr, zu einer Stunde der offenen Tür eingeladen. Die Oggersheimer Mütter und Väter machen im Anschluss auf ihre teils verzweifelte Situation aufmerksam. Einige schildern, dass sie sich in allen Oggersheimer Kindergärten angemeldet hätten, um Familie und Beruf vereinbaren zu können, und dann nicht einmal eine schriftliche Absage bekommen hätten. Die braucht man jedoch, um gegebenenfalls einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz geltend zu machen. Nun drohe Frauen der Verlust des Arbeitsplatzes, weil sie dem Arbeitgeber gegenüber keinen verbindlichen Rückkehrtermin nach der Elternzeit nennen könnten. Die Frage mehrerer Betroffener, wie viele Kita-Plätze in Oggersheim tatsächlich fehlen, können Reifenberg und ihre Mitarbeiter nicht beantworten. Mutmaßlich geht es um 60 bis 70 Plätze. Dazu stellt die Familiendezernentin in Aussicht, dass es ab dem Kita-Jahr 2018/19 eine zentrale Anmeldestelle für Ludwigshafener Eltern geben soll. Ruth Hellmann beklagt, dass nicht nur der Bedarf an Kita-Plätzen nicht klar sei. Auch die Kriterien für die Vergabe seien nicht transparent. „Die Eltern wissen nicht, woran sie sind.“

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