Kreis Bad Duerkheim Filme im Familienbetrieb

Wollen gemeinsam das Profil ihres Hauses in der August-Bebel-Straße weiterentwickeln: Vater Christian und Sohn Sebastian Kaltene
Wollen gemeinsam das Profil ihres Hauses in der August-Bebel-Straße weiterentwickeln: Vater Christian und Sohn Sebastian Kaltenegger.

Vor 30 Jahren, im Januar 1989, hat Christian Kaltenegger sein Lux-Kino in Frankenthal eröffnet. Seit Jahresanfang ist Sohn Sebastian mit im Geschäft – und sichert damit die Familientradition in mittlerweile vierter Generation. Die Aufgaben seien so umfangreich, dass eine Entlastung mehr als willkommen sei, sagt Vater Kaltenegger.

„Früher gab es die normalen Filmvorführungen, mal eine Sneakpreview und unsere Arthouse-Reihe – das war’s“, erinnert sich Christian Kaltenegger. In den vergangenen Jahren kamen immer neue Veranstaltungsformate dazu. Klassik im Kino mit Liveübertragung aus Opernhäusern der Welt, Film-Klassiker am Sonntagmorgen und eine Reihe über große Künstler und Kunstausstellungen sind nur drei Beispiele. „Es geht inzwischen viel mehr darum, ein Event zu bieten“, sagen Vater und Sohn. Nur so könne man sich im großen Angebot an Freizeitmöglichkeiten behaupten. „Kino muss etwas Besonderes sein“, sagt der 26-jährige Junior. Etwa im gleichen Alter wie sein Sohn war Christian Kaltenegger, als er mit seinem Lux-Kino in Frankenthal den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Für den Spross einer Lichtspielhausdynastie war früh klar: „Meine Leidenschaft ist das Kino.“ Schon 1922 eröffneten die Großeltern Kalteneggers in Mannheim-Seckenheim ihr erstes Kino. Seine Eltern übernahmen das „Helvetia“, und Kaltenegger selbst wuchs von klein auf ins Geschäft hinein. „Mit sechs habe ich im Verkauf mitgeholfen, mit 15 durfte ich meine erste eigene Filmreihe zusammenstellen“, erinnert er sich. Damals seien die Vertreter der Verleihfirmen noch ins Haus gekommen, um neue Streifen zu präsentieren. „Ich habe meine Eltern gebeten, die Termine auf den Nachmittag zu legen, damit ich nach der Schule dabei sein kann“, sagt der 56-Jährige. Nach dem Abitur machte der Mannheimer zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann. Im Januar 1989, mit 25, übernahm er das Lux-Kino in Frankenthal, damals noch mit drei Sälen. Sieben Jahre später kam ein vierter Saal dazu, im Jahr 2000 der fünfte. Ein Feuer zerstörte 2005 die Kinos, der Filmbetrieb fand während der zweijährigen Sanierung ein Ausweichquartier im Dathenushaus. Die riesige Solidarität der Frankenthaler mit ihrem Kino rührte den Geschäftsmann damals sehr. Im März 2007 konnten die ersten Filme in den neu gestalteten und modernisierten Kinos gezeigt werden. Weitere Häuser in der Region zu übernehmen, sei nie sein Ziel gewesen, sagt Kaltenegger. Auch wenn er einige Angebote bekommen habe. „Ich liebe es, unsere Gäste zu kennen und nach dem Film persönlich zu verabschieden.“ Allerdings kennt Kaltenegger auch die Nachteile des Berufs gut: lange Arbeitstage, immer dann im Einsatz sein, wenn andere frei haben. Deshalb hätten seine Frau und er den Sohn gebeten, die Entscheidung ins Frankenthaler Kino einzusteigen, reifen zu lassen. Die Eltern hätten ihn und seine jüngere Schwester nie ins Geschäft gedrängt, sagt Sebastian Kaltenegger. Nach dem Abitur machte der Hobbyfußballer zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitete eineinhalb Jahre in Mannheim bei Thyssen-Krupp im Eisen- und Stahlhandel. Vor einem Jahr sei der Wunsch in ihm gewachsen, ins väterliche Kino einzusteigen. Um die Branche kennenzulernen, machte der 26-Jährige zunächst ein Praktikum bei Kinopolis in Sulzbach im Taunus. Das in Darmstadt ansässige Familienunternehmen betreibt überwiegend Multiplex-Kinos an bundesweit 17 Standorten und zählt damit zu den größten Kinobetreibern Deutschlands. „Ich halte große Stücke auf diesen Betrieb“, sagt Christian Kaltenegger, der mit Ketten, die aus dem Ausland gelenkt werden, nichts anfangen kann. Der Einblick in einen großen Kinobetrieb habe ihm gezeigt, „was für tolle Arbeit der Papa hier macht“ – und das mit nicht einmal der Hälfte der Säle, sagt Sebastian Kaltenegger. Etwa 150.000 bis 180.000 Besucher im Jahr hat das Lux-Kino. Mittelfristig wollen Vater und Sohn gemeinsam das Frankenthaler Geschäft mit fünf hauptberuflichen Mitarbeitern und etwa 25 Minijobbern betreiben. Für Personalfragen soll künftig Sebastian Kaltenegger zuständig sein. Auch jüngere Angebote wie eine gerade gestartete Anime-Reihe mit japanischen Animationsfilmen soll er künftig präsentieren. Neben Facebook will das Lux-Kino künftig auch den Onlinedienst Instagram als Werbeplattform nutzen. Ans Aufhören denkt Christian Kaltenegger nicht. „Ich habe nach wie vor Spaß an meinem Beruf“, sagt er. Und in diesem Punkt scheinen sich Vater und Sohn auch einig zu sein: „Ich bin froh zu wissen, dass er da ist“, sagt der Junior.

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