RHEINPFALZ-Lesertelefon Gallensteine: Chefarzt klärt über OP auf

Mathis Fußer ist Chefarzt am Dürkheimer Krankenhaus. Seine Kollegen und er operieren im Jahr bis zu 200 Menschen an der Gallenbl
Mathis Fußer ist Chefarzt am Dürkheimer Krankenhaus. Seine Kollegen und er operieren im Jahr bis zu 200 Menschen an der Gallenblase.

Hinter krampfartigen Schmerzen im Oberbauch können Gallensteine stecken. Eine OP ist dann oft der einzige Ausweg. Arzt Mathis Fußer hat RHEINPFALZ-Leser am Telefon aufgeklärt und ihnen Sorgen genommen – auch vor Corona.

Die Anruferin ist 50 Jahre alt, nach eigenen Angaben etwas kräftiger und hat Gallensteine. Seit einiger Zeit leidet sie immer wieder unter Schmerzen im Rücken, als ob sie geboxt werde. Damit ist sie durchaus ein typischer Fall, erklärt Mathis Fußer. Frauen sind von Gallenblasenbeschwerden etwas öfter betroffen als Männer. Und die Ernährung spielt die entscheidende Rolle. Zu fette und cholesterinreiche Kost kombiniert mit zu wenig Bewegung kann zu Steinen führen, erklärt der Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Und die Steine verursachen mitunter Schmerzen. Zu den Koliken können weitere Symptome kommen. Etwa kann sich der Stuhlgang verfärben. Ist dieser „hell wie Buttercreme“, wie Fußer es beschreibt, und sind die Augen gelb unterlaufen, dann spricht vieles dafür, dass der Gallenfluss gestört ist. Diese Beschwerden hat die Frau zwar nicht. Dafür Probleme nach dem Essen. Sehr gesunde Ernährung vertrage sie. Eine Pizza hingegen schon nicht mehr. Über eine Operation denkt sie jetzt ernsthaft nach.

„Man kann sehr gut ohne Gallenblase leben“, sagt Fußer zu der Frau. Den Operierten fehlt dann zwar das Depot, in dem die Gallenflüssigkeit aufbewahrt wird, um bei der Fettverdauung in ausreichender Menge zur Verfügung zu stehen. Beschwerden mache das aber im Regelfall nicht. Die Gallenflüssigkeit fließe dann eben stattdessen die ganze Zeit.

Bei einer OP zur Gallenentfernung braucht es laut Fußer meist drei Schnitte, um minimalinvasiv arbeiten zu können. Über den Bauchnabel wird eine Kamera eingeführt, mit der die Chirurgen sehen, was sie tun. Fußer betont, dass das Evangelischen Krankenhaus hier mit der modernsten Technik arbeite. Eine OP dauere im Schnitt etwa 45 Minuten. Für die Chirurgen ist es ein gängiger Eingriff, der laut Fußer etwa 150 bis 200 Mal im Jahr am Krankenhaus vorkomme.

Ein 59 Jahre alter Anrufer hat die „Gallenblase gefüllt mit Steinen“ und bereits einige schmerzhafte Koliken hinter sich. Für ihn stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer OP nicht mehr. Denn die Blase „muss raus“, weiß er. Es geht ihm aber um den Zeitpunkt. Mit dem Dürkheimer Krankenhaus habe er gute Erfahrungen gemacht. Nur wegen Corona zögere er derzeit. Weil die Koliken zuletzt still gehalten haben, will er wissen, ob er den Eingriff noch ein bisschen aufschieben kann. Ein bisschen wäre noch in Ordnung, schätzt Fußer. Er gibt aber zu bedenken, das man immer eine mögliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse im Blick haben und vermeiden sollte. Bis zum Sommer solle der Mann deshalb das Problem angehen. Die Corona-Situation im Krankenhaus entspanne sich langsam, erzählt er. Dem Mann will er die Sorgen nehmen. Alle Patienten machen einen PCR-Test. FFP2-Masken seien Standard und lange müsse ein Patienten nach einer Gallen-OP auch nicht im Krankenhaus bleiben, betont er. Zwei Tage später werde man in der Regel entlassen.

Die Schmerzen bei Gallensteinen können diffus sein, wie bei der Anruferin, bei der der Schmerz in den Rücken gezogen ist. Sogar ein vermeintlicher Herzinfarkt entpuppe sich manchmal als Gallenproblem. Dabei ist die Größe der Steine für die Stärke der Schmerzen nicht unbedingt entscheidend. „Die Kleinen sind die Gemeinen“, fasst es Fußer zusammen. Die verstopfen dann den Gallengang und machen sich schmerzhaft bemerkbar.

Gallensteine können für schlimme Schmerzen sorgen.
Gallensteine können für schlimme Schmerzen sorgen.
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