Kreis Germersheim Aus einer Episode wird lebenslange Leidenschaft

Gottfried Nisslmüller.
Gottfried Nisslmüller.

«Freinsheim/Germersheim.»Fällt der Name Gottfried Nisslmüller, dann wird unweigerlich die erste Stadtsanierung in Freinsheim genannt. Recht ist das dem ehemaligen Verbandsbürgermeister nicht. „Schließlich habe ich auch noch vieles andere angepackt“, sagt Nisslmüller und verweist auch auf seine Zeit als Landrat des Kreises Germersheim von 1991 bis 2001 mit der Ampelkoalition von SPD, FDP und Grünen im Kreistag.

45 Jahre ist Nisslmüllers Start in Freinsheim jetzt her. 11.500 Einwohner lebten damals in der neu gebildeten Verbandsgemeinde – heute sind es fast 16.000. Dabei war das VG-Konstrukt gar nicht für die Ewigkeit bestimmt. „Sie brauchen nicht länger als drei bis vier Jahre zu bleiben“ – diese Maßgabe zu Nisslmüllers Wechsel nach Freinsheim sollte sich als Fehleinschätzung entpuppen. Am Ende wurden daraus fast 20 Jahre. Und die Verbandsgemeinde gibt es immer noch. „Eine Einheitsgemeinde, wie sie das Land vorsah, wollten die Bürgermeister damals nicht. Und heute ist es gut, dass es die Ortsgemeinden noch gibt. Die Bürger identifizieren sich mit ihnen“, sagt Nisslmüller. Dass sein Geburtsdatum mit den Novemberpogromen auch eine bittere historische Bedeutung hat, sollte der im hessischen Lichtenberg geborene Nisslmüller zum ersten Mal in der Schule erfahren. Losgelassen hat es ihn seitdem nicht mehr. Vielleicht kommt daher auch sein großes Interesse für Geschichte. Studiert hat Nisslmüller aber dann doch Jura in Mainz. „Da konnte ich zu Hause in Worms wohnen bleiben.“ Ein Maschinenbau-Studium in Stuttgart, das er zuerst angestrebt habe, sei aus finanzieller Hinsicht nicht in Frage gekommen. Er bedauert es nicht, denn dass er es als Fünftes von insgesamt zehn Geschwistern überhaupt an eine Universität schaffte, sei nicht selbstverständlich gewesen. Als sein Vater als Lehrer in Pension gegangen sei, hätten die älteren Brüder wegen Geldmangels die Schule verlassen müssen. Sein Großvater habe ihn jedoch überredet, am Wormser Gymnasium zu bleiben. Bis zum Abitur 1957. Nisslmüller biss sich durch und erklomm nach dem Studium die Karriereleiter. Mit 30 wurde der Jurist stellvertretender Polizeipräsident in Mainz, 1966 trat er in die SPD ein, wurde drei Jahre später in den Wormser Stadtrat gewählt. Nach Übergangsstationen in der Bezirksregierung und als Ministerialbeamter sollte er in Freinsheim am längsten Fuß fassen (1972 bis 1991). Danach war er zehn Jahre Landrat im Kreis Germersheim. Heute sei er insbesondere sehr froh über seine gute Gesundheit, sagt der rüstige Jubilar, der seit 1976 nach geschiedener erster Ehe mit seiner Frau Ortrud verheiratet ist. Außerdem sei er stolz, dass er seinen vier Kindern die von ihnen gewünschte Ausbildung habe finanzieren können. Fünffacher Großvater ist Nisslmüller mittlerweile. Sein ältester Enkel ist 22, sein jüngster erst ein halbes Jahr alt.

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