Rülzheim Buch über Leben und Tod des Bischofs Theodard

Rudolf Kern.
Rudolf Kern.

Der Mord des Bischof Theodard bei Rülzheim ist dokumentiert. Über das Leben des frühmittelalterlichen Geistlichen ist hingegen wenig bekannt. Rudolf Kern hat nachgeforscht und am Sonntag wird sein neues Buch vorgestellt.

„Quellen, Leben und Verehrung Theodards – eines bei Rülzheim ermordeten frühmittelalterlichen Bischofs aus Maastricht“ lautet der Titel das neue Buch des Rülzheimers Rudolf Kern. Diese Abhandlung stelle eine erste eingehende Untersuchung des bisher wenig bekannten Bischofs von Maastricht dar, so der Verlag regionalkultur. Der Autor Rudolf Kern (Jahrgang 1938) ist gebürtiger Rülzheimer und der jüngste Sohn des Zigarrenfabrikanten Ferdinand Kern. Nach seinem Studium der alten und neuen Sprachen in Mainz, Heidelberg und Bonn ging er an das Institut für Namenkunde in Löwen (Belgien) und dann während des Sprachenstreits in Belgien an die neu aufgebaute französischsprachige Universität in Neu-Löwen. Dort lehrte er von 1968 bis 1998 die deutsche Sprache. 2012 zog es ihn als Ruheständler in seine Heimatgemeinde und in sein Elternhaus zurück.

Unbekannter Theodard

Theodard sei eine weithin unbekannte Figur des 7. Jahrhunderts, so Kern im Gespräch mit der RHEINPFALZ, zu der „nur kärgliche, ungleich aussagekräftige und oft unklare historische Nachrichten“ vorlägen. Um mehr Wissen und Erkenntnis über ihn zu erlangen, habe er alle erreichbaren Theodard-Quellen der Überlieferung aufgesucht, den vergangenen und gegenwärtigen Forschungsstand gesichtet und versucht, in historisch-kritischer Analyse und Interpretation der Quellen und Literatur daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Die Idee, ein Buch über Theodard zu schreiben, hatte Kern schon zu der Zeit, als er noch in Belgien lebte. Sein zuletzt veröffentlichtes Buch über „Die Sprache von Rülzheim“ erschien im Jahr 2019. Das jetzt verfasste soll das letzte Werk des 86-Jährigen sein.

Quellen aus „Acta Sanctorum“

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil findet der Leser die originalen Schriftzeugnisse über Theodard, im zweiten schildert Kern auf deren Basis und mithilfe anderer Quellen und Literatur die „bruchstückhafte Lebensgeschichte“ Theodards und in Teil 3 gibt er einen Überblick über seine kultische Verehrung und sein Fortleben von früher bis heute in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland. Die Dokumente hat er fast ausschließlich in der Nationalbibliothek in Brüssel in der Reihe der „Acta Sanctorum“, einer riesigen Heiligensammlung von jesuitischen Gelehrten über Heilige der römisch-katholischen Kirche, einsehen können. Da diese Dokumente alle im Latein des 7. bis 14. Jahrhunderts geschrieben sind, musste Kern sie übersetzen. Weil er klassisches Latein studiert hatte, waren ihm diese im mittelalterlichen Latein geschriebenen Texte „nicht so ganz fremd“, dennoch hat allein die Übersetzung der elf Quellendokumente, übrigens die erste überhaupt in deutsche Sprache, zwei bis drei Jahre gedauert. Im Buch sind diese Texte im Original und in der deutschen Übersetzung nebeneinander aufgeführt. Dadurch, so Kern, wende sich sein Buch an einen breiteren, geschichtsinteressierten Leserkreis.

Wer war der Mörder?

Das älteste überlieferte Schriftzeugnis zu Theodard ist eine Urkunde des Königs Childerich II von Austrasien, die am 6. September 670 n. Chr. in der Bischofsstadt Maastricht ausgestellt wurde. Diese Urkunde sei der historisch sicherste Beleg für die Existenz Theodards und seiner Funktion als Bischof von Tongern-Maastricht, so Kern: „Theodard ist also keine legendarische Figur, er hat wirklich gelebt.“ Auch sein Tod in der Nähe von Rülzheim ist belegt. In den Dokumenten heißt es, der Schauplatz seiner Ermordung sei am Nordrand des Bienwalds unweit von Spira, also Speyer, wo später zu seinen Ehren eine Wallfahrtskapelle errichtet wurde. All dies weist eindeutig auf Rülzheim hin, weil es nur hier, an der ehemaligen Römerstraße, ein solches, dem Hl. Theodard geweihtes Kirchlein gegeben hat. Wann genau die Ermordung stattgefunden hat, lässt sich, so Kern, nur ungefähr bestimmen, es muss zwischen dem 6. September 670 und 673, spätestens dem 11. August 675 geschehen sein. Auch über die Mörder Theodards gibt der Autor Auskunft. Ein Werk wie das jetzt vorgelegte, habe es „so noch nie gegeben“, stellt der Autor fest.

Info

„Quellen, Leben und Verehrung Theodards – eines bei Rülzheim ermordeten frühmittelalterlichen Bischofs aus Maastricht“, von Rudolf Kern, 360 Seiten, 29,80 Euro. Erhältlich an der Pforte des Rathauses, den KÖB der VG Rülzheim, bei Seelinger & Werling (Rülzheim) sowie beim Verlag unter 07251 367030 oder E-Mail kontakt@verlag-regionalkultur.de

Vorstellung: Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr, Katholisches Pfarrheim. Erhältlich an der Pforte des Rathauses der Verbandsgemeinde, den Katholischen Öffentlichen Büchereien Rülzheim, Hördt, Kuhardt und Leimersheim, bei Seelinger & Werling (Rülzheim) sowie beim Verlag unter Tel. 07251 367030 oder E-Mail kontakt@verlag-regionalkultur.de

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