Kommentar Der Kreis lässt arme Bürger im Regen stehen und gibt lieber viel Geld für den Tourismus aus

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Die Sozialabteilung der Kreisverwaltung ist unterbesetzt, und angeblich kann der Kreis daran auch nichts ändern. Dabei müsste sich die Verwaltung nur auf ihre eigenen Möglichkeiten besinnen.

Im Landkreis Germersheim müssen Bürger monatelang warten, wenn sie Grundsicherung beantragen. Das sind Menschen, denen finanziell das Wasser bis zum Hals steht: beispielsweise ein Rentner mit 700 Euro Rente, der 800 Euro Miete zahlt und altersbedingt seinen Minijob als Fahrer aufgeben musste. Diese Menschen haben Anspruch auf Hilfe! Einen Anspruch, den zu erfüllen die Aufgabe der Kreisverwaltung ist.

Wie es aussieht, hat die Kreisverwaltung Schwierigkeiten, diesem Anspruch angemessen nachzukommen. Als Grund nennt sie den Mangel an Mitarbeitern. Ausgeschrieben sind für die Sozialabteilung aber nur zwei freie Stellen. Bei insgesamt rund 60 Mitarbeitern ist das im Rahmen der normalen Fluktuation und sollte ohne große Verwerfungen zu bewältigen sein. Zum Beispiel, indem andere Mitarbeiter mit anderen Schwerpunkten ihren Kollegen unter die Arme greifen. Laut Kreisverwaltung geht das aber nicht: dazu seien die benötigten Kenntnisse zu speziell. Und mehr Leute einstellen gehe auch nicht, weil die Mitarbeiterzahl „aufgrund haushalts- und landesrechtlicher Vorgaben auf das notwendige Maß beschränkt“ sei, argumentiert die Kreisverwaltung.

Schuld sind also wieder mal die anderen. Dabei wäre das eine Gelegenheit für den Kreis, sich im Sinne seiner Bürger auf seine eigenen Möglichkeiten zu besinnen. Die hat er nämlich, dem ständigen Lamento wegen seiner Schulden zum Trotz. Bei immerhin fünf Mitarbeitern der Kreisverwaltung ist nämlich mittlerweile als Tätigkeitsgebiet „Tourismus“ ausgewiesen. Wo hier wohl das „notwendige Maß“ liegt? Wo doch jeder weiß, dass die meisten Übernachtungen im Kreis Germersheim auf das Konto von Monteuren und Geschäftsleuten gehen? Die touristischen Hauptanziehungspunkte des Kreises dürften realistisch gesehen also Daimler, MiRo, Speyer und Karlsruhe sein.

Erst kürzlich hat der Kreistag sogar eine eigene Beigeordnete für das Thema „Tourismus“ gewählt. Das ist populär, denn natürlich profitieren auch Bürger des Kreises Germersheim von den touristischen Freizeitangeboten. Wenn Geld übrig ist: Gerne! Aber bitteschön: Vorher müssen alle ein Dach über dem Kopf haben und satt sein.

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