Kandel Einlaufkind bei der Fußball-EM: Kandeler Junge in Gruppenphase dabei

Jaron (4. von rechts) als Einlaufkind der Ukraine.
Jaron (4. von rechts) als Einlaufkind der Ukraine.

Bei jedem EM-Spiel laufen derzeit auch Mädchen und Jungen mit den Fußballprofis ein. Jaron Stenger war einer von ihnen. Wie der Neunjährige dazu kam und wie der große Tag lief.

Nach dem bitteren EM-Aus nach dem letzten Gruppenspiel gegen Belgien brechen die Spieler der ukrainischen Nationalmannschaft auf dem Rasen sichtlich zusammen. Sie sind enttäuscht, müssen ihre Hoffnungen auf ein Weiterkommen begraben, nichts wird es mit dem Achtelfinale, die Heimreise in ihr vom Krieg so arg geplagten Land haben sie längst angetreten. Für einen kleinen Jungen aus Kandel jedoch wird der Abend in der Stuttgarter MHPArena und die Begegnung mit den Fußballstars aus der Ukraine noch lange in Erinnerung bleiben. Der Neunjährige und seine ganze Familie werden das Spiel so schnell nicht vergessen, denn Jaron Stenger durfte an diesem Abend als Einlaufkind mit auf den Rasen, an der Hand eines Spielers der ukrainischen Nationalmannschaft.

Der Weg ins Stadion

Jarons Mama hatte sich beim Einkauf im Kandeler Lidl-Markt an einem Gewinnspiel über die Lidl-Plus-App beteiligt. „UEFA EURO 2024 – du hast gewonnen“ lautete dann am 15. Mai eine E-Mail. Das wollte sie zunächst einmal gar nicht glauben, drückte auch nicht auf den vorgegebenen Link, um hier Näheres zu erfahren. Aber gespannt war sie doch! Immerhin wurde ihr versprochen: „Du und dein Kind werdet gemeinsam zur UEFA Euro 2024 reisen. Dein Kind wird mit den Spielern einlaufen….“ hieß es darin.

Für sie sei dies der absolute Hammer gewesen, so erzählt uns Claudia Stenger jetzt. Wusste sie doch um die Fußballbegeisterung ihres neunjährigen Sohnes Jaron, der seit zwei Jahren in der E-Jugend in Hatzenbühl zusammen mit anderen Kindern aus Erlenbach, Herxheim und aus Kandel, selbst aktiv spielt. Aber trauen mochte sie der verlockenden E-Mail erst einmal nicht so recht. Und so rief sie zunächst einmal beim Kundendienst des Discounters und EM-Sponsors an. Schon am Abend rief dessen Agentur „Do it!“ zurück und versicherte, dass alles seine Richtigkeit habe. Seitdem kannte die Vorfreude im Hause der Stengers keine Grenzen mehr.

Ein Traum wird wahr

Von einer Rolle als Einlaufjunge bei der EM hatte Jaron zwar hin und wieder mal geträumt, aber ganz und gar nicht zu hoffen gewagt. Und nun sollte der Traum doch Wirklichkeit werden. In der MHP ArenaStadion von Stuttgart, beim Gruppenspiel Belgiens gegen die Ukraine. Ganz schnell drückte Claudia Stenger jetzt auf den mitgeschickten Link, füllte alle Fragen aus und bat in der Ludwig-Riedinger-Grundschule in Kandel darum, Jaron doch für zwei Tage zu beurlauben. Jaron war nämlich einer von 200 Glückskindern, die sich auf diese Weise an der Europameisterschaft in Deutschland beteiligen durften. Schnell war innerhalb der Familie auch geklärt, dass der ebenfalls sportbegeisterte Vater Marco am Mittwoch letzter Woche den Neunjährigen Jaron begleiten sollte.

Sicherheitshalber machten sich die beiden mit dem Auto auf den Weg nach Stuttgart. Hier erwartete die beiden nicht nur ein Doppelzimmer in einem noblen Hotel, sondern auch ein interessantes Programm. Die Begleitpersonen besuchten das Daimler-Museum, die Kinder wurden in der MHPArena auf ihren Einsatz am Abend vorbereitet. In neuem Outfit, passend zur jeweiligen Elf, wurde geübt, bis alles klappte, und vieles abgesprochen. Spielbeginn war ja um 18 Uhr. Jaron sollte mit dem Spieler mit der Trikotnummer 24, es handelt sich um den Verteidiger Oleksandre Tymchyk, auflaufen.

Ein Gruß nach Kandel

Sprechen mit den Spielern sollten sie auf keinen Fall, aber winken durften sie schon. Viele Kameras waren auf sie gerichtet, unter anderem auch die des Senders RTL, der dieses Spiel übertrug. Und Jaron nutzte die Gelegenheit, den Daheimgebliebenen einen Gruß zu senden. Unser Bild entstand daheim vor dem Fernsehgerät in der Holunderstraße. Hier konnte auch seine Rest-Familie, die daheim bleiben musste, weil sie nun einmal nur zwei Karten für das Spiel gewonnen hatten. Mutter und Schwester konnten natürlich am Fernsehgerät alles mitverfolgen. „Ich war total happy und gerührt, als ich Jaron winken sah“, gesteht Claudia Stenger, und nicht nur sie erkannte ihren Sohn. Auch das jüngere Schwesterchen Nella saß vor dem Fernsehgerät, schon etwas enttäuscht, nicht auch im Stadion sein zu können.

Eine Bekannte rief gleich an, Jaron sei im Fernsehen zu erkennen gewesen, an der Hand des ukrainischen Spielers und im gelb-blauen Trikot der Ukraine. Das Spiel selbst war für den jungen Fußballer dann gar nicht mehr so interessant. Es fielen ja keine Tore, aber von ihm fiel die ganze Anspannung ab. Zusammen mit seinem Vater fuhr er nach Spielende ins Hotel, wo man sich nach dem Abendessen und dem Besuch in einem Sportstudio zur Ruhe legte, ehe am anderen Tag die Heimreise nach Kandel angetreten wurde.

Jaron Stenger im Trikot, das er in Stuttgart beim Einlauf der Ukraine-Elf trug.
Jaron Stenger im Trikot, das er in Stuttgart beim Einlauf der Ukraine-Elf trug.

Kaum daheim angekommen, waren auch schon die ersten Freunde da, um sich nach dem großen Erlebnis zu erkundigen. Dafür interessierte sich natürlich auch seine Klassenlehrerin Kirsten Röber, die ihrem Schüler dieses einmalige Erlebnis gerne ermöglicht hatte.

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