Kreis Germersheim Fotovoltaik: Netzbetreiber vom Run der Hausbesitzer überrollt

Irgendwann gefühlt auf jedem Dach eine Anlage: Der Boom der Fotovoltaik endet so schnell wohl nicht.
Irgendwann gefühlt auf jedem Dach eine Anlage: Der Boom der Fotovoltaik endet so schnell wohl nicht.

Die Beschwerden häufen sich: Wer seine Solarzellen an Netz anschließen will, muss oft lange warten. Die Pfalzwerke nennen die Gründe dafür.

„Gefühlt sind wir beim Kunden der schlechteste Netzbetreiber der Welt“, lässt Stefan Lang ein wenig auf seine Gefühlslage blicken. Aber solche Berichte gebe es aus ganz Deutschland, vor allem aus den ländlichen Regionen. Lang leitet bei den Pfalzwerken den Bereich „Infrastruktur, Bau und Service“. Der wurde erst 2021 gegründet. Und das aus einem Grund: Der Run auf die fotovoltaik-Anlagen.

Seit 2019 erhöht sich die Zahl der Fotovoltaik-Anlagen jährlich um 50 bis 100 Prozent. 2022 wurden 6900 Anlagen von den Pfalzwerken neu angeschlossen, über 1500 davon in der Südpfalz. 2023 werden es insgesamt 9000 bis 10.000 neue Anlagen im Pfalzwerke-Netz sein, schätzt Lang. „Wir erwarten, dass wir bis 2030 durchgehend auf diesem Niveau bleiben“, sagt Lang. Das bedeute: „20 bis 30 Anträge, die täglich bei uns eingehen – auch an den Wochenenden. Oder rund 175 Anträge pro Woche im Durchschnitt.“

Anmeldungen haben sich vervierfacht

In der Südpfalz waren 2022 schon über 10.300 Fotovoltaik-Anlagen an das Netz der Pfalzwerke angeschlossen. Etwas weniger als die Hälfte stehen im Kreis Germersheim, die anderen im Kreis Südliche Weinstraße. Die Zahl der Anmeldungen hat sich ab 2020 gegenüber dem Niveau der Vorjahre verdreifacht, 2021 etwa vervierfacht. 2020 wurden in der Südpfalz noch 700 Anlagen neu angeschlossen, 2022 waren es 1500. Auch hier wieder etwas weniger als die Hälfte im Kreis Germersheim, der Rest im Kreis Südliche Weinstraße.

„Wir haben die Zahl der eingesetzten Leute einfach verdoppelt, dafür Kollegen aus anderen Fachabteilungen dazu gezogen“, schildert Lang die Reaktion der Pfalzwerke. Wichtig sei auch die Schulung der Installateure, damit diese die Anmeldung gleich richtig ausfüllen – was danach Zeit und Arbeit spart. Auch Geld hätten die Pfalzwerke in die Hand genommen: Das Budget für „Instandhaltung und Innovation im Netz“ ist heute mit rund 100 Millionen Euro jährlich doppelt so hoch wie 2013.

Zähler schneller setzen

Ein weiterer Baustein sei die digitale Anmeldung. Außerdem sei der „Zählerwechsel-Prozess optimiert“ worden. Der neue Zähler, mit dem der Netzanschluss vollzogen wird, werde nun „innerhalb weniger Wochen gesetzt“,so Lang: „Die Kunden sind darüber glücklich.“ Jeder Installation vorausgehen muss aber der Antrag beim Netzbetreiber. Und dessen Antwort muss nicht unbedingt positiv ausfallen. Das hat technische Gründe: Netzbetreiber wie die Pfalzwerke prüfen, ob die geplante Anlage netzverträglich ist. Das bedeutet, sie simulieren, was im Netz passiert, wenn die Anlage hinzukommt. Die Spannung darf nämlich um nicht mehr als 10 Prozent schwanken. Wird der Grenzwert überschritten, kann die Anlage den Nachbarn Probleme bereiten, so Lang.

x