Kreis Germersheim Generalsanierung abgeschlossen
Nach fast vier Jahren Sanierungszeit wurde das Schöpfwerk Neuburg nahe der „Lautermuschel“ wieder offiziell übergeben. Es dient bei Rheinhochwasser dem Schutz des zirka neun Quadratkilometer großen Niederungsgebiet der Altaue auf den Gemarkungen Neuburg und Berg, da Bäche und Gräben dort die landwirtschaftliche Nutzfläche über die „Kehle“ entwässern.
Dabei hat das Schöpfwerk zweierlei Aufgaben: bei Rheinhochwasser wird der Mündungsbereich der Kehle in den Altrhein abgesperrt, damit der Rhein nicht in die Niederung fließen kann; anderseits können die Niederungen trotzdem entwässert werden, weil das gestaute Wasser über das Schöpfwerk in den Rhein gepumpt wird. Das vorrangige Ziel, die landwirtschaftlichen Flächen vor Ernteausfällen zu bewahren, wird ergänzt durch den zusätzlichen Schutz der Ortsbereiche. Der Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGB), Professor Hans-Jürgen Seimetz, konnte in seiner Ansprache bereits die erfolgreiche Bewährungsprobe des Bauwerks vermelden, da es bei zwei Rheinhochwässern im Januar einwandfrei funktioniert habe. Die Kosten von drei Millionen Euro übernimmt zu 90 Prozent das Land, der Rest wird vom Entwässerungsverband Obere Rheinniederung übernommen, der dieses Schöpfwerk betreut. Die Höhe der Kosten und die Bauzeit waren gestiegen, nachdem sich zeigte, dass das fast 30 Jahre alte Bauwerk einer Generalsanierung bedurfte. Die Bausubstanz war deutlich schlechter als angenommen, außerdem wurde ein neues Kopfbauwerk errichtet. Um diese Arbeiten ausführen zu können, musste die Baugrube aufwendig mit Spundwänden abgedichtet und Grundwasser abgepumpt werden; für weitere Verzögerungen war 2016 ein viermonatiges Hochwasser verantwortlich. Die Pumpen wurden erneuert, die Elektro- Steuerungs- und Regeltechnik komplett überarbeitet oder erneuert, dafür können die Funktionssysteme nun von den Mitarbeitern jederzeit über Ferndatenwartung abgerufen werden. Reinhard Scherrer, Verbandsbürgermeister von Hagenbach und Vorsitzender des Entwässerungsverbands Obere Rheinniederung, betonte die Bedeutung des Bauwerks, „der Rheindeich und die Polder sind zweifellos sehr wichtig, aber ich habe mehr Angst vor dem Wasser aus dem Bienwald, denn ohne Schöpfwerk hätten wir hier Sumpfland in den Niederungen“. Da das Schöpfwerk direkt am Rhein-Radweg liegt, können Radler und Spaziergänger seine Bedeutung und Arbeitsweise nun auch in einer zweisprachigen Informationstafel nachlesen. Bei den anschließenden Gesprächen der Fachleute und Gemeindevertreter umliegender Orte waren die vor kurzem lokal aufgetretenen Probleme der Überschwemmungen durch heftige Starkregen ein wichtiges Thema. Bei dem sich aber alle einig waren, dass es hierfür bisher kaum Abhilfe gibt.